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Hatschi!!! Was tun, wenn dir die Viren einen Strich durch die Planung machen

von Dez 6, 2017Lernen & Vorbereiten, Mindset

Früher oder später erwischt es wohl jeden. Jetzt hat es mich erwischt. Das muss aber nicht heißen, dass die Krankheitstage arbeitsmäßig ganz „verloren“ sind!

 

Ich habe mühsam gelernt, dass es unerlässlich ist, planvoll zu arbeiten/zu lernen, wenn man sich nicht verzetteln und einen großen Teil seiner Kräfte verpulvern will. Dazu werde ich sicherlich irgendwann noch einen Beitrag schreiben, für jetzt musst du mir einfach glauben, dass es so ist.

 

Ohne konkreten Arbeits- oder Lernplan: Viel gefühlte Geschäftigkeit und relativ wenig Ergebnis.

 

Also mache ich Wochenpläne, in denen ich festlege, was ich an welchem Tag schwerpunktmäßig erledigen werde aus den A-Prioritäten. Daneben habe ich eine Liste von Aufgaben mit B oder C-Priorität zum mehr oder minder spontanen auffüllen.

 

Aber was ist, wenn etwas dazwischen kommt – z.B. eine Erkältung?

 

Zur Erinnerung: Der Mensch tracht, Gott lacht! Oder etwas säkularer nach John Lennon: Leben ist das, was passiert, während du anderweitige Pläne machst.

 

Diese Woche ist es also soweit (nicht nur) bei mir:

 

  • Am Samstagabend habe ich gedacht „na, da wird doch wohl nicht was kommen???“.
  • Am Sonntag war es leichtes Halskratzen, zum Glück nicht mehr – dachte ich zumindest. Die Sonntagnacht war brutal, der ganze Hals war eine Wunde, immer wieder wachte ich auf, versuchte zu schlucken, das ganze Programm.
  • Am Montagmorgen stand dann fest, dass die morgendliche Joggingrunde nicht stattfinden würde.

 

Aber was war mit dem Arbeitstag? Zum Glück muss der nicht ganz verloren gehen, die Tricks, die auch für einen Lerntag gelten, verrate ich dir gern.

 

Die App heißt übrigens Focus Keeper: Work & Study timer
Sehr hilfreich ist, wenn man sowieso nach der Pomodoro-Technik arbeitet: 25 Minuten Arbeit (1 Pomodoro), 5 Minuten Pause, dann wiederholen. Nach 4 Pomodori eine lange Pause von 25 Minuten, dann geht es weiter mit der nächsten Viererrunde. Drei große Vierer-Abschnitte sind die Regel – das sind dann insgesamt (mit Pausen) 6 Stunden 50 Minuten, in denen man weitaus mehr erledigt, als an einem herkömmlichen viel längeren Arbeitstag. Funktioniert einwandfrei, auch zum lernen – auch hierzu bald ausführlicher. Schon mal vorab verraten, worin der Vorteil liegt: Du fühlst dich nicht überwältigt, es sind immer nur 25-Minuten-Abschnitte, die kriegst du auch dann hin, wenn du dich gerade nicht so motiviert – oder eben körperlich angeschlagen – fühlst.

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Wenn du kränklich bist, kann die Pomodoro-Lerntechnik einen ihrer großen Vorteile ausspielen: die kurzen Einheiten. Es sind ja nur jeweils 25 Minuten – und du kannst dir die Erlaubnis gegeben, aufzuhören, wenn du merken solltest, dass es nicht mehr sinnvoll ist, weiterzulernen. Aber nicht planlos mittendrin, sondern erst nach Ende des aktuellen Pomodoros. Maximal 25 Minuten schaffst du nämlich immer! Wunder des Wunders: Sehr oft merkst du, dass doch noch eins und dann noch eins geht! Du kannst auch die zweite längere Pause etwas länger gestalten und einen kurzen Heilungs-Mittagsschlaf halten, das ist der Luxus, wenn man selbstbestimmt arbeiten/lernen kann und zwar auch zuhause auf dem Sofa.

Aber manchmal klappt auch das nicht mehr. Bei mir ist es z.B. so, dass ich  seit gestern Abend in die Nies- und Hustenphase geraten und entsprechend habe ich a) kaum geschlafen und b) dumpfe Kopfschmerzen. Damit weiß ich nicht, ob ich heute den Arbeitstag ganz so wie geplant werde füllen können. Wenn ich mir die diesjährigen Viren so anschaue, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch du früher oder später auch keine 25 Minuten mehr sinnvoll lernen kann.

 

Was machst du also, wenn du merkst, dass es richtig zäh wird und du nicht mehr weiterlernen kannst?

Dann wirst du den Plan für den Tag anpassen.

Dafür gibt es mehrere mögliche Abstufungen, je nachdem, wie stark deine Arbeits- und Denkfähigkeit schwindet. Wie das aussehen könnte:

  • Die erste Stufe wäre bei mir – ebenfalls in Pomodoro-Abschnitten – die Notizen, die sich in meinen verschiedenen Notizbüchern gesammelt haben, entweder durchzustreichen (sofern erledigt) oder zu übertragen bzw. auf eine Todo-Liste zu setzen. Außerdem habe ich momentan eine Liste mit ein paar juristischen Fragen, zu denen ich in Beck-Online und in juris recherchieren könnte, auch daraus könnte ich mir was rauspicken.
    • Auch du hast bestimmt mehrere Notizen aus Vorlesungen, Vorbereitungskursen oder der eigenen Vorbereitung, die du durchgehen und unter Umständen sortieren oder auch nur einfach abheften könntest. Oder du sortierst die letzte Schönfelder-Lieferung ein?
    • Idealerweise hast du auch eine Liste mit kleineren, konkreten Lernaufgaben. Vielleicht Definitionen, die es zu wiederholen gilt. Oder einen konkreten (kleinen) Punkt, den du noch nachschlagen wolltest. Und wenn nicht: Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt, eine solche Liste anzufertigen?
  • Sollte sich auch das zu mühsam anfühlen, wenn also gerade nichts juristisches geht, kannst du ein klein wenig aufräumen. Nichts großes, nur hier und da einen kleinen Handgriff. Entweder am Schreibtisch oder in der Wohnung, einfach nur, dass eine Kleinigkeit gemacht ist. Oder du schreibst eine E-Mail, die du schon länger schreiben wolltest. Erledige irgend etwas kleines, wofür du dir sonst jetzt und heute keine Zeit genommen hättest.
  • Und wenn auch das zu mühsam sein sollte, dann nimmst du dir frei!

An dieser Stelle wird es aber etwas knifflig:

Wenn du nur „aufgibst“, so ähnlich wie eine Niederlage, wirst du ziemlich sicherlich nicht gut zur Ruhe kommen. Denn du wirst dich im Hinterkopf ständig damit beschäftigen, ob das jetzt ok ist oder nicht. Solltest du ein schlechtes Gewissen haben? Solltest du vielleicht doch etwas lernen?

Die Lösung ist:

Du bestimmst einen ganz konkreten Zeitabschnitt, in dem du nicht in irgend einer Form lernen wirst.

Heute wäre es z.B. bei mir der Zeitraum bis nach dem Mittagessen und einer kurzen Mittagsruhe.

Danach heißt es Wiedervolage: Du beurteilst wieder die Lage und deinen Zustand und entscheidest neu, wie du weiter vorgehst.

Der große Vorteil hiervon ist:

Jetzt kannst du bis zum von dir bestimmten Zeitpunkt wirklich loslassen. Ein schlechtes Gewissen brauchst du auch nicht zu haben – der Zeitabschnitt bis zur neuerlichen Evaluation der Lage ist nicht groß, in diesen paar Stunden geht die Welt garantiert nicht unter.

Aber vor allem bist du nach wie vor diejenige, die den Plan macht und du fühlst dich nicht machtlos ausgeliefert und fremdbestimmt.

Und wenn das so ist, dann brauchst du auch keine Zeit zu verschwenden mit „warum bin ich denn jetzt erkältet?“, mit „musste das jetzt sein?“ oder mit „müsste ich nicht vielleicht gerade…?“ 

Ich gehe sogar einen Schritt weiter:

So ist selbst der Krankheitstag ein guter Tag – und zwar in vielfacher Hinsicht:

  1. Du hast entweder noch trotz Erkältung etwas geschafft oder zumindest hast du dir störungsfreie Genesung ermöglicht. Du bist also definitiv weiter gekommen – nur anders, als geplant.
  2. Du hast erkannt, dass auch unvorhergesehene Ereignisse keinen Kontrollverlust bedeuten.
  3. Du möchtest ab jetzt immer wieder und immer öfter selbstbestimmt deinen Lerntag gestalten.