Kennst du schon aktives Lernen oder konsumierst du noch passiv vor dich hin?
Lernst du aber auch richtig?
Die meisten (nicht nur Studierende) lernen falsch. Sie verstehen den Lernprozess als etwas, was fertig von außen kommt, z.B. durch die Ausführungen der Dozentin oder die Aussagen des Lehrbuchs und Skripts. Nichts könnte weiter von der Wahrheit liegen! Bereits Galileo Galilei wusste aber:
Man kann einen Menschen nichts lehren – man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu finden.
Ich möchte hinzufügen: Lernst du tatsächlich, dich so vorzubereiten, dann wirst du das Wissen immer und immer wieder in dir finden können. Auch unter Stress und in der Klausur.
Aktives Lernen: Vorbereitung
Du pickst das Thema raus, ich habe im Video unten als Beispiel § 4 „der Vertragsschluss“ aus dem Medicus genommen. Nachdem diese Entscheidung gefallen ist, klappst du das Buch zu – das ist sehr wichtig.
- Jetzt nimmst du dir ein Blatt Papier, auf das du eine Mindmap erstellst (das Lehrbuch ist noch zu!)
- Du schreibst dir auf, welche Unterpunkte du vermutlich im Lehrbuch finden wirst. Hast du ein spezifisches Thema zu lernen, schreibst du auch auf, wozu es selbst gehört, maW wo es verortet ist.
- Das könnte z.B. beim Vertragsschluss sein: Willenserklärung, AGB, Verbraucherschutz, Formfragen usw.
- Du überlegst, ob du jetzt schon weißt, dass einige Punkte noch nicht „sitzen“. Diese umkringelst du rot.
- JETZT schlägst du das ausführliche Inhaltsverzeichnis auf. Du vergleichst deine Unterpunkte (und ggfs. deine Verortung) mit den Unterpunkten im Lehrbuch.
- Sie werden voraussichtlich nicht deckungsgleich. Hast du mehr Punkte, bedeutet dies meist nur, dass der Autor stärker eingegrenzt hat, damit der Stoff übersichtlicher wird.
- Fehlen dir Unterpunkte, dann markierst du diese orange oder gelb. So weißt du, dass dir da der Zusammenhang entgangen war.
- Die Vorbereitungshandlungen sind jetzt abgeschlossen!
Nachstehend ein Beispiel für die Vorbereitung
Aktives Lernen: Lesen & Mind-Map anreichern
Du hast immernoch deinen Zettel neben dir, auf dem du folgendes siehst:
- Die Zusammenhänge
- Die Einzelpunkte, die dir zum Thema entfallen waren (bei mir oben: gelb)
- Die Punkte, von denen du jetzt schon weißt, dass du sie nicht (ganz) beherrscht (bei mir oben: rot)
Jetzt geht es an die Lektüre.
Bei der Lektüre achtest du ganz besonders auf die Bereiche, die du rot markiert hattest, weil sie noch nicht „sitzen“. Du liest nicht zu schnell, sondern nimmst quasi den Text unter die Lupe und denkst mit. Vermutlich wirst du einige weitere Punkte rot markieren auf deiner MindMap, vielleicht schreibst du auch in rot verschiedene Stichworte auf, die dir Unbehagen verursachen (im obigen Beispiel z.B. „Schweigen HGB“)
Aktives Lernen: direkt nach der Lektüre
Jetzt kommt ein wichtiger Schritt. Das Buch wird zugeklappt. Du schließt die Augen und gehst das Gelesene Punkt für Punkt noch einmal durch. Es wird nicht „gespitzt“, du versuchst es selbst zu rekonstruieren. Setze den Fokus nicht darauf, wie es im Buch stand (Papagei-Wiederholung) sondern denke darüber nach, wie es wohl sein müsste oder auch könnte. Und zwar für die ganze Einheit. Kommst du in einem Punkt nicht weiter, merke dir das und mach weiter mit dem nächsten Punkt. Was du nicht mehr ermitteln konntest, das notierst oder markierst du dir im Anschluss auf deiner Mind-Map rot.
Aktives Lernen: Wiederholung am Tag danach
Am nächsten Morgen reservierst du dir direkt am Anfang eine Viertelstunde (maximal). Lehrbuch ist zu! Du nimmst die Mind-Map, fühlst und denkst dich wieder in das Thema rein und fokussierst auf die „roten Punkte“: Versuch nicht, dich zu erinnern, was im Lehrbuch stand. Versuch vielmehr den Inhalt selbst zu rekonstruieren. Es ist hilfreich, wenn du dies mit geschlossenen Augen tust, das ist aber kein Muss. Erst gehst du so allein alle rot markierten Themen durch, nur im Anschluss öffnest du das Lehrbuch und schaust dir dort noch einmal die entsprechenden Passagen an. Dann machst du eine „richtige“ Pause und weiter geht’s mit der neuen Lerneinheit. Du kannst auch erwägen, diese erste Wiederholung mit deinem Morgenkaffee zu machen oder vielleicht bei der morgendlichen Runde spazieren oder joggen. Das ist sehr effektiv, aber es muss ja nicht gleich alles optimiert werden – kleine Schritte sind nachhaltiger!
Aktives Lernen für Profis: Konsolidierung
Ich empfehle dir, einen (anfangs halben und später ganzen) Tag die Woche für die Konsolidierung des Gelernten einzusetzen. An dem Tag wird nichts Neues gelernt. Und jetzt kommt die Zauberwaffe: Wechsel die Rollen! Du bist nicht mehr KonsumentIn, sondern erklärst das Gelernte!
Wenn Du etwas lernen willst, lies darüber, Wenn Du etwas wissen willst, schreib darüber, Wenn Du etwas meistern willst, unterrichte es!
(wird Yogi Bhajan zugeschrieben)