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„Worum es im Examen geht“ Teil III: Der Kurswechsel, der deiner Vorbereitung neue Flügel verleiht

von Nov 24, 2017Lernen & Vorbereiten, Mindset, Prüfungshandwerk, Übergreifendes

Du befindest dich im dritten Teil der fünfteiligen Serie „Worum es im Examen geht“, die dir ein Gesamtbild über das Staatsexamen verschafft und zum Schluss auch ein paar populäre Irrtümer aus der Welt räumt.

In den beiden ersten Folgen hatte ich aus dem Nähkästchen einer ehemaligen Prüferin geplaudert, das Oberthema war hier „Der Prüfer, dieses unbekannte Wesen!“. In der ersten Folge habe ich dir verraten, was die Prüfer von dir erwarten, um dir gute Noten zu geben, in der zweiten Folge habe ich dir mitgeteilt, woran es meist liegt, dass die Noten niedrig ausfallen. Wenn du diese zwei ersten Folgen noch nicht angeschaut hast, empfehle ich dir, dies nachzuholen, bevor du weiterliest, denn heute bauen wir auf den Erkenntnissen von gestern und vorgestern auf.

Heute geht es darum, wie ein Kurswechsel in der Vorbereitung dir helfen kann, bessere Noten zu erzielen – sogar mit weniger Stress und Arbeit.

Zusammengefasst musst du darauf hinarbeiten, den Prüfern mehr von dem, was sie mögen zu geben und Angewohnheiten abzustellen, die die Note runterziehen. 

 

Denk noch einmal zurück an die zwei ersten Einheiten oder schau sie dir noch einmal kurz auf der Facebookseite an. Fällt dir was auf? Die Lösung scheint nicht zu sein, noch mehr Einzelkenntnisse zu sammeln!

Denk an das Gleichnis von der Baustelle/den einzelnen Baumaterialien und dem Gebäude aus der ersten Einheit.

Lerne, mehr solide juristische Gebäude zu produzieren.

Es ist nicht schlimm, wenn diese einen Stockwerk weniger haben sollten! Fokussiere auf das Fundament und die tragenden Wände. Das sind die maßgeblichen juristischen Kenntnisse, die ich in der letzten Folge erwähnt hatte.

Geh also ab jetzt anders ran ans Lernen, und zwar mit forensischer Neugierde.

Frage dich nach den Hintergründen, nach dem “Warum” eines Rechtsinstituts. Danach, welche Interessenlage ihm zugrunde liegt. Du solltest es schon fast “spüren” können. Schau dir noch einmal das Beispiel von letzter Folge an, als es um die mündliche Prüfung in München ging. Dort kannte sich der Kandidat sehr gut aus in den Anspruchsgrundlagen des EBV – nur fehlte ihm das Grundverständnis. Verwende mehr Zeit darauf, das Rechtsinstitut zu verstehen als darauf, Einzelheiten zu lernen.

Es gibt einen Spruch, den man Abraham Lincoln zuspricht, ich weiß aber nicht, ob dies zutrifft:

„Wenn ich acht Stunden Zeit hätte um einen Baum zu fällen, würde ich sechs Stunden die Axt schleifen“

Deine juristische Axt schärfst du durch das Grundverständnis – und durch Stärkung deiner Überzeugungskünste.

Erinnerst du dich an den Einstiegsbeitrag zu diesem Blog? Da wies ich dich darauf hin, dass die besten Kenntnisse im Kopf nichts bringen, wenn sie nicht verlustfrei aufs Papier gebracht werden können. Du kriegst keine Noten für das, was du meintest, sondern für das, was beim Prüfer angekommen ist! Und in der letzten Folge habe ich verraten, dass mangelnde kommunikatorische Kenntnisse ein Hauptgrund sind, dass viele Kandidaten scheitern.

Damit ist die Folgerung zwingend:

Du musst das WIE mindestens so ernst nehmen wie das WAS!

Auch das WIE schärft deine Axt und mit scharfer Axt kannst du viel mehr Noten fällen.

Sieh die ominöse “Gutachtentechnik” nicht als deinen Feind, sondern als deinen Freund an! Verstehe sie zuerst, sie ist nicht Selbstzweck! Sie schützt dich davor, Irrelevantes zu schreiben und sie bietet dir ein Kommunikationsprotokoll, damit deine Gedanken verlustfrei bewertet werden können.

Wenn du argumentierst, um dich einer der möglichen Lösungen oder Ansichten anzuschließen: Übe, dich kurz und präzise zu halten!

Zusammengefasst muss der Prüfer jederzeit nicht nur verstehen, WAS du ihm gerade erzählst, sondern auch WARUM es relevant ist – denke vor allem an die Überleitungen!!!

Und bevor ich es vergesse: Schau dir mal dein Schriftbild an: Ist es lesbar? Es muss nicht kalligraphisch sein, aber lesbar sollte es schon ohne Kopfschmerzen sein.

Übe für die mündliche Prüfung, konstruktiv und präzise zu kommunizieren und zu argumentieren.

Übe, dich auf den Gesprächspartner einzustellen. Das bedeutet, genau – und nur – auf die Frage zu antworten, statt alles, was dir beim Stichwort einfällt, runterzurattern.

Und last but not least:

Eliminiere die zwei Faktoren, die dich selbst dann zum fallen bringen können, wenn du dich juristisch und kommunikatorisch optimal vorbereitet hast!

Sieh zu, dass du nicht körperlich fertig in die Prüfung gehst und auch nicht während der Vorbereitung ausgelaugt bist. Und vor allem lege deinen Fokus auf deinen mentalen und psychischen Zustand sowohl während der Vorbereitung als auch konkret in der Prüfung. Reduziere deinen Stress, lern mit ihm besser umzugehen und vor allem lerne, auch in einer Stresssituation zu funktionieren.

Es sollte dir spätestens jetzt klar geworden sein, dass die juristischen Grundkenntnisse und die “Meta-Fähigkeiten” wichtiger sind als das Auswendiglernen noch einer Gerichtsentscheidung oder Lehrmeinung. Sie schärfen deine juristische Axt – und mit scharfer Axt kannst du dich fast schon mühelos durch den juristischen Wald fräsen.

Denke daran: Erst Fundamente und tragende Wände und Säulen, dann erst Ziegelsteine, Mörtel und Dachziegel hinzufügen, der Innenausbau kommt ganz zuletzt.

Somit hast du jetzt einen Überblick darüber, was die Prüfer erwarten, was erfahrungsgemäß schief geht und wie du deine Vorbereitung darauf anpassen kannst. Wie man es im einzelnen vollbringt, darauf werde ich immer wieder hier und auch auf meiner Facebook-Seite eingehen.

In den nächsten Folgen, die am Montag und Dienstag erscheinen, werde ich zwei Folgen den zwei Denkfehlern widmen, die die meisten Kandidaten davon abhalten, ihr volles Potenzial zu entfalten.

Habe ich dich überzeugt, deinen Kurs anzupassen?

Siehst du die Notwendigkeit eines Kurswechsels ein, bist du grundsätzlich bereit dafür, wenn du vielleicht auch noch nicht genau weißt, wie du es hinkriegst?

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