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„Worum es im Examen geht“ Teil IV: Ich habe aber keine Zeit dafür!

von Nov 27, 2017Lernen & Vorbereiten, Übergreifendes

Du befindest dich mitten in der fünfteiligen Serie mit dem Oberthema “Worum es im Examen geht”. In Episode eins und zwei habe ich dir die Sicht der Prüfer erklärt: Am ersten Tag ging es darum, was der Prüfer erwartet, um dir gute Noten zu geben, im zweiten Teil habe ich dir verraten, was meist einer besseren Note im Wege steht. In der letzten Episode habe ich dir gezeigt, welcher Kurswechsel dir bessere Noten bringen wird. Wenn du diese drei Einheiten noch nicht gelesen hast, empfehle ich dir, dies nachzuholen, bevor du den heutigen Beitrag liest. Heute geht es nämlich um den häufigsten Einwand, der die Kandidaten davon abhält, den nötigen Kurswechsel vorzunehmen:

Ich habe keine Zeit für einen Kurswechsel!

Lies bis zum Ende, es wird sich lohnen!

Ich werde dir zwei konkrete Schritte verraten, die kaum Zeit in Anspruch nehmen und mit denen du der Ideallinie näher kommst. 

Aus meiner Erfahrung kann ich folgendes berichten: Oft bis meist haben sich die Kandidaten gar nicht konkret und vertieft Gedanken darüber gemacht, worauf es genau im Examen ankommt. Schon gar nicht haben sie sich einen speziellen Kurs bzw. eine Vorbereitungsstrategie zurechtgelegt. Wenn ich es ihnen dann erkläre, höre ich so gut wie nie Widerspruch. Meist ist die Reaktion “stimmt eigentlich”!

Und dann…. dann stockt es meist. Die Kandidaten machen so weiter wie zuvor. Dafür gibt es zwei Gründe, heute befasse ich mich mit dem ersten. Dieser ist, dass die Kandidaten denken, dass es jetzt zu spät ist und dass sie keine Zeit mehr haben, irgend etwas zu ändern.

Sie sind im Hamsterrad, lernen den größten Teil des Tages und haben trotzdem das Gefühl, nicht hinterherzukommen, sie sind im Krisenmodus mit dem Tunnelblick, der unweigerlich damit einhergeht.

Zeitmangel ist ein Zeichen unserer Zeit

Es ist mittlerweile soweit, dass man denkt, irgend etwas falsch zu machen, wenn man keinen Zeitmangel hat. In einer perversen Entwicklung wird damit Zeitmangel heutzutage sogar als ein erstrebenswerter Zustand empfunden, etwas, worüber man prahlen kann. Hospitalismus in anderem Gewand, aber das ist ein Thema für sich, auf das wir vielleicht irgendwann noch zurückkommen.

Jedenfalls ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du bereits “am Anschlag” bist mit deiner bisherigen Vorbereitung. Und da sollst du jetzt noch Neues in deine Vorbereitung aufnehmen? Wann denn? Nachts um drei?

 

Nein, das ist definitiv NICHT das, was ich dir empfehle!

Ich will nicht, dass du MEHR lernst und übst, sondern dass du es ANDERS, BESSER, EFFEKTIVER, angehst!

Wenn du es richtig machst, wirst du irgendwann sogar (in Zahlen) WENIGER lernen und trotzdem dabei bessere Erfolge haben.

Dir richtige Antwort ist natürlich…. c)!

Also hör bitte auf, den Hauptfokus auf a) zu legen und zu denken, was nicht weh tut (vgl. b)), bringt dich nicht weiter!

Du kriegst nur dann eine gute Antwort, wenn du die Frage richtig stellst.

Die richtige Frage ist nicht: “Wie schaffe ich es, mehr zu lernen”?

 

Die richtige Frage ist: “Wie produziere ich bessere Ergebnisse am Prüfungstag?”

Quiz: Wofür kriegst du Noten?

a) Für die Zahl der Lernstunden

b) Für die Zahl und Intensität der verzweifelten und frustrierten Momente, die du in der Vorbereitung erlebt hast

c) Für das Ergebnis, das du am Prüfungstag produzierst

 

Und da verweise ich dich auf Teile eins und zwei dieser Serie:

Du musst dem Prüfer mehr von dem geben, was er mag und weniger von dem, was er hasst.

Und jetzt kommen wir zu Teil drei: Da habe ich dir einen Überblick darüber gegeben, was du in deiner Vorbereitung dann anders machen musst.

Macht es Klick bei dir?

Willst du immer noch genau so weitermachen wie zuvor, weil du keine Zeit hast für einen Kurswechsel?

Ich komme noch einmal auf die Weisheit zurück, die Abraham Lincoln zugesprochen wird:

„Wenn ich acht Stunden Zeit hätte um einen Baum zu fällen, würde ich sechs Stunden die Axt schleifen“.

Ich hatte diese Weisheit bereits in der Episode “Kurswechsel” erwähnt. Dort ging es darum, dass sich nur eine scharfe Axt mühelos durch das Holz arbeitet. Heute kommt aber der Spruch zu seiner vollen Geltung, denn er beschreibt, dass man manchmal Zeit gewinnt, indem man sich Zeit für Vorbereitungsmaßnahmen nimmt.

Noch einmal: Es funktioniert nicht wie bei Rentenansprüchen! Du kriegst nicht deine Noten für die geleisteten Stunden, sondern dafür, was du für ein Ergebnis bringst.

Wenn du mir also glaubst, dass es nicht auf die unsortierte Anzahl gelernter Einzelmeinungen und Entscheidungen ankommt, dann ist die Folgerung zwingend:

Ein Kurswechsel hat höchste Priorität!

Trotzdem ist es nicht realistisch und damit nicht sinnvoll, direkt von null auf hundert kommen zu wollen. Besser ist, den Kurswechsel so vorzunehmen, dass er nachhaltig ist. In kleinen Schritten, einen nach dem anderen.

Das Stichwort ist hier nachhaltige Evolution, nicht Revolution!

Denke daran: Jede auch noch so kleine Kurskorrektur bringt dich näher an die Ideallinie! Und je näher du an der Ideallinie bist, desto besser werden deine Chancen auf bessere Noten!

Wie man in kleinen Schritten nachhaltig vorankommt? Hier schon mal zwei Beispiele, wie du mit wenig Zeitaufwand dem Ziel, den “Empfängerhorizont” der Prüfer zu treffen, näher kommst.

Der wichtigste Schritt, der kaum Zeit kostet, ist deine Denkweise zu ändern.

Es ist bereits viel gewonnen, wenn du nicht mehr nur das tust/lernst, was dir das Skript, das Lehrbuch oder der Repetitor sagt, sondern darüber nachdenkst, WAS Du gerade lernst/tust und vor allem WARUM.

Schreib dir auf, worauf es ankommt und was es zu vermeiden gilt.

Schau dir eventuell als Gedächtnisstütze noch einmal Episoden eins und zwei an. Habe die Liste am Anfang immer bei dir, klebe sie an den Badspiegel und an den Kühlschrank und konsultiere sie jeden Tag, bevor du anfängst zu lernen und auch danach, wenn du gerade entscheidest, was du morgen lernen wirst. Stell dir dabei immer folgende Frage:

Gehört der Stoff zu den Grundzügen oder handelt es sich bereits um Details? Wenn zweiteres: Wie waren die Grundzüge nochmal? Kann ich sie bereits?

Ich sage nicht, dass du keine Details lernen solltest! Ich sage aber, dass dir

a) immer bewusst sein sollte, ob du gerade Details oder Grundsätzliches lernst und dass du

b) erst (und immer wieder) die Grundzüge lernen/konsolidieren musst und dann gehst du an die Details.

Diese Sichtweise auf deinen Lernstoff kostet dich kaum Zeit, sie kann aber einen immensen Unterschied machen, denn du wirst merken, dass du langsam ein Gefühl dafür entwickelst, was grundsätzlich ist und was “nur” Detail. Und dann wird es bald von selbst kommen, dass du nicht mehr nur betrachtest, sondern anfängst, selbst dein Lernpensum danach einzuteilen

Ich nenne noch ein zweites Beispiel eines kleinen Schrittes, der nicht zuviel Zeit kostet und zwar im Hinblick auf die Frage “Kommunkation” mit dem Prüfer (ich erinnere an Episode 2).

Nimm eine Probeklausur, bei der du über die Note enttäuscht warst. Lies sie noch einmal durch und achte mit Adleraugen darauf, wie geschickt oder ungeschickt du formuliert/aufgebaut/argumentiert hast. Du musst nicht die ganze Klausur durchgehen, ein Bereich von zwei bis drei Seiten reicht völlig aus. Mehr würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen und keine größere Erkenntnis bringen. Siehst du Verbesserungsbedarf in Gutachtenstil, Überleitungen, Argumentation und präziser Ausdrucksweise? Schreib jetzt einen kleinen Bereich (eine Seite reicht) handwerklich “perfekt”. Zeig diese kurze Passage einem Kommilitonen, einem Professor, Repetitor oder deinem Coach. Da es sich um eine kurze Passage handelt, wirst du kein Problem haben, kurzes Feedback zu kriegen.

Das machst du immer wieder mal, es dauert nicht mehr als eine halbe Stunde, da du ja nicht die ganze Klausur, sondern nur einen kleinen Abschnitt unter die Lupe nimmst. Und irgendwann wirst du merken, dass du bereits beim ursprünglichen Schreiben sensibilisiert bist. Und dann fängst du von allein an, anders deine Kenntnisse “rüberzubringen”.

 

Immer wieder eine halbe Stunde und als Ergebnis ein besserer Schreib- und Argumentationsstil – ist das nicht ein Deal?

Und das waren nur zwei kleine Beispiele, es gibt sehr viel mehr Möglichkeiten, mit kleinem Aufwand am richtigen Punkt mit großer Hebelwirkung anzusetzen. Verlier dich jetzt nicht darin, dich zu fragen, wie denn die ganze Toolbox aussieht. Das würde dich eher erdrücken, alles auf einmal kannst du nicht angehen, sonst fühlst du dich, als hättest du die Finger in die Steckdose getan:

Energetisiert, ohne Zweifel! Aber danach entweder außer Gefecht gesetzt oder zumindest mit einer sehr fragwürdigen Frisur.

Ich hoffe, du siehst jetzt ein, dass eine Kursanpassung nicht am Zeitfaktor scheitert.

Probier doch einfach mal die zwei konkreten Tipps, die ich dir gegeben habe, du hast nichts zu verlieren! Wenn du bereits jetzt so zufrieden mit deiner Vorbereitung wärst, wärst du vermutlich nicht hier, oder? Also scheint es doch etwas zu geben, was nicht so 100% optimal läuft. Dann probier es doch einfach mal ein bisschen anders!

Morgen, in der letzten Folge, werde ich auf die letzte Bastion des Widerstands eingehen: Den Einwand „ich schaff das nicht“.

Denkst du immer noch, du hättest keine Zeit für eine Kursanpassung?

Bist du bereit, die zwei kleinen Schritte auszuprobieren?

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