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Effektives Lernen & Wiederholen

von Jun 10, 2022Lernen & Vorbereiten

Vom Wiedererkennen zum Reproduzieren

Wie oft ist es dir nach einer Klausur schon passiert, dass du – als du die Lösung gesehen hast – diese wiedererkannt hast?
MaW du hast gedacht „Mensch, wusste ich…“.
Du hattest also das entsprechende Problem in deinem passiven Gedächtnis, so dass du es wiedererkennen konntest.
Aber du konntest es nicht aktiv reproduzieren.
Nun kommt es aber in der Prüfung nicht auf das passive Wiedererkennen an, sondern auf das aktive Reproduzieren.
Wie du dein Lernen und vor allem dein Wiederholen anpassen kannst, damit du genau das übst, was du später brauchen wirst, erkläre ich in dieser Podcastfolge.
Transkript

Bitte beachte, dass dieses Transkript maschinell erstellt wurde.

Einen wunderschönen guten Morgen! Letzte Woche haben wir darüber, bzw. ich habe darüber gesprochen, du hast mir zugehört, wie wir externe Angebote nutzen.

Ein Repetitorium von der Uni, extern, was auch immer. Und da erscheint es mir nicht nur sinnvoll, sondern fast schon zwingend darauf hinzuweisen, dass du die Hauptakteurin und der Hauptakteur bist. Und unabhängig davon, ob du Angebote deiner Universität, Vorlesungen, Repetitorien, was auch immer, oder auch externe Möglichkeiten wahrnimmst, es bleibt dabei, das Lernen passiert bei dir in deinem Kopf und je früher du es aktiv gestaltest, desto besser.

Und insbesondere will ich später eingehen auf einen Fehler, den aus meiner Sicht die meisten machen, und mir ging das ähnlich beim Lernen im Sinne des Wiederholens. Aber nehmen wir die Phasen mal eine für eine.

Beim allerersten Lernen im Sinne von Kennenlernen einer Materie, Thematik, Problematik, was auch immer, bist du natürlich stärker auf äußere Inputs angewiesen. Ein Lehrbuch, das du liest, Skript, Vorlesung, was auch immer. Aber bereits zu diesem Zeitpunkt bist du gut beraten, nicht nur passiv zu konsumieren, wie wenn du einen Film dir anschauen würdest, sondern aktiv mitzudenken und zu versuchen, zu verstehen, worum es geht.

Ich verweise auf die entsprechende Episode, wie wichtig das ist, dieses worum es geht. Also zu verstehen, nachzuvollziehen, immer wieder sich auch zu fragen, warum? Warum ist das?

Und ja, das nimmt natürlich mehr Zeit ein und ja, anfangs kann es etwas viel sein. Wie heißt das deutsche Wort? Overwhelming kommt mir direkt als Begriff.

Egal, wie auch immer, ich werde jetzt nicht pausieren, um mir ein Wörterbuch anzuschauen. Also es kann auf jeden Fall ein bisschen too much sein, zu viel sein, so das kriege ich auf Deutsch hin. Und das ist völlig normal.

Und auch da würde ich sowieso eine gewisse Entspanntheit predigen. Man sollte auf keinen Fall auch so weit gehen, sich zu kasteien, wenn man mal eher was runterliest. Oft ist es wirklich der allererste Schritt, weil es so komplex ist, dass du erst einmal zusammenhängend etwas überfliegst und dann guckst du dir das aber sehr zeitnah noch einmal an.

Manchmal auch besser am nächsten Tag, wenn etwas gesagt ist. Also, erster Schritt, natürlich bei einem Input von Wissen, etwas größere Passivität, aber auch hier plädiere ich nicht für absolute Passivität und auf gar keinen Fall, dass das dabei bleibt. Sondern, ich erinnere auch da an eine entsprechende Folge, die so ähnlich hieß wie die eine Frage, die dein Lernergebnis revolutionieren wird, wo ich dir aufgezeigt habe, wie sehr es die Augen öffnet, wenn man sich jeden Abend mal fragt, was habe ich denn heute Neues dazugelernt, im Sinne nicht von Lernstunden, sondern dass ich es jetzt beherrsche und davor hatte ich es nicht gewusst.

Okay, also auch da spätestens bei dieser Frage findet nämlich dieser erste aktive Prozess statt und Vorsicht hier, nicht in deine Unterlagen reinschauen. Erst versuchen, selber aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren, was das war. Und irgendwas wird wohl hängen geblieben sein, irgendwas.

Und wenn nicht, dann bleibt hängen, dass so, wie du heute gelernt hast, das nicht zielführend ist. Okay, also diese aktive Rolle eben mit dem, was war das, was ich heute reingekriegt habe in mein Hirn, hoffentlich, oder auch welche Bereiche da sind, wenn das ganz am Anfang ist, dann wirst du nicht mehr wissen, was es war. Du wirst aber durchaus dir vergegenwärtigen können, dass du Neues gehört hast zu dem Problem X oder zum Rechtsinstitut X.

Und auch da noch einmal, irgendwas davon wird ja wohl hängen geblieben sein. Irgendwas wirst du wohl rekonstruieren können. Und erst dann ist es sinnvoll, noch einmal dann zu schauen, okay, worauf habe ich mich jetzt nicht erinnert.

Und diese Funktion, die ist das, was ich aktives Lernen nenne und wozu ich auch im YouTube-Kanal ein Video habe, das hat mittlerweile über 1000 Views, das ist vor mehreren Jahren hatte ich das eingestellt. Das gilt noch mehr zum Wiederholen. Meistens machen wir den Fehler beim Wiederholen direkt das Lehrbuch, den Medikus, was auch immer, aufzuschlagen, unsere Karteikarten und dann draufzuschauen.

Ach ja, wusste ich. Ach ja, weiß ich. Ach ja, weiß ich.

Und wenn wir das machen, dann machen wir diesen einen Fehler, von dem ich angekündigt hatte, auf den einzugehen, nämlich, dass wir aktives Wissen mit passivem Wissen verwechseln. Passives Wissen ist dieses Erkennungswissen. Ach ja, stimmt, weiß ich.

Ja, aber erkennen ist nichts, was dir helfen wird in der Klausur. Denn da wird es dir gar nichts bringen und überleg mal, wie oft dir das passiert ist. Mir ist das öfter früher passiert, rausgegangen aus einer Klausur, nicht nur früher, auch heute zum Teil.

Heute sind das nicht mehr Klausuren, aber transponiert auf andere Dinge. Und dann sagt mir einer die Lösung und auf einmal denke ich, ach ja, wusste ich doch. Na ja, aber offensichtlich nur passiv, aktiv in dem Moment, wo ich es abrufen musste, habe ich es eben nicht gewusst.

Und deswegen ist passives Wissen etwas anderes als aktives Wissen, das du dann auch anwenden kannst. Und wenn das so ist, dass in der Klausur nur das aktive Wissen relevant ist, und das ist so, also da beißt die Maus keinen Faden ab, dann bist du gut beraten, das so früh wie möglich zu trainieren. Und wenn dir das etwas abstrakt klingt, dann gebe ich dir mal ein Beispiel.

Du überlegst dir, du sagst dir, ich will jetzt den Bereich X wiederholen. Sagen wir mal das Kaufrecht. Und da machst du einen Spaziergang, also ich mache einen Spaziergang, wenn du keine Hummeln im Popo hast, dann kannst du das, wie ich, dann kannst du das auch mal sitzend machen, obwohl nachgewiesen ist, dass bei moderater Bewegung, wenn man geht, das Hirn auch besser agieren kann, aber egal, Setting ist mir egal, auf jeden Fall, du beginnst selbst zu überlegen, was weiß ich denn über diesen Kaufvertrag?

Was weiß ich darüber, was sind die essentialia negotii? Was weiß ich darüber, wie er zustande kommt? Was fällt mir denn dazu ein?

Und da kann ich, je weiter ich bin, beginnen damit zu spielen, dass ich sage, zum Zustande kommen, was fällt mir denn da ein? Ah, Form, meist keine Form, aber unter Umständen schon, insbesondere, wenn es um Immobilien gehen könnte, aber regelmäßig keine Form. Was fällt mir sonst ein noch zu Modalitäten?

Modalitäten des Vertragsschlusses kann relevant werden im Verbraucherschutzrecht. Okay, also, ob das vielleicht Fernabsatz ist oder aber außerhalb von Geschäftsräumen, das wiederum wird relevant für das Widerrufsrecht. Okay, zu diesem Zeitpunkt, je nachdem, wie weit ich bin und wie sehr ich ausholen will, um mich insgesamt zu testen, wo ich bin, kann ich entweder dann übergehen ins Verbraucherschutzrecht oder mir sagen, ah, okay, ich wollte jetzt aber hauptsächlich den Kaufvertrag.

Und dann mache ich weiter, wie du das kennst, aus den Kurse, wenn du in meinem Mitgliederbereich bist, da habe ich ja in diesem einen Kurs Vertragliche Schuldverhältnisse immer gesprochen vom gesunden Vertrag und vom Krankenvertrag. Gesund im Sinne von, auch wenn alles gut geht, was wird da denn da wohl geregelt sein? Und einen Punkt haben wir schon, brauchen wir Formen oder nicht?

Welche Pflichten, welche Rechte und Pflichten entstehen? Und so weiter und so fort, was fällt mir denn dazu ein? Aha, Sache liefern, zum Beispiel im Kaufvertrag der Verkäufer, Sache liefern und Eigentum verschaffen und zwar frei von Mängeln.

Okay, und der Käufer zahlen. Und gibt es denn da irgendwelche Zahlen, zum Beispiel könnte ich überlegen, beim Liefern beim gesunden Vertrag, wo müsste ich denn liefern? Wo ist denn der Erfüllungsort?

Wann muss ich liefern? Und da kann ich überlegen, okay, wo wird das geregelt? Das wird geregelt werden, entweder im Kaufrechte drin, da hatten wir ja auch, wo war das denn irgendwo?

267, was war das irgendwo da in der Nähe, halt mit der Zeit und dem Ort und so weiter und so fort. Und dann zum Beispiel auch, wenn ich das dann, immer wird man früher fertig sein mit dem gesunden Vertrag, wo alles gut geht, bis hin zur Erfüllung. Und dann kann man sich überlegen, der kranke Vertrag, was könnte denn beim Kranken, beim Kranken, was könnte denn beim Kaufvertrag schiefgehen?

Auf Seiten des Verkäufers, er liefert gar nicht. Er liefert eine mangelhafte Sache, welche Arten von Mängeln kennen wir denn? Sachmängel, Rechtsmängel, Moment, wie war denn die Unterscheidung?

Was war denn nochmal ein Sachmangel, was war ein Rechtsmangel? Und dann, was könnte noch schiefgehen, was auf Seiten des Verkäufers, er liefert zu spät. Und was passiert denn daran?

Aha, Rechte des Käufers. Und ja, Rechte des Käufers, ob etwas zu spät geliefert wird, ist was anderes, als ob es mangelhaft geliefert wird. Das eine haben wir die Einstiegsnorm in den Gewährleistungsrechten 437.

Im anderen Fall gehen wir direkt ins BGB halt. Zum Beispiel Verzögerungsschaden und nach wie vor der Erfüllungsanspruch. Und beim Käufer, was kann denn da schiefgehen?

Er zahlte zu wenig, er zahlt gar nicht, er zahlt zu spät. Also das sind die Dinge, und da kannst du dich eben so entlanghangeln. Und da geht es nicht um Vollständigkeit.

Das heißt, da ist es gar nicht sinnvoll, beim ersten Punkt, wo du dir sagst, oh, weiß ich nicht mehr, ich gucke jetzt, sondern weitergehen und weiterkramen in deinem Gedächtnis, was denn noch kommt. Und da das Hirn nun mal auch im Unterbewusstsein weiterarbeitet, wird das oft sein, dass das, wo du dir sagst, jetzt weiß ich nicht, auf einmal mitten in einer anderen, mittendrin, wenn du schon weiter bist, bei dem, was kann auf Seiten des Käufers schiefgehen, auf einmal fällt dir noch was ein. Ach, beim Verkäufer war auch noch das und das und das.

Und das kannst du weiterspinnen, und je näher du ans Examen kommst, desto mehr kannst du das machen, dass du eventuell sogar so ganze Stunden lang haltest, dass du weiterspinnen kannst und guckst von was zu was. Und dann erkennst du nämlich die Verästelungen. Die sind nämlich schon im Hirn angelegt, und dann fällt es dir auch leichter, später auch in den Gesetzen vom einen zum anderen zu hangeln.

Aber vor allen Dingen erkennst du, wo du stehst. Und je öfter du das übst, desto mehr wirst du sehen, dass du sehr viel mehr weißt, als du dachtest. Du musst dir nur die Chance geben, das auch so abzuspeichern.

Du musst letztlich den Modus wechseln. Und bzw. du musst gar nichts, aber wenn dir das einleuchtet, wirst du es wollen.

Und dann wird dann irgendwann von selbst du so rangehen, und dann wird es immer schneller und leichter gehen. Am Anfang, wenn man da noch nicht dran gewohnt ist, wird man oft eher die Krise kriegen, dass man sich sagt, okay, jetzt war ich irgendwie 7 oder 8 Stunden in der Bib, und das ist dabei rausgekommen. Das ist aber jetzt wirklich armselig.

Und auch das ist heilsam. Übrigens gilt das nicht nur fürs Lernen. Ich habe mir angewöhnt, in leichter Zeit, mich abends immer zu fragen, was genau habe ich heute getan?

Den Tag mal rekapitulieren. Von was habe ich gearbeitet bis zu was habe ich mir Gutes getan, was habe ich gegessen, und wie war der ganze Tag? So wie so ein ablaufender Film.

Und manchmal denke ich, oh, das war aber wenig Ertrag für heute. Und manchmal denke ich, oh, klasse. Und wenn ich das regelmäßig mache, dann merke ich, dass ich dann sehr viel fokussierter, weil mein Hirn kapiert hat, wir wollen uns daran erinnern.

Wir wollen durch einen Tag und durchs Lernen nicht durchgehen nach dem Motto, hoffentlich ist es gleich weg und dann bin ich selber weg, sondern fokussiert und bewusst tun wir das. Und wenn wir es fokussiert und bewusst tun, dann erinnern wir uns auch daran. Und ähnlich ist auch das Lernen.

Es gibt ein oberflächliches Lernen und Lesen ist eben oberflächlich. Auch Videos anschauen, auch in meinem Mitgliederbereich, so gut er auch ist in meiner Sicht, auch das. Wenn du dich nur berieseln lässt, auch da wird dir was hängenbleiben.

Aber du verschenkst das größte Potenzial. Und dieses Passive eben, dieses, das wollen wir nicht mehr und immer weniger wollen wir es tun und immer mehr wollen wir aktiv gestalten. Und ja, anfangs ist das unbequemer, aber auf lange Sicht lohnt es sich.

Und ich kann dich vielleicht damit ködern, dass du dadurch auch sehr viel weniger Zeit brauchen wirst später. Anfangs denkst du, du bist langsamer, aber ganz schnell wirst du immer, immer schneller, im Sinne nicht von dieses Hektische, schneller reinpacken Dinge, sondern du bist einfach effektiver und hast damit schneller Ergebnisse. Du bewegst dich nicht selber schneller, im Sinne von hektischer, sondern du hast schneller gute Ergebnisse.

Das, was man effektives Lernen dann nennt, gegenüber effizientem Lernen, was eher den Fokus darauf hat, wie kann ich so viel Stoff wie möglich reinpacken in die Zeiteinheit X. Okay, mein Plädoyer also in allen Bereichen und in diesem Podcast natürlich, hauptsächlich im Lernen, geh weg von der Passivität und hin zur Aktivität. Du bist der oder diejenige, der oder die lernt.

In dein Hirn muss das rein und zwar so, dass du es wiedergeben kannst. Noch einmal, nicht so, dass du es erkennen kannst, sondern so, dass du es wiedergeben kannst. Okay, in diesem Sinne, bleib aktiv, werd aktiv und viel Spaß dabei und bis zur nächsten Woche.

Dr. iur. habil. Panajota Lakkis

Ehemalige Universitätsprofessorin & Prüferin. Ergo weiß ich genau, was du brauchst in deinem Jurastudium. In meinen Kursen lernst du, Jura zu verstehen. Im Podcast (Standorte im Player) und auch auf YouTube kannst du nach Lust und Laune stöbern. Du kannst auch mehr über mich erfahren. Oder ab und zu eine Mail mit juristischen und jurafreien Goodies erhalten.

Mein aktuelles Motto: Was wäre, wenn?

Meine Überzeugung: Jura macht ab dem Moment Freude macht, in dem du die Zusammenhänge verstehst.

Vielleicht kann ich dir helfen, (wieder) Freude an Jura zu finden?