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Jura endlich meisternTeil der Bewegung werden

Hättest du doch nur geschwiegen…

Mrz 15, 2024Prüfungshandwerk

Sagt dir der Satz

Si tacuisses, philosophus mansisses

etwas?

Auch in der Klausur ist Schweigen manchmal besser als sich um Kopf und Kragen schreiben…

Beschreibung
Transkript

Bitte beachte, dass dieses Transkript maschinell erstellt wurde.

Jura Meistern, der Podcast von und mit Panajota Lakkis, Episode 175. Einen wunderschönen guten Morgen! Letzte Woche habe ich dich ermutigt, Rechtsmeinungen zu erfinden, in Anführungsstrichen, wenn du sie nicht reproduzieren kannst. Ich habe dich aber bereits schon vorgewarnt, dass du es nicht übertreiben solltest, beziehungsweise, dass du es nur tun solltest, wenn du ein Systemverständnis hast, wenn du also weißt, worum es geht, in dem Bereich, den du gerade bearbeitest.

Denn sonst kann es wirklich sein, dass mein guter Ratschlag schlecht umgesetzt wird, nach hinten losgeht und dir richtig dolle auf die Füße fällt. Was meine ich damit? Ich hole ein bisschen aus. Sehr viele, insbesondere RepetitorInnen, aber auch ProfessorInnen, verfechten die Ansicht, dass es am wichtigsten ist, Probleme gesehen zu haben.

Hauptsache gesehen, unabhängig davon, ob dann richtig bearbeitet, gelöst oder nicht. Dieser Ansicht verschreibe ich mich nicht. Das stimmt so nicht und ich möchte dir das jetzt erklären, aus meiner Sicht als früherer Korrektorin, aber auch nach dem gesunden Menschenverstand. Deswegen lass mich zwei verschiedene Dinge, die in meinem Kopf als Korrektorin entstehen könnten, dir präsentieren und überleg mal, welche von den beiden Konstellationen dich mehr Punkte kosten würde.

Erste Konstellation. In meinem Kopf entsteht folgende Erkenntnis. Vernünftig die Basics gelöst, guter Gutachtenstil, allerdings Problem X nicht gesehen. Konstellation 2.

Problem X gesehen, aber mit völlig unvertretbarer Argumentation bearbeitet, inkonsequent und konfus und ich habe letztlich gar nicht verstanden, was denn jetzt sein sollte. Was denkst du denn, dass mehr Punkte kosten wird? Ganz sicherlich die Konstellation 2. Ich habe, als ich über solche Mechanismen nachgedacht habe, auch als ich früher selbst korrigiert habe, den Begriff aktive und passive Minuspunkte für mich entwickelt.

Passive Minuspunkte waren die, wo etwas gefehlt hat. Die haben aber wenig Potenzial, mich aufzuregeln. Ich stelle es nur fest, es fehlt etwas. Während ich aktive Minuspunkte die nenne, wo mir jemand nicht durch Unterlassen, sondern durch positives Tun ungünstig auffällt und das Schlimmste dabei ist, wenn so konfus formuliert wird und argumentiert wird, dass ich überhaupt gar nicht verstehen kann, was denn jetzt hier gemeint ist oder aber auch überhaupt nicht gut, wenn widersprüchlich argumentiert wird, ohne dass das gemerkt wird.

Das sind dann eher aktive Minuspunkte, denn sie regen mich auch auf, wobei das jetzt auch nicht wörtlich zu verstehen ist, das sind nicht als Emotionen, aber sie zeigen mir, dass jemand kein Systemverständnis ist und mit dem Hauptwerkzeug der JuristInnen, nämlich der logischen und nachvollziehbaren Argumentation, nicht vertraut ist. Und das dreht ein bisschen das Regel-Ausnahme-Verhältnis um. Denn im ersten Fall sage ich mir, na gut, er hat das vergessen. Im zweiten Fall ist es so, dass jemand wirklich sich um Kopf und Kragen geschrieben hat.

Ich sage extra geschrieben, im Mündlichen ist es bei erfahrenen PrüferInnen, und das sind die meisten, halt gar nicht so virulent alles, weil man in der Lage ist, dann auch einzugreifen, lenkend einzugreifen und zu sagen, Moment, Moment, Schritt für Schritt. Aber sowas hast du eben nicht in der Klausur. Da ist alles, was du zu Papier bringst oder wenn du elektronisch schreibst, mittlerweile in die Datei rein, das ist so vorhanden und das wird dann auch so beurteilt. Deswegen überlege dir wirklich gut, ob du immer etwas anbringen willst.

Und da geht es gar nicht mal nur um die Episode von letzter Woche. Es geht nicht nur um das Erfinden, sondern noch mehr um Meinungsstreitigkeiten, Problemfelder, wo du ganz genau weißt, du kriegst das ums Verrecken nicht logisch hingeschrieben, weil du es nie verstanden hast. Und das kann durchaus vorkommen. Ich habe auch solche Bereiche, wo ich mich zum Teil extrem schwer tue, weil das aus irgendeinem Grunde nicht in meine Rübe reinpasst.

Und in diesen Fällen ist das manchmal besser. Nicht zwingend, wenn man da auch richtig geübt ist, ist dann das Mittel der Wahl, nicht zu viel zu schreiben. Das geht selten gut. Wenn du meinst, für die Begründung einer Ansicht solltest du mindestens eine halbe Seite schreiben, dann lebst du gefährlich.

Ja, in deinem Lehrbuch oder in der Vorlesung wurde zum Teil richtig lange und von links und von rechts beleuchtet. Aber nur damit du verstehst, was und warum und von mehreren Blickwinkeln, pick dir danach den aus, der dir am meisten einleuchtet. Es brauchen nicht fünf Argumente. Eines reicht.

Und insbesondere, wenn du die fünf nicht richtig wiedergeben könntest. Und dann ist es ganz gut, dass du eben etwas apodiktischer bist, wo maximal daneben steht, korrekt, aber etwas zu knapp. Auch da merkst du nicht großes Aufregungspotenzial. Auch da eher ein Unterlassen als ein aktives Tun.

Und ja, das Unterlassen wird im Recht gleichgesetzt dem aktiven Tun, wenn eine Pflicht bestanden hätte, zu handeln. Sonst ja nicht. Aber in der Klausur gilt das nicht. Das ist eine Frage auch, ich habe es letztes Mal schon gesagt, der Kommunikation.

Wenn dir jemand etwas sagt, was dann nicht gut ist, dann regt dich das mehr auf, als wenn jemand etwas nicht sagt, was du erwartet hättest. Denn dann kannst du immer noch zu seinen Gunsten sagen, na ja, bestimmt hätte er das gewusst, wenn er es geschrieben hätte oder bestimmt hat er das nicht so gemeint oder was auch immer. Du hast Raum in deinem Kopf, den du nicht hast, wenn der andere dir das wirklich vor den Latz geknallt hat. Du kennst vielleicht auch den Spruch Lateinisch sitacuisis philosophus mancisis.

Mit anderen Worten, wenn du den Mund gehalten hättest, wärest du nach wie vor als Philosoph durchgegangen. Und jetzt weiß man ganz genau, dass du es nicht bist. Also überlege das, was ich jetzt gerade gesagt habe. Wie immer gilt aber, du entscheidest das.

Wälze nicht ab, dass du sagst, die Lachis hat gesagt, also ist es so. Ich bin auch nur eine Person und andere sehen es wirklich vielleicht anders. Ich sage dir nur meine Sicht der Dinge. Ich biete sie dir immer an, als Möglichkeit zu reflektieren und im Anschluss, um im Anschluss deine eigene Meinung zu bilden.

Es hat auch viel mit der Persönlichkeit zu tun, denn mit dieser Entscheidung, die du treffen wirst in der Klausur, musst ja schließlich du leben. Was ist für dich schlimmer als Empfindung, dass du dir sagst, ich habe nicht alles aufgeschrieben, was ich gern hätte? Ist das das Schlimmste für dich? Ist das etwas, wo du dir sagst, ich kann nicht anders, es muss raus?

Dann ist es halt so. Und dann nützt alles, was ich sage, nichts. Schaue dann nur, dass du ein bisschen trotzdem anpasst, dass du dir sagst, okay, wie wäre es, wenn ich dann 3 Meinungen immer anbringen will. Aber wenn ich als Kompromiss zu jeder nur eine oder nur 2 Zeilen schreiben würde.

Es gibt nicht, statt zu sagen, ich schreibe gar nichts. Aber denk einfach nur drüber nach, dass es trotz landläufig gegenteiliger Parolen nicht zwingend besser ist, etwas hauptsächlich gesehen zu haben. Wenn du es gesehen hast, um es danach zu massakrieren, dann wäre es mir persönlich lieber, du hättest es gar nicht gesehen. Und wie immer gibt es nicht nur weiß oder schwarz.

Massakrieren, verheddern oder aber ignorieren und so tun, als hättest du das Problem nicht gesehen. Es gibt auch die vermittelnde Möglichkeit und Lösung. Was wäre die? Knapp zu halten die Dinge, so konzis wie möglich ein Argument zu bringen.

Und wenn nicht mal das funktioniert, aber du weißt, dass das richtig ist. Du weißt gleichzeitig, du würdest dich verheddern, wenn du versuchen würdest, es zu begründen. Dann schreib es einfach hin und behaupte es einfach. Ohne jetzt groß Wenn und Aber.

Und es könnte einerseits und andererseits. Und maximal steht daneben richtig, aber einfach nur behauptet oder unbegründet. Aber verheddern ist schlecht, massakrieren ist schlecht. Und je mehr du schreibst und je komplizierter du versuchst, Dinge zu machen, desto größer die Wahrscheinlichkeit.

Und dann fällt es dir eben auf die Füße. Und das wollen wir nicht. Wie in jeder Kommunikation gibt es auch hier Dinge, die klug sind und die weniger klug sind. Und auch das kann man üben.

Das ist die gute Nachricht. Wenn du jetzt sagst, oh Gott, ich mache das immer völlig anders und gleichzeitig leuchtet mir ein, was die Panagiotta da sagt, dann nimm es halt zum Anlass zu üben. Von heute auf morgen wirst du dich nicht ändern. Üben, üben, üben, üben.

Je länger du übst, desto mehr wird dir das dann zur zweiten Natur werden. Okidoki, das war es. Nächste Woche, wie letzte Woche versprochen, wird es um Lerngruppen gehen und warum und für wen ich diese empfehle. Danke fürs Zuhören, deine Panajota Lakkis von Jura Meistern.

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🤫 Geheimtipp: Auf Notion habe ich einen juristischen Second Brain aufgestellt, den ich dir gern zur Verfügung stelle. Hier findest du Querverweise zwischen den Podcastfolgen nach Lust und Laune, aber auch die Querverbindungen zwischen den Themen, die ich im kostenpflichtigen Mitgliederbereich bereitstelle. Gern geschehen 😘!

 

Dr. iur. habil. Panajota Lakkis

Ehemalige Universitätsprofessorin & Prüferin. Ergo weiß ich genau, was du brauchst in deinem Jurastudium. In meinen Kursen lernst du, Jura zu verstehen. Im Podcast (Standorte im Player) und auch auf YouTube kannst du nach Lust und Laune stöbern. Du kannst auch mehr über mich erfahren. Oder ab und zu eine Mail mit juristischen und jurafreien Goodies erhalten.

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