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Lernpausen machen – aber mit Köpfchen

Jun 17, 2022Lernen & Vorbereiten

Eine Sache steht fest:
Pausen sind wichtig und ohne sie wird irgendwann gar nichts mehr gehen.
Das ist wie beim Akku: Irgendwann ist er leer, wenn du ihn nicht auflädst.  Und wenn der Ladestand zu niedrig fällt, dann leidet der Akku extrem.
Dasselbe gilt für dich – Stichwort „burnout“.
In dieser Folge geht es nicht um derartige extreme Situationen, sondern um Pausen im regulären, geplanten Lernbetrieb. Die Hauptfrage, die sich stellt, ist: Wie lang und wie verteilen? Die Antwort erahnst du vermutlich: Es kommt darauf an. Es gibt unterschiedliche Typen und dann gibt es unterschiedliche Aufgabensituationen.
Je mehr du dich selbst und die Vor- und Nachteile bestimmter Pausenarten kennst, desto besser wirst du mit etwas Übung ganz intuitiv die richtige Pausenform anwenden.
  • Fällt es dir sehr schwer, nach einer Pause wieder anzufangen? (Stichwort Aktivierungsenergie).
  • Lernst du gerade eine schwierige Materie, die volle Konzentration erfordert, um einen konkreten Zusammenhang zu verstehen?
  • Lernst du gerade Definitionen bzw. wiederholst mit Karteikarten?

Für alle diese Situationen gibt es mehr oder minder passende Pausenmodelle.

Transkript

Bitte beachte, dass dieses Transkript maschinell erstellt wurde.

Einen wunderschönen guten Morgen, Folge 96 heute, bald werden es 100. Wahnsinn, wer hätte das geahnt, als ich angefangen habe. Aber noch sind wir nicht so weit.

Heute will ich über Pausen sprechen, nicht umfassen, denn dann würden wir viele, viele, viele Stunden hier sitzen. Insbesondere will ich eingehen auf die Frage, lieber viele kleine Pausen oder weniger und große.

Okay, du ahnst, was die erste große übergreifende Antwort sein wird. Wir sind ja hier nicht umsonst JuristInnen und ich werde also sagen, es kommt darauf an. Und zwar will ich zwei Aspekte aufgreifen.

Es kommt einmal auf das Subjekt an und dann auch auf das Objekt. Das Subjekt, das bist du und das Objekt ist das, was du gerade lernst. Also, worauf kommt es beim Subjekt an?

Insbesondere ist die Frage, inwiefern es dir schwer fällt, nach einer Pause dich wieder zu motivieren, insbesondere wenn die Pause länger war. Das Stichwort ist, wenn du es offiziell wissen willst, Aktivierungsenergie. Ob du die leicht oder nicht leicht aufbringst.

Bei mir ist es so, dass ich bei einer längeren Pause mich ganz schwer tue, wieder reinzukommen. Deswegen optiere ich in der Regel dafür, keine große Mittagspause zu machen, schon gar nicht eine, wo ich richtig essen werde, danach werde ich träge wie eine Bohr, sondern lieber am Stück zu arbeiten, aber modifiziert am Stück. Am Stück mit Pausen, allerdings mit kleineren Pausen.

Das ist für mich optimal. Andere brauchen und nutzen eine große Pause gern. Ich habe Freundinnen, die zum Beispiel dann nachmittags zum Sport gehen und danach sich noch mal hinsetzen, um zu arbeiten.

Früher, als sie gelernt haben, auch zum Lernen. Das kann mir nicht passieren. Wenn ich um vier oder um fünf zum Sport gehe und ich komme danach um sechs oder um sieben, dann werde ich nie im Leben mich noch mal hinsetzen.

Das ist dann halt so und entsprechend plane ich. Wie gesagt, es gibt aber auch andere, die dann sagen, ach klasse und jetzt mache ich es. Also allererster Punkt eben, was bist du für ein Typ?

Und auch dann allerdings, wenn du ein Typ bist, der oder die nicht so gerne große Pausen macht, auch da ist die Frage, wie man denn jetzt dieses am Stück gestaltet. Es gibt zum Beispiel diese Pomodoro-Methode. Der Klassiker ist, 25 Minuten arbeiten, fünf Minuten Pause und alle drei oder vier Einheiten eine längere Pause, die da wäre, 25 Minuten.

Und das ist eine Methode, die funktioniert sehr gut, aber nicht immer, insbesondere im Hinblick auf sowohl auf das Subjekt, aber noch mehr auf das Objekt. Auf das Subjekt, wenn du jetzt gerade eher sozusagen die Krise kriegst, wenn alle 25 Minuten es ping machst und du dann Pause zu machen hast und du dann eher dich gegängelt fühlst, dann ist das schlecht. Aber noch mehr ist es schlecht, wenn du arbeitest an Dingen, die eine Konzentration am Stück erfordern.

Wenn du gerade versuchst, eine ganz konkrete, insbesondere neue Materie zu verstehen und zu verstehen, zum Beispiel jetzt, mein Hauptbeispiel ist in der Regel das Drei-Personen-Verhältnis im Bereicherungsrecht. Da ist es nicht sinnvoll, sich rauszureißen, bevor nicht eine Einheit, die zusammenhängt, verstanden wurde. Und damit meine ich nicht das gesamte Drei-Personen-Verhältnis, weil das hat ja auch Dinge, die man aufsplitten kann.

Aber wenn es darum grundsätzlich geht, etwas zu verstehen, dann reißt du dich da nicht raus. Denn wenn du dich dann rausreißt, erstens kannst du dann deine Pause nicht genießen, weil dein Hirn immer noch mit einem riesen Fragezeichen rumläuft. Und zweitens, bis du dich noch einmal reingepfuchst hast in den Zustand, der davor, vor der Pause existierte, und um da weiterzumachen, da wird es dauern.

Das heißt, in solchen Fällen ist es sinnvoll, am Stück etwas zu machen. Bei mir jetzt zum Beispiel, heute aktuell, ich habe Matomo, um ohne Cookies zu setzen und ohne Daten rauszugeben, die Performance der Website messen zu können, aufgesetzt. Und da war etwas, das hat nicht so funktioniert, und es ging um die Berechtigungen der verschiedenen Dateien auf dem Server.

Das konnte ich sinnvoll nur am Stück lösen, und das habe ich auch am Stück gelöst. Aber selbst dann sind kleine Pausen, sinnvolle Mini-Pausen möglich. Sie müssen nur minimal sein, und du darfst dein Hirn nicht auf etwas anderes bringen.

Das heißt, beim Lernen zum Beispiel, und so habe ich es früher oft gemacht in der Bibliothek, während du da drin bist, einfach nur mal kurz aufzustehen und ein bisschen in einen weiteren Gang der Bib zu gehen und wieder zurück, das kannst du machen, ohne rauszukommen, und hast trotzdem eine kleine Erleichterung, weil du dich eben, wenn auch, ein bisschen wie in Trance bewegst. Oder einfach mal kurz, aber es muss halt, auf jeden Fall ist es sinnvoll, kurz aufzustehen, nicht aufs Handy zu gucken. Also ganz wichtig ist, das Hirn darf kein, man nennt das Kontext- Switching machen.

Also das Hirn darf nicht den Fokus auf etwas anderes verlagern, denn dann geht der frühere Fokus zurück. Das heißt, es muss die Pause, die Mini-Pause, muss etwas sein, was so körperbetont ist und ohne große, da würde ich jetzt keine Hampelmänner machen, weil auch du da rauskommst, was man quasi so in einer mentalen Trance, wo man noch den Faden aufrecht erhält, macht. Und da ist für mich sehr sinnvoll halt, entweder am Platz mich ein bisschen zu strecken und zu räkeln oder eben aufzustehen und ein bisschen auf- und abzugehen und dabei ist das Hirn noch, wie gesagt, involviert in dem, was ich lerne.

Und trotzdem ist es besser, wenn ich das mache, als wenn ich ganz am Stück nur weiter denke. Okay, also im Hinblick auf diese kurzen Impulseinheiten, ob sie Pomodoro jetzt genannt werden oder was auch immer, sie sind dann nicht geeignet, wenn du richtige, fokussierte Konzentration brauchst, wo du etwas nicht gut abspalten kannst. Und mit anderen Worten, zum Beispiel, wenn du wiederholst und wenn du Kaufrecht wiederholst, dann kannst du durchaus sagen, erhalte Punkte 1 bis 3, mache ich am Stück und dann auch Pause und dann geht’s weiter.

Aber eben, wenn ein Punkt 1 schon große Konzentration erfordert, dann reiß dich da nicht da raus, weil irgendwas Ping macht, um Gottes Willen. Und schon gar nicht Ping im Sinne von, du hast eine WhatsApp oder so. Das habe ich zwar nicht gesagt, aber das versteht sich von selbst.

Wenn du lernst, alle Mitteilungen ausgeschaltet. Alle News, Anrufe, alles auf Nichtstören. Okay, wann ist aber Pomodoro zum Lernen sehr, sehr gut geeignet?

Wenn du insbesondere schon am Wiederholen bist, zum Beispiel du wiederholst die Definitionen, das geht klasse. Da kannst du wirklich sagen, okay, 25 Minuten wiederholen und dann 5 Minuten Pause. Auch da, sinnvollerweise aktiv, da bevorzuge ich persönlich sogar eine Aktivität, die mich ein bisschen körperlich oder sehr stark sogar fordert, dass ich 5 Minuten lang Seilchen springe oder ich mache Liegestütz oder ich mache Hampelnenne.

Auch da, das ist Typsache, aber das finde ich richtig klasse. Setzt aber voraus, wie gesagt, dass die Sachen voneinander trennbar sind, wie es ist, wenn man Definitionen lernt oder wenn man Karteikarten wiederholt, wo man sagen kann, diese Karteikarten, so viele wie möglich in den 25 Minuten und dann halt die 5 Minuten Pause. Und was ist keine gute Pause?

Auch da, keine gute Pause ist auf Instagram oder Facebook rein, aber auch da, na ja, wir sind alle Menschen und auch das wird man immer wieder tun, in Gottes Namen. Perfektion anzustreben ist dann schlecht, wenn sie nicht durchzuhalten wäre. Okay, also, Pomodoro-Typ und da auch, guckst du mal, wie das für dich möglich ist und was du auch gerade für einen Tag hast.

Kommt drauf an, auch was du wiederholst. Wenn du richtig knackig wiederholst, dann wirst du am Stück weniger auch tun können, weil du da gerade sehr, sehr hohes Niveau bringst. Dann kann es wirklich auch sein, dass du, was weiß ich, alle 10 Minuten mal ein oder zwei Minuten Pause machst und dann weiter.

Und horch da einfach in dich hinein und spiel da einfach ein bisschen mit. Und eine Aussage ist nur richtig, wenn du regelmäßig, bevor du Pause machst, kaputt bist und einen Absatz dreimal lesen musst, bevor du halt verstanden hast, was drinsteht und das auch noch nicht so richtig, dann hast du zu lange gewartet, bis du eine Pause machst. Und ansonsten musst du dich halt, nee, du musst nicht, du musst gar nichts, willst du dich wahrscheinlich da rantasten und nicht jeder Tag ist wie der andere.

Und es nützt nichts, wir sind nun mal keine Maschinen. Manchmal, wenn man merkt, es geht heute gar nichts mit der tiefen Konzentration und am Stück, wäre das vielleicht sinnvoll, sogar umzuswitchen auf eine Pomodoro mit etwas anderem halt. Wenn man das natürlich nur macht und dann die Dinge, wo man sich am Stück konzentrieren muss, nie dran kommen, das ist auch nicht zielführend.

Aber je mehr du Tools hast für die verschiedenen Tätigkeiten und du weißt, welches Tool wozu passt, desto intuitiver und flexibler kannst du jeweils dann dich anpassen, so dass du unterm Strich sehr, sehr, sehr viel besser weiterkommst. Und anfangs ist es natürlich schon sinnvoll, sich gewisse Vorgaben zu machen, aber auch da, wenn die zu rigide sind, ich weiß nicht. Also nach wie vor bin ich der Ansicht, diese Ambiguität und dieses, es kommt drauf an, je früher man das akzeptiert und nicht versucht, die einzige Lösung zu finden und vor allen Dingen, dass die einem vorgegeben wird.

Und einer sagt, Pomodoro ist so klasse und ab jetzt lädst du dir den Pomodoro-Timer runter und alles sozusagen ist anders. Nee, das funktioniert nicht. Leider funktioniert es nicht.

Und du ersparst dir unterm Strich viel Frust, wenn du auch in der Sache der Planung akzeptierst, dass die beste Methode ist, zu erkennen, welche Tools es gibt, welche Werkzeuge es gibt, wofür die am besten geeignet sind, wofür die nicht gut geeignet sind und womit du gut zurechtkommst und nicht gut zurechtkommst und das ist Trial and Error und dann wirst du selber deinen Weg finden. Was ist denn dann der Wert von der Podcast-Folge heute? Der Wert ist, in der Regel dich zu erinnern und dir einen Anlass geben, dir eigene Gedanken zu machen über Themen, zu denen ich dir Gedankenimpulse gebe und wenn das dann ist, dass du dir sagst, für mich ist das jetzt trotzdem am besten und funktioniert am allerbesten, wenn ich ab jetzt nur Pomodoro oder nur X- oder Y-Methode mache und zwar in allen Bereichen.

Wenn es für dich gut funktioniert, okay, warum nicht? Sei nur vorbereitet, was heute für dich funktioniert, kann ein Jahr später nicht mehr funktionieren und dann wirst du dann halt ein neues Konzept entwickeln. Also, wie gesagt, im Hinblick auf Pausen, wenn du regelmäßig die Pause erst dann machst, wenn es nicht anders geht, dann überdenke das bitte, aber auch dann als nächster Schritt, wie viele Pausen, wie oft, es gibt anerkannte Grundsätze, ja, und dann findest du das, was gerade für dich passt.

Was ist anerkannt? Anerkannt ist erstens, was ich vorhin gesagt hatte eben mit dieser Aussage, dass du nicht warten solltest, bis du gar nicht mehr kannst, das ist ein anerkannter Grundsatz. Anerkannt ist, dass Personen, denen es schwerfällt, sich zu aktivieren und zu motivieren, besser keine nicht zu großen Pausen machen, weil eben dann es schwieriger wird, wieder reinzukommen, für die ist besser, mehr Richtung am Stück zu arbeiten, aber dann mit kleineren Pausen.

Kleinere Pausen gehen immer, wenn sie so kurz sind, ein paar Minuten nur, und auch so gestaltet sind, dass sie dein Hirn nicht auf was anderes hinlenken, dann gehen kleine Pausen, sogar dann, wenn du dich am Stück konzentrieren willst, und je mehr du einzelne Punkte hast, die du lernst, du wiederholst Karteikarten, spezifisch sogar Definitionen, oder du hast, Lernen ist ja nicht nur in dem Sinne Hirnlernen, sondern auch Lernen hat auch vorbereitende Sachen, dass du deine Unterlagen sortierst oder daraus Karteikarten schreibst, je mehr du da kleine Salamischeiben schneiden kannst, desto mehr geeignet sind Pomodoro-Taktiken. Ich bin mal gespannt, was du jetzt daraus machst, und wie immer freue ich mich auf Feedback, und würde jetzt mal sagen, bis nächste Woche, frohes Lernen, Arbeiten und vor allen Dingen schöne Pausen.

Also dann, bis nächste Woche, schätze ich mal.

Dr. iur. habil. Panajota Lakkis

Ehemalige Universitätsprofessorin & Prüferin. Ergo weiß ich genau, was du brauchst in deinem Jurastudium. In meinen Kursen lernst du, Jura zu verstehen. Im Podcast (Standorte im Player) und auch auf YouTube kannst du nach Lust und Laune stöbern. Du kannst auch mehr über mich erfahren. Oder ab und zu eine Mail mit juristischen und jurafreien Goodies erhalten.

Mein aktuelles Motto: Was wäre, wenn?

Meine Überzeugung: Jura macht ab dem Moment Freude macht, in dem du die Zusammenhänge verstehst.

Vielleicht kann ich dir helfen, (wieder) Freude an Jura zu finden?