Mitschreiben in der Vorlesung – wie und wieviel?
Mitschriften in der Vorlesung – Ja oder Nein?
Es kommt darauf an! Sicherlich ist es nicht klug, in der Vorlesung derart hektisch mitzuschreiben, dass du nicht mehr mitdenken kannst.
Transkript
Bitte beachte, dass dieses Transkript maschinell erstellt wurde.
Jura Meistern Podcast Folge Nummer 107.
Heute geht es um Mitschriften in der Jura Vorlesung. Diese Folge ist aber auch dann interessant für dich, wenn du keine Vorlesungen mehr hören musst, denn die Mitschriften sind etwas, das du auch brauchen wirst in deiner Referendarzeit und natürlich sogar später, wenn du zum Beispiel in einem Meeting drin sitzt.
Okay, lass uns starten. Letzte Woche habe ich darüber gesprochen, welche Parameter du berücksichtigen kannst, wenn du dich entscheidest, ob du in eine Vorlesung reingehst oder nicht. Jetzt gehen wir mal davon aus, dass du die Entscheidung getroffen hast, in die Vorlesung reinzugehen und das hatten wir schon letzte Woche besprochen.
Wenn, dann richtig. Das heißt, du sitzt da nicht nur deine Zeit ab und dann um dein Gewissen zu beruhigen, sondern du willst so viel rausholen aus der Vorlesung wie möglich. Und eine der Möglichkeiten hierzu sind Mitschriften.
Ganz sicherlich ist es sinnvoll, in der einen oder anderen Art mitzuschreiben. Erstens als Gedächtnisstütze, um danach nachbereiten zu können, aber auch, weil du in dem Moment, wo du etwas schreibst, auch einen zusätzlichen Kanal hast, der dein Gedächtnis stützt, nämlich das Muskelgedächtnis, das kinetische Gedächtnis. Und das ist hinreichend erforscht, dass Dinge, die man geschrieben hat, besser den Weg ins Hirn und ins Gedächtnis finden.
Okay, aber auch hier ist die Frage, wie viel und wie? Und da kann ich aus meiner Sicht als Dozentin, wenn ich in einen Hörsaal reinblicke, sagen, auch hier ist meine Beobachtung, dass die meisten Studierenden viel zu viel schreiben. Meistens sehe ich ein geradezu frenetisches Mitschreiben, gebeugte Köpfe, Hände, die richtig verkrampft wirken, ist ja auch ganz normal.
So schnell zu schreiben, dass man nach Möglichkeit alles hat, das kannst du nicht gerade locker und entspannt. Mittlerweile haben viele auch ein Notebook dabei, das ist dann in der Regel etwas weniger schnell, aus dem Grunde, dass die meisten nicht richtig blind tippen können, sodass das deswegen etwas entschleunigt wird. Aber in beiden Fällen habe ich oft den Eindruck, dass die Aufmerksamkeit eher gerichtet ist auf die Mitschrift als solche, als auf das Mitdenken.
Und gleichzeitig geht es nun mal sehr schlecht und in dem Moment, wo du versuchst, so viel wie möglich, nicht nur die Worte, sondern die Wörter mitzuschreiben, kannst du nicht mitdenken. Und beziehungsweise, es ist ein Hin und Her. Man meint zwar manchmal, dass man das gleichzeitig täte, aber man switcht doch ständig vom einen zum anderen.
Heißt das, dass man jetzt gar nicht mitschreiben sollte? Ganz sicherlich nicht, denn bis zum gewissen Maße ist das ja möglich, mit diesem Switchen hin und her gleichzeitig mitzudenken und zu schreiben. Jetzt ist aber trotzdem damit nicht beantwortet, die Frage, wie man denn jetzt und wie viel, in welcher Form, mit welcher Methode das eine gute Mitschrift machen sollte.
Es gibt mehrere Möglichkeiten. Es kommt darauf an, es kommt darauf an, wie du selber am besten dir die Dinge festhält und es kommt auch darauf an, wie die Dozentin oder der Dozente gerade vorgeht und es kommt darauf an auch, was gerade an Stoff vermittelt wird. Je mehr es um konkrete Informationsbeschaffung geht, desto weniger wichtig ist die Art, wie man genau etwas mitschreibt.
Da ist das Lineare einfach untereinander gut geeignet und da ist auch im Zweifel die Menge größer, wobei auch da, wenn mir lediglich wiedergegeben werden, irgendwelche Theorien, von denen ich ganz genau weiß, dass es sie im Lehrbuch auch gibt, ist die Frage, ob ich mir die Infos zu den einzelnen Theorien aufschreibe oder ob ich mir nicht nur einen Vermerk mache, Theorien xy werden dargelegt, um das später in der Nachbereitung anzuschauen. Und von jetzt mit dem Abstandepunkt betrachtet, wo ich jetzt darüber spreche, würde ich sagen, dass es auf jeden Fall besser ist, nur stichwortartig zu erwähnen, dass es um diese Theorien gab und mehr nicht zu schreiben, sondern zu verstehen jetzt, was jetzt mir gesagt wird, warum es diese Theorien gibt und so weiter und so fort und dann dazu mir nur meine Mitschrift zu machen, also zum Mehrwert. Ich weiß allerdings aus eigener Erfahrung, wenn ich selber irgendwo in einer Veranstaltung bin, wo ich mitschreibe, dass das nicht immer realistisch ist, derarte quasi wissenschaftlich ranzugehen.
Auch ich schreibe meistens mehr mit, als sinnvoll wäre. Das kann man allerdings durchaus tun, wenn man im zweiten Schritt nochmal durchgeht seine Unterlagen und dann rausfiltert mit irgendeiner Methode, was wichtig ist. Entweder indem man dann mit einem Textmarker daran geht oder sogar indem man entweder täglich oder wöchentlich noch einmal neu schreibt, das was jetzt am wichtigsten ist.
Das ist die beste Methode, allerdings die zeitraubendste und das kann man wirklich nicht tun für alle Bereiche. Das bedeutet, dass realistisch gesehen ein großer Teil der Mitschriften wirklich zum Bermuda-Dreieck wird, das man später nie anschauen wird. Trotzdem sind die deswegen nicht sinnlos, sondern sie können durchaus ihren Zweck erfüllt haben, indem sie dich gestützt haben, in dem Moment wo du es geschrieben hast, dich besser daran zu erinnern.
Vielleicht gibt es da eine Kontrollfrage, die man sich stellen kann, um zu erkennen, ob man noch im Bereich ist, dass die Mitschriften einem was gebracht haben oder ob die wirklich nicht nur für die Katz, sondern sogar schädlich waren. Wenn du aus einer Veranstaltung rauskommst, wo du geschrieben hast, mitgeschrieben hast, wie gedoppt und danach am nächsten Morgen meinetwegen, wenn du dich fragst, was war denn gestern in der Vorlesung und du hast kaum Ahnung, was da gesagt wurde, obwohl du zehn Seiten geschrieben hast, dann läuft etwas ganz sicherlich falsch. Dann hast du zu viel geschrieben oder falsch geschrieben, aber das da war sicherlich keine zielführende Mitschrift.
Wenn du merkst, und dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo es sinnvoll ist, ein bisschen zu experimentieren, zu schauen, okay, wie wäre es denn, wenn ich jetzt mal ein bisschen weniger schreiben würde. Ähnliche Gedanken wie bei der Frage, soll ich überhaupt in die Vorlesung ja oder nein, kannst du dir ja durchaus auch machen bei der Frage, wie viel und wie mitschreiben. Statt um dein Gewissen zu beruhigen, so viel mitzuschreiben wie möglich, frag dich doch selber, weil denke ich denn für mich, dass es gut wäre mitzuschreiben.
Bei mir hat sich zum Beispiel herausgestellt, dass ich am besten mit Mindmaps sinnvoll mitschreibe. Wenn ich mir eine Mindmap mache, dann mache ich automatisch bereits eine Struktur in das Ganze und damit kann ich nicht anders als mitdenken, wozu gehört denn jetzt das, was ich gerade schreibe, was durchaus verloren gehen kann, wenn ich hintereinander phrenetisch einfach nur schreibe. Vielleicht liegen dir diese Cornell Notes am besten.
Das sind diese Blätter, wo links, rechts und oben, auf der einen Seite und unten immer Platz ist und wenn dir das liegt, dann mach das. Das hat den Vorteil, dass du im Korpus schreiben kannst wie gedoppt, danach aber in der Nachbereitung dir den Merksatz für unten schreibst und links die Hauptpunkte. Das kann auch eine sehr schöne Methode sein.
Wissenschaftlich klingt die total gut. Ich selbst habe bisher keinen Zugang zu ihr gefunden. Ich sage es offen.
Mit anderen Worten auch hier, schau wie die Mitschrift aussehen könnte, die dir was bringt und ich meine nicht dir was bringt im Sinne, dass du ein wunderschönes System hast. Es gibt da Templates für Notion, es gibt bei Craft Notes, was ich sehr gern nutze, wenn ich irgendwas schreibe. Es gibt Obsidian, diese ganzen Second Brain Zettelkasten Methoden.
Da besteht aber oft die Gefahr, dass man die Methode als Selbstzweck sieht, ohne jetzt dann zu schauen, bringt mir das im Verhältnis zum Aufwand was? Und was ist das Ziel der Mitschrift? Das Ziel der Mitschrift ist, den Inhalt der Vorlesung verstanden zu haben.
Das heißt, wenn du regelmäßig nach dem Besuch von Vorlesungen einen Tag oder eine Woche später null reproduzieren kannst, dann läuft etwas schief und es läuft entweder schief, indem du in einer Vorlesung bist, die dich überfordert, dass dir Inhalte fehlen, die zu dieser Vorlesung gehören oder aber, dass du eben die Teilnahme nicht sinnvoll genug gestaltet und insbesondere unter Umständen zu viel mitschreibst oder falsch mitschreibst. Und noch einmal, es führt kein Weg dran vorbei zu sagen, auch hier, es kommt drauf an, was das Richtige ist. Es kommt drauf an, was jetzt gerade gelehrt wird.
Es kommt drauf an, wer lehrt und was er oder sie für einen Stil hat. Noch mehr kommt es darauf an, wie du selber erstens denkst und Dinge aufnimmst und deswegen sie am besten so bereits mitschreibst, wie du sie dann auch später nachbereiten kannst. Zu dieser Nachbereitung übrigens nächste Woche eine Podcast-Folge und es kommt darauf an, wie, was, doch, das sind die, nee, einen dritten Punkt gibt es nicht.
Es kommt darauf an, wie auf der Seite sozusagen des Broadcasts, der Vorlesung als solchen die Inhalte und der Stil sind und wie dein Stil ist. Und mach nicht zu eine zu große Wissenschaft daraus und als Kontrollfrage, wie gesagt, mein Ratschlag, guck dir an, nachdem du ein paar mal das ausprobiert hast mit deinen Mitschriften, wie viel du an Erinnerung hast und hinterfrag einfach mal im Sinne nicht von negativ, es soll alles schlecht sein, sondern reflektiere einfach. Nicht, weil du es immer schon so gemacht hast und weil es alle so machen, ist es am besten.
Frag dich zum Beispiel, gibt es nicht auch den Mittelweg, mir einfach nur ein Vermerk zu machen, die Dozentin hat die Meinung A und B dargelegt und ab da nur zuhören und in der Nachbereitung sich diese Meinung A und B anschauen. Denk einfach darüber nach, vielleicht sagst du dir, nein, nein, nein, so will ich das nicht machen, dann mach es nicht. Probier es auch aus, das sind alles keine exakt wissenschaftlichen Dinge, es ist mehr Kunst als Wissenschaft im Sinne von, es lässt sich weniger berechnen als intuitiv rantasten.
Und das gilt für alle Dinge im Leben, für alle. Nicht einfach auf Autopilot, nicht so viel wie möglich reinpacken, sondern immer wieder mal innehalten und sich sagen, will ich das so machen, ist das sinnvoll so wie ich es mache, gibt es vielleicht auch einen anderen Weg und das gilt auch für die Mitschriften. Und nächste Woche wird es darum gehen, wie du dann im Anschluss sinnvollerweise Vorlesungen nachbereiten könntest inklusive deiner Mitschriften.
In diesem Sinne bis nächste Woche!
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Ehemalige Universitätsprofessorin & Prüferin. Ergo weiß ich genau, was du brauchst in deinem Jurastudium. In meinen Kursen lernst du, Jura zu verstehen. Im Podcast (Standorte im Player) und auch auf YouTube kannst du nach Lust und Laune stöbern. Du kannst auch mehr über mich erfahren. Oder ab und zu eine Mail mit juristischen und jurafreien Goodies erhalten.
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