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Vorlesungen besuchen – ja oder nein?

Sep 30, 2022Lernen & Vorbereiten

Besuche die Vorlesungen, die dir was bringen!

Vorlesungen zu besuchen ist kein Selbstzweck. Wenn du nur hingehst, um dein Gewissen zu beruhigen und du mit deinem Verstand nicht dabei bist, dann geh lieber nicht hin.

Geh anfangs in alle Vorlesungen, lass dich ein, zwei Wochen darauf ein und frag dich dann, ob dir die konkrete Vorlesung was  bringt. Wichtig ist, ob du danach die Inhalte besser verstehst.

In die Vorlesungen, die dir was bringen, geh dann mit Verstand und Einsatz rein.

Transkript

Bitte beachte, dass dieses Transkript maschinell erstellt wurde.

Jurameistern Podcast Folge 106.

Heute geht es um den Besuch von Juravorlesungen. Diese Folge ist aber auch dann für dich interessant, wenn du die Vorlesungen bereits durch hast, denn die Gedankengänge, die zu der Entscheidung führen, gehe ich hin oder nicht, die gelten natürlich auch später für irgendwelche Workshops oder was auch immer es für fakultative Veranstaltungen geben könnte.

Wo du eine Entscheidung treffen willst, gehe ich hin oder nicht, bringt mir die Veranstaltung etwas oder nicht. Einen wunderschönen guten Morgen! Der Herbst ist schon da und bald kommt auch die Vorlesungszeit und das will ich zum Anlass nehmen, ein paar Gedanken mit euch zu teilen.

Heute bezüglich der Frage, soll ich in die Vorlesung reingehen, ja oder nein und nächste Woche, wie ist das denn mit den Mitschriften, was hat denn die Frau Lagis dazu Kluges oder weniger Kluges beizusteuern. Und in beiden Fällen, du kennst ja den Stil dieses Podcasts, geht es mir nicht darum, sämtliche Einzelheiten dir zu geben, die es dazu irgendwo geschrieben oder erforscht gibt, denn dafür brauchst du nicht mich. Was ich aber unter Umständen als Mehrwert reinbringen kann, ist meine Erfahrung, meine eigene als Studentin früher und heute als Dozentin in der Beobachtung, insbesondere betrifft das nächste Woche die Folge mit den Mitschriften, aber auch ein paar Gedanken zu hinterfragen, überhaupt was, warum und was lohnt sich, was nicht.

Und wie so oft, nicht nur in Jura, Jura spiegelt nur das Leben wieder, werden wir sehr oft auf die Frage, auf die Antwort, das kommt darauf an, zurückkommen. Okay, also heute Jura Vorlesung, soll ich rein oder nicht und hier bereits, wie gesagt, das kommt darauf an, wenn dir die Vorlesung einen Mehrwert bringt, auf jeden Fall, aber manchmal bringt uns eine Vorlesung nicht einen Mehrwert und das muss nicht unbedingt etwas mit der Güte der Dozentin oder des Dozenten zu tun haben. Das kann es auch, aber in der Regel ist es einfach so, dass die Chemie nicht stimmt und um sinnvoll zu lernen von jemanden, ist diese Chemie wichtig und unabhängig davon auch die Technik, die der Dozierende hauptsächlich nutzt.

Ich zum Beispiel bin sehr stark darin, Zusammenhänge zu erläutern, aufzuzeigen, Dinge zu hinterfragen. Das ist aber eine Art der Herankehrensweise, die für einige nicht die richtige ist und wenn sie keinen Zugang dazu finden, dann ist es verschwendete Zeit, in meine Vorlesung reinzukommen. Unter Umständen ist es nicht nur verschwendete Zeit, sondern sogar in dem Sinne nicht zielführend, dass noch zusätzlicher Frust aufgebaut wird, wenn man Pech hat, sogar ein Widerwille gegen das Fach, das ich gerade lehre, aber in einer Art, die nicht gut ist für dich.

Und es gibt eben nicht die eine richtige Art, sondern es gibt ein gutes, einen guten Fit, dass die Art einer Dozentin oder eines Dozenten mit der Art, wie du verstehen kannst, besser oder weniger gut zusammenpasst. Und das kann sogar etwas mit Sympathien zu tun haben. Und besser ist natürlich, man sieht das völlig losgelöst davon, dass man sagt, ich muss die Dozentin nicht mögen, ich muss nur von ihr effektiv lernen.

Aber so einfach ist das nicht zu trennen. Letztlich ist ein Maßstab in sich hinein zu horchen und sich zu fragen, bringt mir diese Vorlesung was, ja oder nein? Und ich persönlich habe in meinem Studium sehr oft diese Frage mit Nein beantwortet und dann bin ich nicht mehr in die konkreten Vorlesungen gegangen.

Und das waren Fälle, wo ich erkannt habe, dass mir die Lektüre von Lehrbüchern mehr gebracht hat als die Vorlesung und dann bin ich eben nicht in die Vorlesung reingegangen. Bei anderen habe ich aber gemerkt, oh, das ist ein Mehrwerk, hier verstehe ich mehr, als ich verstehen würde, wenn ich ein Skript oder ein Lehrbuch lesen und durchgehen würde, ergo gehe ich in die Vorlesung. Dann ging ich aber wirklich in jede Vorlesung, ich kann mich erinnern, BGB AT, damals hatten wir sechs Stunden wöchentlich BGB AT im ersten Semester und um 8 Uhr morgens.

Ich war jedes Mal dort, jedes Mal. Und wenn ich dann hingegangen bin, dann habe ich aber fokussiert, dann habe ich nicht vor mich hingeträumt, sondern ich habe zugehört, ich habe mitgeschrieben, kleiner Teaser, zu den Mitschriften nächste Woche etwas mehr und ich war voll da. Und bei anderen Vorlesungen, entweder weil die mich bereits frustriert haben, weil ich gemerkt habe, ich verstehe das nicht, ich kriege keinen Zugang und das waren nicht immer Fälle, dass wir uns alle einig waren, das ist kein guter Dozent oder keine gute Dozentin.

Teilweise haben andere gesagt, ich finde das toll und ich habe gesagt, ich verstehe da nur Bahnhof. Denn zu verstehen, wenn jemand erklärt, hat auch sehr viel mit einem guten Fit zu tun, damit, dass die Art, wie ich erzähle, korrespondiert mit der Art, wie du gut verstehen kannst. Und wenn das nicht vorlag, dann bin ich, wie gesagt, nicht mehr in die Vorlesungen gegangen.

Ebenfalls ein Grund zu hinterfragen, inwiefern diese Vorlesung was ergibt oder nicht, ist, wenn man merkt, dass man zwar in der Vorlesung sitzt, aber überwiegend sich anschaut, was gerade auf Instagram für Storys neu gepostet wurden oder andere Dinge zu tun oder tagzuträumen. Auch das, mir persönlich ist das damals nicht passiert. Ich habe das Glück, dass es solche Ablenkungen gar nicht gab damals.

Bloß heute manchmal, wenn ich irgendwo sitze und ich nicht fokussiere und ich merke, dass mein Hirn nach links und rechts ausschert, dann frage ich mich zwei Dinge. Ist das, weil ich nicht mehr gewohnt bin zu fokussieren, dann ist das das Problem und das sollte ich angehen. Ist es aber, weil ich einfach nicht fokussiere jetzt konkret, weil ich keinen Zugang kriege zu den konkreten Inhalten, dann sage ich mir, okay, dann bleibe ich fern.

Und in Jura gibt es nun mal keine Pflicht, da zu sein und wenn es keine gibt, dann geht in die Vorlesung nur dann, wenn sie dir persönlich etwas bringt und wenn nicht, dann bleib lieber zu Hause. Völlig der falsche Grund, in die Vorlesung rein zu gehen, wäre, um sein Gewissen zu beruhigen, um das Feigenblatt zu haben, ich gehe aber hin oder um sich so zu fühlen, als würde man sozusagen geflissentlich Jura studieren. Nein, ist es aber dann nicht, wenn du reingehst und dein Hirn ist links und rechts.

Mit anderen Worten, durchaus ein Plädoyer in die Vorlesungen zu gehen, auch und gerade dann, wenn es zum Beispiel unbequem ist im Hinblick auf die Uhrzeit. Siehe mein Beispiel damals mit 8 Uhr morgens. Ich hatte eine dreiviertel Stunde Zeit ungefähr, die ich brauchte, bis ich von zu Hause zur Uni gekommen bin.

Thessaloniki ist eine große Stadt, eine knappe Million, das hat gedauert. Das war nicht bequem, aber das war es wert. Aber in anderen Fällen, wie gesagt, wo ich mir gedacht habe, das bringt mir nichts, dann bin ich nicht hingegangen.

Vorsicht, ich bin nicht hingegangen, weil ich mir gedacht habe, es bringt mir mehr, die Lehrbücher mir anzuschauen. Das habe ich dann aber auch getan. Wenn ich nicht in die Vorlesung reingehe, nach dem Motto, ich kriege keinen Zugang zu dieser Dozentin und in der Zeit aber eher einfach nur rumdaddel oder auf Instagram oder Facebook oder TikTok oder was dein Suchtmittel der Wahl ist, dann versumpfe, dann werde ich ein Problem kriegen, wenn es auf die Klausuren zukommt oder wenn es aufs Examen dann zukommt und das wird dann man bitter bereuen.

Mit anderen Worten, tu was für dich richtig ist, tu es aber bewusst und wenn du dir bewusst sagst, diese Vorlesung bringt mir nichts, dann mach alternativ statt der Vorlesung eine Sitzung, wo du dir eben anhand des Lehrbuches oder eines Skripts oder was du immer hast, stattdessen, alternativ habe ich ja schon gesagt, dich befasst mit der Thematik, denn sonst, wie gesagt, sonst wirst du in große Probleme kommen. Auf einmal heißt das Lernen auf die Klausur und dann ist die Panik groß. Einen kleinen Dämpfer, bevor du diese radikale Entscheidung triffst, würde ich schon reinbringen, frag dich, ob dir wirklich die Veranstaltung nichts bringt, aus welchen Gründen auch immer und alleine die Tatsache, dass du die nicht optimal findest oder auch, dass du dir sagst, Mensch, mir geht die Frau auf die Nerven, immer wieder sagt sie was weiß ich, konkrete Sachen, die wir immer wiederholen, Redewendungen oder was auch immer, die unter Umständen nerven könnten.

Frag dich, ob es nur das sein sollte und wenn ja, ob du nicht an dieser Stelle ansetzt, nach dem Motto, ich gehe hier nicht rein mit dem Anspruch, dass ich sage, das sind die besten zwei Stunden meines Lebens, meines juristischen Lebens, sondern ich gehe mit dem Anspruch rein, das rauszuholen, was ich rausholen kann für mich und wenn es durchaus Elemente gibt, die für dich sinnvoll sind, dann wäre das vielleicht doch besser hinzugehen und nicht mit dem gleichen Genuss natürlich reinzugehen, wie bei DozentInnen, wo du einen Zugang hast und wo du dich wohlfühlst unter Umständen. Ich habe Vorlesungen gehabt, wo ich regelrecht exaltiert rausgegangen bin, dass ich mir gedacht habe, ich habe heute was gelernt, das ist schön, das fühlt sich schön an, das ist das Optimum, aber wenn es dieses Optimum gerade nicht gibt, dann kann es vielleicht auch sinnvoll sein, einfach rauszugehen und zu sagen, okay, drei Dinge haben mich hier genervt, aber ich habe schließlich fünf Dinge auch da rausgeholt und das war es mir wert und es ist nun mal nicht alles ein Ponyhof im Leben. Okay, wie kann ich jetzt das Ganze zusammenfassen?

Ich kann es zusammenfassen als den Aufruf, einfach nicht automatisch oder nur impulsiv die Entscheidung zu treffen, in die Vorlesung reinzugehen oder nicht reinzugehen, sondern zu reflektieren, dich selber zu fragen und zu beobachten, dem Ganzen eine Chance zu geben, nicht direkt, insbesondere wenn der Hauptgrund, dass du nicht gern in die Vorlesung willst, wenn der Hauptgrund darin liegt, dass dir die Dozentin oder der Dozent tendenziell ein bisschen auf die Nerven geht, lass dich vielleicht ein bisschen mehr drauf ein, denn der erste Eindruck, der ist sehr stark, der ist aber nicht immer korrekt und das kann in beide Richtungen gehen und reflektiere einfach, gib der Sache ein bisschen Zeit, hinterfrag, ob und was dir die konkrete Vorlesung bringen kann und dann triff eine Entscheidung, ja oder nein. Was aus meiner Sicht nicht zielführend ist und aus meiner Lebenserfahrung ist, auf Dauer Halbmaßnahmen zu fahren, mal hin, mal nicht oder um und bei regelmäßig zwar hin, aber mit dem Kopf woanders, dann kann man es auch sein lassen. Tu also, was du tust, bewusst, reflektiert, das gilt natürlich nicht nur für Jura-Vorlesungen, das gilt für alle Dinge im Leben.

Weg von Autopilot, weg von irgendwelchen vermeintlichen Gewissensberuhigungen, dass man nur, weil man physisch da war, sich wohl fühlt, wenn man nur physisch da war und es ist links rein und rechts wieder rausgegangen, dann wird das nicht viel bringen. Mehr zu den Mitschriften noch einmal nächste Woche. Ok, also hinterfrag in den ersten Wochen deine Entscheidungen, in welchen Vorlesungen du drin sein willst, in welchen nicht und bis nächste Woche, wenn du denn dann entscheidest, drin zu bleiben, welche Gedanken, welche Erfahrungswerte habe ich im Hinblick auf Mitschriften, dazu nächste Woche.

Danke und bis dahin!

Dr. iur. habil. Panajota Lakkis

Ehemalige Universitätsprofessorin & Prüferin. Ergo weiß ich genau, was du brauchst in deinem Jurastudium. In meinen Kursen lernst du, Jura zu verstehen. Im Podcast (Standorte im Player) und auch auf YouTube kannst du nach Lust und Laune stöbern. Du kannst auch mehr über mich erfahren. Oder ab und zu eine Mail mit juristischen und jurafreien Goodies erhalten.

Mein aktuelles Motto: Was wäre, wenn?

Meine Überzeugung: Jura macht ab dem Moment Freude, in dem du die Zusammenhänge verstehst.

Ich kann dir helfen, (wieder) Freude an Jura zu finden.

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