Seite wählen

Zeit für den nächsten Schritt!

Jura endlich meisternTeil der Bewegung werden

Wieviel Lösungsskizze ist gut?

Okt 27, 2023Prüfungshandwerk

Ein Kursteilnehmer fragte, ich teile die Antwort mit euch allen, denn sie ist wichtig.

Es geht um die Frage, wieviel Zeit und Aufwand du in der Klausur in eine Lösungsskizze investieren möchtest.

Worauf es dabei ankommt, hörst du in dieser Episode.

 Image by congerdesign from Pixabay

Transkript

Bitte beachte, dass dieses Transkript maschinell erstellt wurde.

Jura Meistern, der Podcast, Episode 156.

Einen wunderschönen guten Morgen. Auch heute eine Folge inspiriert von meinem Examensvorbereitungskurs, den ich kürzlich in Präsenz an der Universität des Saarlandes gehalten habe.

Hier hat mich ein Teilnehmer des Kurses gefragt, inwiefern es sinnvoll ist, eine Lösungsskizze zu machen und wie ausgeklügelt sie sein müsste, oder ob es nicht doch besser sei, direkt auf loszuschreiben. Insbesondere hätte er einen entsprechenden Rat wahrgenommen, einer Professorin, in einem Podcast, glaube ich. Meine Antwort hierzu war, wie so oft in Jura und auch im richtigen Leben, das kommt drauf an.

Es ist tatsächlich nicht immer sinnvoll, zu ausgeklügelt eine Lösungsskizze zu machen. Es besteht durchaus die Gefahr, das zum Selbstzweck zu ernennen und so lange daran zu feilen, bis dann nicht mehr genug Zeit ist, um richtig zu prüfen. Und dann merkt man bei der richtigen Prüfung manchmal, dass der Lösungsweg falsch war.

Im anderen Gegenpol aber ist die Ausgangslage, dass man direkt und auf Teufel komm raus anfängt zu schreiben, ohne vorher ganz sicher zu sein, dass der Hase wirklich in diese Richtung läuft. Und da hat man verkannt bereits den richtigen Einstieg und prüft Dinge, auf die es gar nicht drauf ankommt. Zwischen diesen zwei Extrempolen liegt die Wahrheit.

Also, ich würde schon einmal sagen als Faustwert, je komplizierter der Sachverhalt wirkt, desto mehr ist eine Bestandsaufnahme erforderlich. So nenne ich immer die Skizzen, die entweder Zeitskizzen sind, was zuerst, was danach stattfindet, oder aber auch schematische Skizzen der Rechtsverhältnisse. Oder eine Kombi von beiden.

Wenn du übrigens das üben möchtest, dann findest du dazu in meinem Mitgliederbereich in dem Kurs Handwerk Beispiele. Und da du ja 14 Tage lang kostenfrei für dich das ausprobieren kannst, kannst du da durchaus auch mal reingehen. Und dann, wenn du einen Tag vor Ablauf der 14 Tage gekündigt hast, dann bist du raus und es hat dich nie was gekostet.

Und wenn deine Schwachstelle nur hier liegt, dann hast du guten Wert rausgezogen, ohne dass dich das was gekostet hat. Das nur einmal als Einwurf. Aber erforderlich ist das nicht.

In dem Sinne, du kannst auch mit dem, was ich dir hier sage, dir die groben Richtwerte zurechtlegen und dann für dich durch Übung das richtige Maß finden. Und damit habe ich auch ein anderes Stichwort genannt, nämlich üben. Es gibt nicht den einen richtigen Weg, nicht einmal für ein und dieselbe Person.

Das entwickelt sich und die Erfahrung hat gezeigt, dass man anfangs, wenn man Hilfstools nutzt, und das ist ja so eine Lösungsskizze, dass man dazu geneigt ist, weil man sich mit denen befasst und wie die richtig sind, etwas zu übertreiben. Und dann merkt man im Laufe der Zeit, dass das wirklich ein bisschen zu viel ist und man passt an. Und zum Schluss hat man das für sich richtige Maß.

Das ist in Ordnung und das ist auch für dich kein Problem, denn du sollst sowieso viel üben. Ich verweise auf die Podcast-Folge. Die meisten Studierende lernen zu viel und üben zu wenig.

Auch auf die letzte Podcast-Folge verweise ich mit dem Horte nicht zu viel Material. Üben, üben, üben also. Und im Üben wirst du den für dich richtigen Weg finden.

Für dich richtig kann etwas sein, was ich anders täte oder auch anders predige. Funktioniert es für dich, dann hör auf niemanden, auch nicht auf mich. Aber eben nur dann, wenn es für dich funktioniert.

Und habe immer im Kopf, die Lösungsskizze dient dir erstens zur Absicherung, dass du nicht abdriftest, und zur Hilfestellung, damit du auch nichts vergisst. Das Erste, das Nicht-Abdriften, das verlangt nur eine relativ grobe Lösungsskizze. Und da tendiere ich dazu, insbesondere wenn ich eine Skizze der Rechtsverhältnisse gemacht habe, mit A, B und C und Pfeilen, dass ich da rein mir schon unter Vorbehalt reinschreibe, was denn die Kernprobleme sein könnten.

Und dann habe ich einen größeren Überblick. Und den brauche ich auch. Und dann anhand dessen verfeinere ich oft dann auch immer mehr.

Aber wie gesagt, nur indem ich die Struktur mir jeweils aufschreibe. Zum Beispiel, mit der Struktur meine ich, welche Voraussetzungen jeweils verschachtelt erforderlich sind. Wenn ich zum Beispiel weiß, ich habe eine Vertretung, die erwähnt wird, und die unter Umständen auch problematisch sein könnte, und dann geht der Vertreter ein Rechtsgeschäft ein im Namen des Vertretenen, dann ist es hilfreich, wenn ich mir die Bevollmächtigung als Einrechtsverhältnis eintrage und dort mir schon reinschreibe.

Problematisch könnte sein zum Beispiel, dass die widerrufen wurde und dann, wenn ich schon erkenne, dass ich sogar eine kaufmännische Stellvertretung habe, wo auch die negative Publizität des Handelsregisters 15 Absatz 1 HGB reinkommen könnte, wenn ich mir das schon mal da reinschreibe. Und dann weiß ich danach, wenn ich zum Beispiel prüfe, inwiefern der Kaufvertrag zustande gekommen ist, wenn ich nicht direkt im Klartext drauf losschreibe, sondern auf einem Blatt mir das schematisch aufgeschrieben habe, Kaufvertrag K über Procura des P und mir darunter schreibe jeweils bei der Bevollmächtigung, so als Bullet Points und eingerückt, dass ich dafür brauche, ich brauche Kaufvertrag, es muss eine Sache sein, ich brauche eine Einigung über die Essenzialia Negozi, unter der Einigung mache ich 164, bei 164 merke ich, einer der Punkte ist eigene Willenserklärung, habe ich im fremden Namen, habe ich Mitvertretungsmacht, unter diesem Mitvertretungsmacht Bevollmächtigung 167, spezifisch Procura 48 ff. HGB.

Wenn ich mir das schon als Stichworte und insbesondere eingerückt aufschreibe, dann habe ich die richtige Struktur, sodass ich keine Zeit verliere, sondern dann direkt danach losschreiben kann. Das Einzige, wo ich keine Zeit verliere, ist, wenn ich weiß, dieser Punkt könnte problematisch sein und es gibt drei Meinungen. Welche genau diese drei Meinungen sind, da verliere ich keine Zeit während der Skizze, das wäre Quatsch.

Sondern die Skizze mache ich, um sicherzustellen, dass ich eine korrekte Übungsstruktur habe und wenn ich die denn dann habe, dass ich mir auch dort in die Skizze reinschreibe, strittig. Und diese strittig, das prüfe ich erst, wenn ich an diese Stelle rankomme. Wenn ich mir aber diese Struktur schon gemacht habe, dann habe ich darüber erkannt zum Beispiel, ob ich zwingend zu einer Meinung kommen müsste, die eine Vertretungsbefugnis zum Beispiel bejaht, weil sonst der Rest keinen Sinn ergibt.

Das kann ich erst, indem ich mir in Bullet Points diese Prüfungsstruktur gemacht habe, erkennen. Mit anderen Worten, im Hinblick auf die Struktur bin ich der Ansicht, auf jeden Fall machen. Selbst dann, wenn du denkst, die ist doch ganz einfach.

Wenn die so einfach ist, dann verlierst du auch keine Zeit, dann kannst du die einfach runterrotzen. Aber du sicherst dich ab, dass du nicht im Eifer des Gefechtes in eine Richtung gehst, auf die es gar nicht drauf ankommt, oder einen Punkt vergisst. Und das ist, weil du vor lauter Einzelheiten im vorherigen Punkt vergessen hast, dass es zum Beispiel auch bei einer Forderungsabtretung immer auch den Punkt Berechtigung zu prüfen gilt.

Und wenn du so viel weiter oben geprüft hast, geht das im Eifer des Gefechtes unter. Wo es sich auf keinen Fall lohnt, Zeit zu verlieren bei den Notizen, dann ist es, Moment, wie war denn die Definition jetzt ganz genau? Und Moment, wie waren denn die verschiedenen Ansichten, die es gibt?

Das machst du wirklich am besten erst, wenn du dann an der Stelle bist, wo es relevant wird. Und dazu musst du dann anfangen zu schreiben. Also nicht die gesamte Lösung im Kopf versuchen durchzuexerzieren, das ist in der Regel Overkill.

Aber auf jeden Fall rate ich dazu, dass du die Lösungsstruktur im Kopf dir zusammenlegst und erst dann anfängst zu schreiben. Und vor allen Dingen, wie steigst du ein? Ich habe gerade für den Kurs Hohes Jurarek eine Lektion abgedreht, wo ich erkläre, wie wir denn mit der Situation umgehen, dass im Sachverhalt drin stand, eine Forderung existiert eines eingetragenen Kaufmanns und der gründet eine neue OHG mit noch einem Minderjährigen und seinem Vater.

Und dann wird ein Prokurist bestellt von dem einen der Gesellschafter und die Prokuriererteilung wird nicht eingetragen und die Prokurier wird widerrufen und auch der Widerruf wird nicht eingetragen. Und dieser Prokurist nach dem Widerruf verkauft die Forderung mit Abschlag und tritt sie ab an einen X. Und dann kommt auf einmal die Frage, kann der ursprüngliche Kaufmann verlangen Zahlung von seinem Schuldner?

Ey, wie willst du denn da loslegen, wenn du nicht erstmal dir das so zurechtgelegt hast, dass du aufgemalt hast, Kaufmann wird Gesellschafter einer neuen OHG, Prokuriererteilung, dann Abtretung durch den Prokuristen und dann erkennst du, okay, das klingt doch so ähnlich wie bei Eigentumsübertragungen, wie wäre es denn, wenn ich dann eine nach der anderen Konstellation durchprüfe historisch, dass ich sage, ursprünglich war der Kaufmann Forderungsinhaber laut Sachverhalt, er könnte jedoch die Forderung in die OHG eingebracht haben, dafür brauche ich eine wirksame OHG, ach, hier werde ich dann prüfen, dass auch ein Minderjähriger dabei ist, und wie genau, das erst, wenn ich ausformuliere. Aber ich habe erkannt, ich brauche diese OHG auf jeden Fall zumindest als fehlerhafte Gesellschaft, weil wenn ich ganz sage, nö, überhaupt keine OHG, dann ergibt doch die Prokuriererteilung überhaupt keinen Sinn mehr und das Restliche. Okay, wie ich damit umgehe, das erst beim Ausformulieren, aber ich habe schon erkannt, okay, optimalerweise brauche ich eine OHG, war auch so.

Und dann muss die auch eingebracht worden sein, die Forderung steht aber nicht im Sachverhalt, dass sie eingebracht wurde. Okay, also doch nicht die OHG-Forderungsinhaberin. Als nächstes, historisch, könnte der X die Forderung durch die Abtretung durch P erlangt haben.

Dann muss der P erstens Vertretungsbefugnis gehabt haben, da prüfe ich die gesamte Prokura. Und zweitens aber, wenn er abtritt, eine Forderung ist auch Verfügungsbefugnis, nämlich Inhaberschaft des Vertretenen der OHG erforderlich. Bingo, habe ich ja vorhin gesagt, dass die OHG die Forderung nicht erlangt hat.

Das heißt, dass auch der X die nicht erlangt hat und gutgläubigen Forderungserwerb haben wir nun mal nicht im deutschen Recht. Und dann, wenn ich dann noch ganz perfekt bin, dann fällt mir noch ein, es gibt auch den 28 Absatz 1 Satz 2 HGB, die Forderung gilt als übergegangen. Aber wenn ich das nicht weiß, das ist dann ganz am Ende fehlt mir etwas.

Davor habe ich einfach durch eine gute Struktur vorankommen können und das ist ja das Allerwichtigste. Und das ist auf jeden Fall keine verschwendete Zeit. Also die Prüfungsstruktur, die Punkte, die jeweils zu prüfen sind und die erkennst du auch, dass du keinen übersiehst.

Besser, wenn du die wirklich als Bullet Points und richtig so eingerückt, wie sie eben jedes zu jedem verschachtelt gehört, dir aufschreibst. Meine Meinung und oft mache ich mir solche Dinge auch direkt rein in meine Skizzen der Rechtsverhältnisse. Wie viel ich jeweils mir aufschreibe, das hängt immer davon ab, was ich für einen Sachverhalt habe.

Manchmal auch, was ich für eine Tagesform habe. Je nervöser ich selber bin oder kaputter oder was auch immer, desto mehr brauche ich Struktur. Nicht umgekehrt.

Die meisten würden denken, je unsicherer ich mich fühle, desto mehr will ich keine Zeit vergeuden. Nein, je unsicherer du dich fühlst, desto wichtiger ist es dir erstmal eine Klarheit zu verschaffen. Und wie gesagt, auch wenn das etwas unbequem ist, du musst, nein, du musst gar nichts außer irgendwann mal sterben.

Du willst, wenn du klug bist, deinen eigenen Weg finden. Und das bedeutet wirklich üben, üben, üben und nochmal üben und auch darüber reflektieren. Nicht zum Selbstwettmachen, aber überlegen, so wie ich es mache, fühlt es sich jetzt hilfreich an, ja oder nein?

Und wenn nicht, wie könnte ich es anders machen? Und vielleicht überlegst du, ob du nicht meinen Weg dann auch übernehmen oder adaptieren könntest oder den Weg eines anderen. Ich habe nicht die absolute Wahrheit gepachtet.

Die gibt es sowieso nicht. Aber wichtig ist eben, reflektiert vorwärts zu gehen. In diesem Sinne wünsche ich dir einen wunderschönen Resttag und eine wunderschöne Restwoche und wir hören uns dann wieder nächste Woche.

Bis dann!

🧐 Wie denkst du über das Thema, was sind deine Erfahrungen?

📫 Schreib mir, ich freue mich, von dir zu lesen!

🥳 Hat dir diese Folge und insbesondere die Art und Weise, wie ich an Jura rangehe, gefallen?

🚀 Willst du Jura und insbesondere das Zivilrecht endlich verstehen und dann meistern?

🤸🏻‍♀️ 🏋🏻‍♀️ 💃🏻 🕺🏻 Dann schau doch mal vorbei und probiere den Kursbereich 14 Tage lang für dich kostenfrei aus.

🤫 Geheimtipp: Auf Notion habe ich einen juristischen Second Brain aufgestellt, den ich dir gern zur Verfügung stelle. Hier findest du Querverweise zwischen den Podcastfolgen nach Lust und Laune, aber auch die Querverbindungen zwischen den Themen, die ich im kostenpflichtigen Mitgliederbereich bereitstelle. Gern geschehen 😘!

 

Dr. iur. habil. Panajota Lakkis

Ehemalige Universitätsprofessorin & Prüferin. Ergo weiß ich genau, was du brauchst in deinem Jurastudium. In meinen Kursen lernst du, Jura zu verstehen. Im Podcast (Standorte im Player) und auch auf YouTube kannst du nach Lust und Laune stöbern. Du kannst auch mehr über mich erfahren. Oder ab und zu eine Mail mit juristischen und jurafreien Goodies erhalten.

Mein aktuelles Motto: Was wäre, wenn?

Meine Überzeugung: Jura macht ab dem Moment Freude, in dem du die Zusammenhänge verstehst.

Ich kann dir helfen, (wieder) Freude an Jura zu finden.

Stöber doch ein bisschen weiter!

Die Slider unten zeigen dir per Zufallgenerator 10 Beiträge aus der jeweiligen Kategorie an.