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Repetitorien: Eine sinnvolle Ergänzung

von Jun 3, 2022Lernen & Vorbereiten

Du musst nur wissen, was Repetitorien leisten können – und was nicht

Oft werde ich gefragt, ob ich Repetitorien für erforderlich oder auch für sinnvoll halte.
Meine Antwort ist, dass es ohne geht, dass sie aber eine sinnvolle Ergänzung sein können.
Wie dir ein Repetitorium helfen kann, woran du erkennst, wann es sich lohnt zu bleiben sowie was du letztlich nur selbst meistern kannst – darum geht es in dieser Podcastfolge.

Bild von 정수 이 auf Pixabay

Transkript

Bitte beachte, dass dieses Transkript maschinell erstellt wurde.

Einen wunderschönen guten Morgen! Heute greife ich wieder eine Frage auf, die mir oft gestellt wird, nämlich ob ich der Ansicht bin, dass man ein Repetitorium außerhalb des Studiums braucht oder nicht.

Und hier meine Antwort dazu. Es geht ohne, aber anders als viele meiner ehemaligen KollegInnen bin ich nicht dagegen.

Ich halte Repetitorien für eine sehr sinnvolle Ergänzung und mittlerweile mische ich ja sogar selber mit in der Unterstützung, obwohl ich mich nicht als Repetitorin verstehe, ich bin Verständnisgeberin, zumindest wünsche ich mir, dass ich das bin. Und da ist das so aus meiner Sicht, dass ich zwar nicht one-on-one, aber letztlich sozusagen unterstütze und helfe. Währenddessen empfinde ich die RepetitorInnen, die bisherigen, die ich kenne, mehr empfinde als Wissensvermittlung, was sehr, sehr, sehr gut ist und sehr wertvoll.

Und deswegen sehe ich die durchaus auch als ein Tool. Und insbesondere dann, wenn man im früheren Studium aus welchem Grund auch immer nicht so sonderlich sorgfältig, nee sorgfältig ist das falsche Wort, sondern gezielt und strukturiert vorgegangen ist und manchmal helfen die Studienpläne an den Universitäten da auch nicht, weil da Vorlesungen sich überlappen, sodass man sie dann doch nicht hört oder aber Dinge nicht so systematisch sind, wie sie es besser hätten sein sollen. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass du scheinfrei bist und jetzt aber lernen willst auf das Examen und dich da ein bisschen verloren fühlst, die ist groß.

Und da ist es sehr wertvoll, mal einen strukturierten, etwas mehr verschulten Weg zu gehen. Allerdings sehe ich genau in dieser Beschreibung auch eine gewisse Gefahr, weil und wenn man die verschulte Art nicht als ein Hilfsmittel zeitlich begrenzt, ich sage immer maximal sechs Monate sollte man das machen, tatsächlich sieht, sondern als ein völliges Outsourcing, nach dem Motto, ich gebe die Verantwortung jetzt ab für meine Vorbereitung an jemand anderen und am besten auch noch halt die Präsenzrepetitorien, da musst du ja hin, jeden Tag oder was weiß ich wie oft. Und da, wenn du wirklich auf Dauer die Verantwortung meinst, mit guten Ergebnissen abgeben zu können, das ist gefährlich, denn performen musst du selbst in der Klausur und der Repetitor kann dir nur Wissen vermitteln und insbesondere wenn das größere Klassen sind, gibt es nicht die Möglichkeit zu üben und fast nicht ein bisschen zu coachen, sondern das musst du dann selber, also da wo du selber deine Probleme hast, da musst du selber dann mit zurechtkommen und das ist etwas das geht und letztlich wo du auch selber ran musst, weil du nur du selbst wissen kannst genau wo das Problem liegt, aber das ist etwas wo man als Feigenblatt denken könnte, ich tue ja alles was ich kann, ich gebe Geld aus, ich sammle Materialien und dann sollte ein Ergebnis X rauskommen und da muss ich dir leider die Illusion nehmen, so funktioniert das nicht.

Ich sage immer, dass ich selbst in meinem Kursbereich dir nicht nur Schlüssel gebe, auch die Repetitoren, die geben dir Schlüssel, alle Repetitoren geben dir Schlüssel um Türen aufzumachen, aufmachen musst du sie selbst und durchgehen musst du selbst. Wichtig ist aber, dass du auch lernst, nicht nur diese Schlüssel, dieses Wissen zu bedienen, sondern wie man auch einen Dietrich verwendet und dafür musst du verstanden haben und wenn dein Repetitorium genau das fördert, dann ist es auch über die auch sehr wichtige Wissensvermittlung noch einmal wertvoller, wenn nicht, dann macht das den Repetitor nicht unsinnig, aber dann muss man den sehen in der Phase wo er Mehrwert bringt, nämlich über drei oder sechs Monate strukturiertes Material durchzugehen, um dann zu übernehmen selber oder bei einem anderen Repetitor, in dem man eben auch übt, Dietrich, erstens einen Dietrich baut und zweitens wie man den verwendet. Was meine ich mit einem Dietrich?

Ich meine mit einem Dietrich und den zu verwenden, dass du eben auch dann zurechtkommst, wenn in der Klausur etwas kommt, was dir so niemand beigebracht hat und du auch so nie gelernt hast und dafür musst du verstanden haben, dafür musst du das System verstanden haben, dafür brauchst du teilweise auch Zeit und du musst selbst auch einen gewissen Forschergeist irgendwann entwickeln und Hilfe gibt es auf dem Weg dazu, gute Repetitoren werden dich dabei auch unterstützen, dass man dir zeigt erst mal wie sowas geht und dich immer wieder an die Hand nehmen und dir etwas zeigen wie man rangeht, das wie, also mehr zeigen als das was und so dass du zunehmend durch diese Beobachtung wie macht er oder sie das, wie geht er oder sie daran, du dann auch das übernehmen kannst für dich selber. Mit anderen Worten musst du trennen zwischen Repetitorien, die dir Fische geben und solchen, die dir beibringen zu angeln, damit du die Fische selber rauskriegst. Die erste Stufe ist natürlich die Fische zu geben, denn es braucht Zeit bis man angeln lernt und in der Zeit ist man angewiesen darauf Futter zu kriegen quasi, deswegen ist zwar das wichtige Endziel selber angeln zu lernen, aber auf dem Weg dahin durch geht man mehrere Stufen, das ist ähnlich wie die meisten von uns angefangen haben mit dem Fahrradfahren mit einem Dreirad und dann später hatte man ein Kinderrad mit Stützrädern und dann, also ich hatte keins mit Stützrädern, ich wollte sofort und hab’s dann auch geschafft, bin aber ein paar mal auf die Schnauze gefallen, hätte ich vielleicht besser, aber egal, du merkst also es gibt, an diesem Beispiel, das ist ganz gut, dass ich das jetzt spontan so gebracht habe, das heißt nämlich folgendes, erstens es gibt Phasen und zweitens manch einer überspringt eine Phase und auch dann wird was raus, also es ist jetzt nicht so, dass wenn du den einen Schritt nicht machst, dann wird das böse ausgehen, nein, so unterschiedlich wie wir alle sind, so unterschiedlich ist auch der Wege, den wir gehen und den wir brauchen, aber eben grundsätzlich gibt es verschiedene Stufen im Lernen und ja, die wichtigste ist das Verständnis, aber man kann sich auch das Leben leichter machen, indem man parallel zu diesem Verständnis oder davor oder auch danach eben auch Repetitorien besucht mit strukturierten Materialien, ich würde nur raten, das in einem begrenzten Zeitraum zu machen, wie bei allen anderen Dingen auch, nicht einfach das so da plätschern zu lassen, wobei die meisten, die großen kommerziellen Repetitorien sowieso Zyklen haben, dass man sagt, das Programm dauert so und so lange, aber wenn die das nicht haben und das endlos weitergeht, dann setzt du dir einen Zeitrahmen und überleg dir, wie lange du brauchst und wo es dann das passende Angebot gibt und dann tu es auch.

Und allerdings noch einmal, denk daran, dass du letztendlich lernen musst, alleine umzugehen und wenn du das drauf hast und wenn dein Repetitor das fördert, dann bleibe auch länger bei dem, weil das das Wichtigste ist, das ist das, was du später brauchen wirst in der Klausur. Die Schlüssel werden erforderlich sein, aber immer wieder wirst du auf Türen stoßen, wo keine Schlüssel im Sinne von abrufbarem Wissen abgefragt werden, die musst du knacken, da musst du mit einem Dietrich umgehen können. Beides ist wichtig, am wichtigsten ist das Verständnis und du kannst, wenn du willst, alles dir selber aneignen, aber warum nicht einen Teil sozusagen outsourcen, wenn es für dich effektiv ist, nur wie gesagt, muss ich dir die Illusion nehmen, dass du insgesamt deine Examsvorbereitung outsourcen kannst, bei niemandem, auch nicht bei mir übrigens, bei niemandem.

Aber das ist auch die gute Nachricht, denn wenn es so einfach wäre, dann wäre die Kehrseite auch, dass jeder, der Geld hat sozusagen und sich den teuersten und besten Repetitor, obwohl der Preis jetzt nicht ein Garant ist für Küte, aber du verstehst, was ich meine, dass der dann halt durch wäre und wenn du das Geld nicht hast oder nicht ausgeben magst, hast du ein Riesenproblem. Nein, du kannst ein treffliches Examen schreiben ohne jegliche Repetitor-Unterstützung von außen. Und lasst uns nicht vergessen, dass mittlerweile alle juristischen Fakultäten Examensvorbereitungskurse haben, die völlig kostenlos sind, inneruniversitäre.

Das heißt, dass auch dort das natürlich betrachtet werden kann. Ich würde folgenden Aufruf machen und das habe ich als Motto schon immer gehabt, auch in meinem Studium, nimm die Angebote wahr, die dir persönlich was bringen. Wenn nicht, lasse es sein, egal wie hoch gelobt die werden oder was ich oder irgendjemand anderes sagt.

So habe ich das früher gemacht, auch bei den Vorlesungen, gehe ich hin, um zu hören oder nicht. Die ersten Wochen bin ich immer hingegangen und dann habe ich mir gedacht, bringt mir der mündliche Vortrag da was oder nicht. Wenn nicht, Arrivederci, da bin ich nicht weiter hingegangen.

Wenn ja, dann bin ich aber hingegangen ohne Wenn und Aber. Und da ist mir egal, ob andere gesagt haben, ich finde die Professorin oder den Professor klasse und ich lerne viel bei dem. Wenn ich keinen Zugang da habe und nichts dazu lerne, dann mache ich es nicht.

Und das gleiche ist mit Repetitorium, ja oder nein. Also wenn ich dich in einem bestärken kann, in diesem Podcast und auch sonst, dann ist das mehr dir selber zu vertrauen und wenn du wirklich merkst, dass etwas für dich gut ist oder nicht gut ist, dann handelst du entsprechend, egal was der Mainstream oder andere oder auch egal was die Frau Lackis sagt, im Übrigen. Und auf dem Weg dahin versuche ich dich zu unterstützen und dir Mut zu machen und wenn du noch nicht so weit bist, sicher zu sein, auch das ist verständlich.

Herrgott nochmal, manchmal kann man es einfach nicht beurteilen und man hat die Angst, was ist, wenn jetzt dieses Angebot, das ich nicht annehme, wenn das jetzt entscheidend sein wird dafür, dass mein Examen nicht gut ist. Das ist etwas, das kann niemand dir übernehmen und da kann man nur ein bisschen auf seine Intuition auch vertrauen, auch das kann man üben und lernen, aber ja, letztlich ist es immer ein Spannungsfeld zwischen, nimm alles mit, was du dir irgendwie leisten kannst von der Zeit und vom Geld, ob es Repetitorien oder auch zusätzliche Lehrbücher, Fallbücher, Skripten, also das eine Extrem, mach alles, was irgendwie geht und mach gar nichts. Irgendwo dazwischen liegt es und das, das hast du nicht beim ersten Mal gehört bei mir, es ist Kunst, es ist nicht Wissenschaft, das heißt, es ist nicht exakt.

Kunst kann man nur intuitiv und man weiß letztlich nicht, man tut etwas und das ist eben nicht nur in Jura und in der Examsvorbereitung so, das ist allgemein im Leben so. Und je früher man das als Fakt akzeptiert, dass es eben eine Grauzone oder mehrere gibt, dass es meistens nicht die eine Lösung gibt, desto mehr kann man seine Energie da reinsetzen, sich zu überlegen, okay und wieder den Fokus, ich erinnere an die Folge, nicht wie viel Zeit habe ich oder brauche ich, nicht wie viel Zeit brauche ich, sondern wie viel Zeit nehme ich mir oder gebe ich mir. Ähnlich auch hier, irgendwann leg dich fest und sag dir, das Angebot nehme ich jetzt in Anspruch, und das gucke ich mir an.

Ich gebe dem zwar auch eine Chance, nicht beim ersten Mal, wo ich mir sage, das hat nichts gebracht, bin ich weg, aber ich lege mich irgendwann fest und dann mache ich das und wenn das wirklich nichts war, okay, dann muss ich halt den Kurs anpassen. Leben nennt man das. In diesem Sinne, danke für eure Aufmerksamkeit und bis nächste Woche.

Dr. iur. habil. Panajota Lakkis

Ehemalige Universitätsprofessorin & Prüferin. Ergo weiß ich genau, was du brauchst in deinem Jurastudium. In meinen Kursen lernst du, Jura zu verstehen. Im Podcast (Standorte im Player) und auch auf YouTube kannst du nach Lust und Laune stöbern. Du kannst auch mehr über mich erfahren. Oder ab und zu eine Mail mit juristischen und jurafreien Goodies erhalten.

Mein aktuelles Motto: Was wäre, wenn?

Meine Überzeugung: Jura macht ab dem Moment Freude macht, in dem du die Zusammenhänge verstehst.

Vielleicht kann ich dir helfen, (wieder) Freude an Jura zu finden?