Wie du deine Wochenpläne sinnvoll füllst
Warum du die künftige Zeit planen solltest, habe ich dir in der vorangegangenen Episode erklärt.
Hier verrate ich dir wie versprochen, wie du die Wochen- oder auch Monatspläne richtig füllst, indem du Prioritäten setzt.
Transkript
Bitte beachte, dass dieses Transkript maschinell erstellt wurde.
Jura Meistern, der Podcast, Episode 188.
Einen wunderschönen guten Morgen! Ich habe in der letzten Episode versprochen, dass ich heute über Prioritätensetzung reden möchte Und zwar natürlich im Hinblick auf deine Planung und dein Studium, aber auch darüber hinaus. Okay, es ging darum, dass du eine Planung machst, dass du Klarheit hast, was du bis wann erledigt haben willst, gelernt haben willst, erlernt haben willst, wenn es sich um Skills handelt, und jetzt, wie du denn jetzt diese Pläne sinnvollerweise füllst. Und das ist durchaus etwas, wo man sich auch verkünsteln kann, beziehungsweise wo man die Planung nicht sinnvoll gestaltet.
Das ist wie so oft im Leben, wenn man eher quantitativ als qualitativ vorgeht. Was meine ich damit, gemünzt auf dein Studium? Wenn du dir jetzt sagst, nehmen wir den einfachsten Fall, der thematisch eher begrenzt ist, du weißt, dass am Ende deines Semesters die Klausur, sagen wir mal, im Sachenrecht ansteht. Und jetzt willst du dir einen Überblick verschaffen, wie viele Wochen du bis zu dieser Klausur hast und wie du die jetzt füllen möchtest.
Die quantitative Vorgehensweise wäre, dass du dir ein Lehrbuch nimmst und in der verschärften Form dir sagst, wie viele Seiten sind das und die dividiere ich durch die Zahl der Wochen und das will ich dann jede Woche als Pensum haben. Du kannst dir vorstellen, dass ich das für keine gute Idee halte. Vor allen Dingen, weil wir ja nicht auswendig lernen in Jura, sondern weil wir nicht nur das, was wir lesen, verstehen müssen, sondern wir müssen es auch anwenden. Es wird in der Prüfung nicht abgefragt, das Wissen.
Du wirst nicht die Frage haben, was weißt du über den verlängerten Eigentumsvorbehalt, meinetwegen, wenn wir im Sachenrecht sein wollen, sondern du wirst die Konstellation erkennen müssen, dass es sich um einen handelt und du wirst dann einen Fall lösen müssen, wo du das Erlernte anwendest. Ergo ist Quantitatives, das anknüpft an das Lehrbuch, schon mal überhaupt kein guter Ansatzpunkt. Wie geht man denn jetzt besser vor? Man geht zweigeteilt vor.
Als allererstes guckt man, ob irgendwo Dringlichkeit besteht. Transponiert auf ein Beispiel aus biologischer Sicht, medizinischer Sicht. Hast du irgendwo eine Schnittwunde, die blutet? Hast du irgendwo, dass du weißt, mein rechter Arm funktioniert nicht richtig, so wie ich ihn haben wollte?
Dann hast du eine bekannte Schwachstelle, die du dann bewerten willst, um zu überlegen, mit welcher Priorität sie in den Plan reinkommt. Sehr oft wird die Schwachstelle sein, die Klausurtechnik als solche, ob spezifisch die Gutachtentechnik oder auch sonst diese Skills, die das Handwerk bilden, die sind oft ein größeres Problem als das eigene Wissen. Ich habe es mal in einer mündlichen Prüfung ausprobiert, wo ich einen Kandidaten, der sich extrem schwer tat, mir Sachen zu transponieren in eine Falllösung oder argumentativ, dem habe ich eine reine Wissensfrage gestellt, über ein vermeintlich heißes Thema, was hat der EuGH zu Punkt X gesagt? Und da konnte er mir das runterrattern.
Und diese Schwachstelle, die ist ganz, ganz, ganz weit verbreitet. Wenn du eine derartige hast, dann blutest du. Und zwar mehr oder minder stark. Bevor du diese Blutung nicht gestillt hast, ist es nicht sinnvoll, anzufangen mit Kräftigungsübungen, jetzt transponiert auf unseren Fall.
Wenn dein einer Arm oder eines deiner Beine nicht richtig performen kann, dann ist es sinnvoll, erst das Problem zu beseitigen, bevor du anfängst mit Hüpfübungen. Und das ist dann der Fall für sehr viele Studierende, dass es sehr, sehr, sehr sinnvoll ist, dass man solche Schwachstellen sich als erstes zur Brust nimmt. Nun ist es etwas, was schwierig ist, weil es erstens unangenehm ist und zweitens diffus ist. Es ist nicht so leicht zu planen, wie ich schaue mir die Seiten 30 bis 60 des Lehrbuchs an.
Und das ist natürlich eine große Herausforderung und das kann ein Fall sein, wo du Hilfe brauchst und Unterstützung. Und dann ist es sinnvoll, sich auch diese zu holen. Wenn du zum Beispiel einen Einzelrepetitor hast oder wenn du konkrete Fragen stellen kannst. Viele, wenn es um die Lösungstechnik geht, viele juristische Fakultäten haben mittlerweile eine Klausurenklinik, eine sogenannte und es gibt Möglichkeiten, kostenfreie und auch welche, wo man dann jemanden bezahlt, dass er einem hilft.
Pass nur auf, dass dich niemand ausnutzt. Wir haben Studierende immer wieder erzählt, wie sie in ihrer Verzweiflung dann viel Geld vermeintlichen HelferInnen gegeben haben. Und diese haben nicht nur nichts gebracht, sondern sie zum Teil auch demotiviert und alles umgedreht nach dem Motto, du bist schuld, ich kann es ja nicht sein. Okay, also das ist das allererste.
Dieses konkrete Problem kann ich an dieser Stelle nicht lösen. Wie du dann genau das einplanst, das hängt nämlich davon ab, wie du das Problem auch angehen möchtest. Aber zumindest, dass du es angehst, zumindest, dass du dir sagst, dann und dann und am besten wirklich als allererstes, will ich mich damit befassen, wie ich dieses Problem in meiner Gutachtentechnik, in was auch immer, löse. Denn das ist eine blutende, klaffende Wunde, die zuallererst zu versorgen ist.
Ganz, ganz, ganz kleines caveat für diejenigen, die derart verzagt sind, dass sie sich daran nicht trauen. Für diesen Fall und wirklich nur für diesen Fall und wenn du längere Zeit z.B. gar nichts gemacht hast, vielleicht gibst du dir mal eine Woche Zeit, wo du etwas machst, was sowieso auch gemacht werden muss irgendwann, wo du ein unmittelbares, kleines Erfolgserlebnis hast. Wenn du dir sagst, okay, nach z.B.
3 Jahren Pause, aus welchem Grunde auch immer, beginne ich jetzt nicht mit dem ganz dicken Brett, sondern entweder mache ich eine Bestandsaufnahme und sortiere oder wenn ich schon so weit bin, dass ich mir anschaue, was auch immer etwas, was eine niedrig hängende Frucht ist. Aber wirklich nur als Einstieg, wenn du merkst, dass du sonst gelähmt wie so ein Kase in der Nacht vor einem sehr hellen Autoscheinwerfer stehst und dich gar nicht bewegen kannst. In diesem Fall ist es übrigens auch eine gute Idee, dir eine gewisse Unterstützung zu organisieren. Die kann allerdings auch sehr gut funktionieren in einer guten Lerngruppe.
Auch dazu habe ich immer wieder in diesem Podcast gesprochen, wie gut und sinnvoll eine Lerngruppe sein kann und wie man sich die Personen am besten aussucht, mit denen man zusammen lernt. Okay, also klaffende Wunden zuerst, Metaskills zuerst, weil sie Werkzeug sind für alles, was du in der Folge lernen wirst. Was nützt dich das Wissen, das du dann aber nicht anwenden kannst, wenn du eben Probleme in dieser Anwendung hast? Und dann nimmst du dir eben in der weiteren Planung, wenn du dieses Problem halbwegs in den Griff gekriegt hast, vielleicht brauchst du auch länger, aber wenn das gewährleistet ist, dass diese Metaskills um und bei stehen, dass du keine klaffende Wunde hast, dann gehst du ran und zählst die Wochen und dann überlegst du dir, ist in dieser Zeit auch ein Zeitraum, wo du zum Beispiel mal freinehmen möchtest oder wo du irgendwo hinfahren willst oder was auch immer, wie viele Wochen verbleiben und diese füllst du dann.
Und mein Ratschlag ist, sie zu füllen mit einer Kombi aus Erlernen und Anwenden und Üben. Denk daran, die meisten Studierenden lernen zu viel und üben zu wenig. Dazu findest du eine gleichnamige Podcast-Folge. Mach es also so, dass du Lern- und Übungs- und Wiederholungstage einplanst in jeder Woche.
Und wie viele das sein werden, das hängt davon ab, wie weit du bereits bist. Ganz am Anfang im ersten Semester wird es vielleicht 4 zu 1 sein. Vier Tage lernen, einen Tag üben. Später in der Examsvorbereitung wird es eher 3 zu 2 sein.
Ganz zum Schluss kann es sogar 4 zu 1 sein, weil du an den Übungstagen assoziativ dann auch Dinge nachschlagen wirst und die damit kombiniert sind. Aber du beginnst halt mit dem Üben im Sinne von Klausuren schreiben, Fälle selber lösen mit den Hilfsmitteln, die nur auch in der Klausur zulässig sein werden. Und dann nach Möglichkeit plane auch nicht auf Kante, sondern füge mindestens eine Woche ein, wenn du in 6 Monaten planst, füge sogar 2 Wochen ein, die du als Puffer hast. Denn das Unvorhergesehene ist vorhersehbar.
Dass du eventuell dann einen grippalen Infekt kriegst, sodass du flach liegst oder was auch immer, das ist vorhersehbar, dass irgendwas passieren wird, das dich aus der Taktung bringen könnte. Und dann hast du einen Puffer. Und nichts ist schöner, als nach hinten hin einen Puffer zu haben. Den kannst du dann nutzen, entweder um noch ein paar Dinge zu perfektionieren oder sogar um zu chillen.
Das hast du dir dann verdient und erarbeitet. Okidoki, das war auch diese Folge. Ich hoffe, du siehst ein bisschen klarer, wie du sinnvoll deine Zeit einplanst. Natürlich habe ich nicht jeden einzigen Aspekt, der hier relevant werden könnte, angesprochen.
Sonst würden wir noch übermorgen hier sitzen. Aber der Hauptfokus lag darin, sich überhaupt bewusst zu machen, wie viele Wochen vorhanden sind und auch wie viele Monate du bis zum Ende des Semesters oder bis zum Ende der Examensvorbereitung planst. Und dann zu füllen, prioritär mit Dingen, wo du eine klaffende Wunde hast. Die ist zu allererst zu versorgen.
In der Folge mit Wochen, die von Lernen und von Üben geprägt sind. Nun, ob du das jetzt so machst, wie ich es vorgeschlagen habe, dass du wochenweise sowohl Lernen als auch Übungseinheiten planst. Das finde ich am besten. Oder ob du dir sagst, ich möchte lieber 2 Wochen nur lernen und dann die 3.
Woche dann üben. Wenn das für dich besser funktioniert, never change a functioning system, never change a winning team. Aber besser ist für die meisten, das relativ zeitnah zu machen, damit man sonst nicht ins Nirvana rein lernt und auf einmal denkt so, Upsi, beim Üben, da muss ich jetzt nochmal ran. Und übrigens, ich habe es vorhin schon gesagt, für die Examensvorbereitung, es gilt aber allgemein, Übungstage sind immer auch Lerntage.
Warum? Weil die Übung so aussieht, dass du versuchst, selber anzuwenden, zu lösen, dass du im Anschluss dir anschaust, was war richtig, was war nicht richtig, wie wäre es richtig gewesen, dann wirst du nachschlagen. Manchmal, wenn du gar nicht weiterkommst, wirst du auch sonst einen Kommentar oder ein Lehrbuch aufmachen. Spätestens zum Schluss, wo du dir denkst, verstehe ich nicht, warum die Lösung so ist und nicht so, wie ich sie mir vorgestellt hatte.
Das heißt, das ist auch Lernen, aber eben Lernen am lebenden Objekt, das damit dir auch sehr viel leichter in Erinnerung bleiben wird. Okidoki, das war’s auch wieder für diese Woche. Vielen Dank fürs Zuhören und bis dahin!
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