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Bunte Steinchen zur Belohnung

von Mai 13, 2022Mindset

Urge surfing in spielerischer Form

Tust du immer wieder Dinge, die du „eigentlich“ nicht willst, aber einen dringenden Drang dazu verspürst?
Die gute Nachricht: der Drang baut sich auf wie eine Welle, und dann nimmt er auch wieder ab. Darauf beruht das Konzept des „urge surfing“: Man reitet auf der Welle. Darauf werden wir immer wieder zu sprechen kommen, hier geht es mir um einen Trick, wie ich mich belohnen kann, wenn ich einem Drang widerstanden habe:
Du brauchst einen Glasbehälter, aufgestellt an einem gut sichtbaren Ort. Daneben eine Schale bunter Glassteine oder ähnlichem. Dann legst du fest, woran du als nächstes „arbeiten“ willst. Welchem Drang willst du widerstehen? In Hilfsmittel reinzuschauen während der Übungsklausur? Doch nicht das zu lernen, was du dir vorgenommen hattest? Du hast die Wahl!
Und wenn du dann den Drang hast und ihm nicht nachgibst, machst du ein buntes Steinchen in dein Glas. Und beim nächsten Mal noch eines. Und irgendwann sieht es so schön bunt aus, da steigt deine Motivation immer mehr.
Es müssen übrigens nicht Glassteine sein, ein paar andere Vorschläge habe ich in der Folge für dich und auch den einen oder anderen Tipp, wie du aus- und durchhalten kannst.
Transkript

Bitte beachte, dass dieses Transkript maschinell erstellt wurde.

Einen wunderschönen guten Morgen! Heute wollen wir über etwas reden, was garantiert jeder kennt in der einen oder anderen Form, nämlich diesen Drang entweder etwas zu tun oder etwas nicht zu tun und damit aufzuhören. Das, was man auf Englisch Urge nennt.

Und dieser Drang, der kann entweder sein, etwas zu essen, was man aber eigentlich nicht essen wollte, oder zu trinken, wenn es hoch herkommt, sogar unter Umständen Substanzen zu sich zu nehmen, die nicht förderlich sind. Aber das möchte ich insofern hier ausklinken.

Ich bin keine Ärztin, ich bin keine Psychologin und deswegen lassen wir uns mal auf das konzentrieren, was außerhalb des medizinischen Bereiches ist. Und das kann, wie gesagt, sein, was zu essen oder auch, damit du eben auch einsiehst, warum das jetzt konkret in diesem Podcast, der ja an Jurastudierende adressiert ist, drin ist, der Drang, statt zu lernen, etwas anderes zu tun. Du hast dir einen Plan gemacht und du hast dir gesagt, morgen will ich lernen, was auch immer die Saldo-Theorie, und wenn der Zeitpunkt dann kommt, dann musst du unbedingt, aber unbedingt, musst du noch bei Facebook reinschauen oder auch nicht stattdessen, sondern immer wieder dazwischen.

Oder aber du hast dir gesagt, ich schreibe eine Übungsklausur, fünf Stunden lang, setz dich hin dann und dann nach einer Stunde ist es unbedingt jetzt wichtig, es geht gar nicht anders, du musst unbedingt essen oder was auch immer. Und dann gibst du dem sehr oft nach, weil es dir so als unabwendbar erscheint, dass du das Gefühl hast, naja, ich konnte nicht anders. So ähnlich wie wenn man Juckreiz hat und man sich denkt, ich werde sterben, wenn ich mich jetzt nicht kratze und es ist nicht mein freier Wille, mich zu kratzen, sondern ich tue das.

Ganz großes Thema und dazu gibt es sogar bis rein in die Drogensuchte Ansätze, genannt Urged Surfing, und ich will das in eine spielerische Art, die auch direkt umsetzbar ist, reinbringen, indem ich bunte Steinchen gleich dazu einsetzen werde. Und da werde ich auch ein korrespondierendes Video auf YouTube machen, kurz, oder aber den Podcast anreichern, ich muss mal schauen. Also schau dir das an, wenn du das visualisieren möchtest.

Und worum geht es? Es geht immer darum, eben diesen Drang, so dringend er auch erscheinen soll, auszuhalten. Die Visualisierung bei diesem Urged Surfing ist, dass es eine Welle ist, die sich aufbaut und man surft darauf, bis sie eben dann, die Welle vorbei ist und dann ist man wieder auf dem ruhigen Gewässer.

Und das ist eine sehr gute Visualisierung, um das auszuhalten. Mir geht es darum, dass wir dieses Spielerische, das unser Hirn auch hat, und auch unser Bestreben nach Belohnung, dann on top draufsetzen. Und wie macht man das?

Man macht das, es gibt viele Möglichkeiten, die Habit Tracker, die beruhen darauf, dass man umgekehrt, jedes Mal, wenn man was Positives gemacht hat, dann ein Häkchen setzt. Aber Habit Tracker können auch umgekehrt programmiert werden, dass wenn ein Tag passiert, wo man etwas nicht getan hat, man eben dieses Häkchen setzt. Aber ich habe einen analogen Weg, nicht selbst erfunden, ich habe das selbst bei anderen gesehen, aber ich habe es übernommen, einen analogen Weg, weil ich sowieso der Ansicht bin, dass wir viel zu viel elektronisch rumhängen und besser ist das nicht, unnötig zu tun.

Erstens und zweitens, das Analoge, das habe ich mir hingestellt in den Raum und ich sehe es immer. Und zwar habe ich genommen einen Glasbehälter, ich habe genommen, da war davor Kokosöl drin, so einen Becher, den man auch sonst zum Einwecken, nicht Becher, wie nennt man das, ein Glas mit diesem Bügelverschluss zum Zumachen. Kann aber auch eine Glasvase sein oder einfach nur ein Schraubglas.

Wichtig ist nur, dass es durchsichtig ist. Und dann habe ich mir bunte Steinchen bestellt, Glassteine. Noch besser ist, wenn man vielleicht irgendwo, obwohl das darf man nicht, man darf keine Kiesel aus der Natur nehmen, insofern besser doch nicht.

Man kann vielleicht etwas basteln oder etwas von dort suchen, wo es zulässig ist, was weiß ich, es ist deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist, dass du eine Schale hast mit vielen von diesen Belohnungssteinchen oder analog was anderes und je bunter, desto besser, weil unser Hirn doch sehr kindlich ist und buntes mag. Und jedes Mal, und dann legst du fest, wozu es diese Belohnungen geben wird.

Und jedes Mal, wenn du dich zum Beispiel an deinen Plan gehalten hast, obwohl dazwischen, jedes Mal, also du kannst das auch machen allgemein, jeden Tag, wo du dich an etwas gehalten hast. Noch wertvoller ist es, wenn du das sparsamer dosierst, wenn du eben solche Urges hast, die du nicht willst. Zum Beispiel, wenn du weißt, immer wieder isst du mehr, als du gern hättest oder immer wieder machst du Pausen in deinem Lernen, die du eigentlich nicht willst.

Wenn ich dich fragen würde, wie ist dein optimaler Tag, dass du mir sagen würdest, optimalerweise gucke ich gar nicht aufs Handy, zum Beispiel, während ich lerne. Und wenn du weißt, dass da deine Schwachstelle ist, dass du das trotzdem machst, dann jedes Mal, wenn du dem Drang dich widersetzt hast, erfolgreich, dann machst du eben ein buntes Steinchen rein. Und anders als bei den Habit-Trackern, wo bei vielen du sonst bei null anfangen musst, ist das hier, wenn du das, wenn dir das mal nicht gelingt, kein Problem, dann machst du einfach kein Steinchen rein.

Diese harte Tour nach dem Motto von Anfang an anfangen, die ist gefährlich, die sollte man nur dann verwenden, wenn man weiß, dass man sich davon nicht frustrieren lässt. Ich selbst finde das nicht gut, weil das so was von Bestrafung hat. Von Anfang an, nein, nicht von Anfang an.

Wenn ein Tag mal für die Tonne ist, dann kehre ich nicht zurück zu meiner Geburt, sondern der nächste Tag ist ein neuer Tag. Und ähnlich auch mit diesen Steinchen, das heißt, wenn es dir nicht gelingt, kein Problem, wenn es dir gelingt, dann ein Steinchen rein. Wann weißt du, dass es dir gelungen wird, das kommt darauf an, was das ist.

Bei einem Dranke, je mehr der auch vermeintlich körperlich ist, also je mehr du denkst, ich muss das jetzt essen, ich muss unbedingt, oder ich muss das jetzt trinken, also erfahrungsgemäß nach 10 bis 20 Minuten geht das vorüber. Wenn man die Welle ausreitet, bei anderen Dingen, das willst du gucken, wie immer will ich dir hier nur Anregungen geben und nicht Dinge nach dem Motto, mach das und jenes und das andere, sondern dass du nur das Konzept funktioniert. Das Konzept ist, dass du erstens unangenehmen Drang nicht per se als schlimm ansiehst, sondern nur als Welle, die ist zwar im Moment, später kann sie sogar, Welle kann sogar für den guten Surfer, ist sie sogar angenehm insofern und nicht, die meisten von den Urges sind nicht so angenehm, aber trotzdem, es geht darum, dass du dir denkst, die Tatsache, dass ich das jetzt dringend meine zu wollen und dass mein Hirn feuert, du musst unbedingt und wenn nicht, dann wird es, dann wird nie wieder ein schöner Tag, blablablub, dass man das durchaus aushalten kann, weil dieses ganz dringende vorüber geht und wenn es dann vorübergegangen ist, dann kann man sich sein buntes Steinchen dann reinmachen in sein Glas und wenn nicht, auch gut beim nächsten Mal.

Und kombinieren lässt sich das mit dem Tippe, halt kleine winzig kleine Schritte, dann definierst du, was dein Erfolg ist für dein Steinchen und vielleicht ist dein Erfolg, fünf Minuten zu widerstehen, je nachdem, wie dringend das ist, bei Facebook zum Beispiel fünf Minuten oder Instagram und am nächsten Tag sechs Minuten und sieben Minuten. Beim Jucken, das ist derart, wenn du Juckreiz hast und ob du dich kratzt oder nicht, das ist derart dringend, da kann es ein Erfolg sein, eine Minute lang dich zu timen, es nicht zu machen und dir zu sagen, okay, nach der einen Minute darf ich und dich dann voranzutasten. Also wie gesagt, einfach nur Impulse, mehrere Dinge habe ich hier angesprochen.

Erstens, dass dieser unmittelbare Drang sehr oft, immer geht er weg, wenn man das aushält, aber es ist nicht so einfach, es auszuhalten. Wenn du dich stärker reinlesen willst, die Methode heißt Earthsurfing, dass man weiß, okay, der Drang, der wird sich aufbauen, dann wird er einen Berg erreichen und danach geht er wieder runter. Das ist weniger mein Fokus.

Mein Fokus ist, sich in dieser Podcast-Folge, sich eine Belohnung dafür bereit zu halten, dass man, wenn man es denn ausgehalten hat und so wie man es vorher definiert hat, dass man sich in einen durchsichtigen Behälter, den man von überall nach Möglichkeit sehen kann und deswegen besser nicht elektronisch, etwas Buntes, ein Steinchen reinmacht. Oder aber du machst dir, du hast vielleicht eine Pinnwand, wo du dir einen weißen großen Zeckel machst drauf und wo du mit Filzstiften irgendwie Punkte kreuz und quer kannst malen darauf. Am besten nicht linear oder so, sondern hier mal was rot und da mal und zum Schluss guckst du, wann ist das voll mit Farbklecksen.

Du merkst, es gibt mehrere Möglichkeiten. Ich hoffe, ich habe deine Fantasie ein bisschen angeregt und ich hoffe, dass das für dich ein Tool sein wird, spielerisch auch irgendwann mal und je mehr Steinchen du drin hast, dafür hast zu sagen, Herausforderung, komm rein. Ich weiß nämlich, ich kann nicht aushalten, dass du einen Anreiz hast.

Und so bescheuert das auch klingt, dass man unter Umständen etwas aushält, um ein buntes Steinchen reinzumachen. So ist der Mensch gestrickt. So sind deswegen auch die ganzen Apps und so, damit man dabei bleibt, Psychologen stecken dahinter, die sind die meisten sind schön bunt und die Belohnungen sind auch solche schön bunten Dinge.

Okay, also dann in diesem Sinne bis nächste Woche.

Dr. iur. habil. Panajota Lakkis

Ehemalige Universitätsprofessorin & Prüferin. Ergo weiß ich genau, was du brauchst in deinem Jurastudium. In meinen Kursen lernst du, Jura zu verstehen. Im Podcast (Standorte im Player) und auch auf YouTube kannst du nach Lust und Laune stöbern. Du kannst auch mehr über mich erfahren. Oder ab und zu eine Mail mit juristischen und jurafreien Goodies erhalten.

Mein aktuelles Motto: Was wäre, wenn?

Meine Überzeugung: Jura macht ab dem Moment Freude macht, in dem du die Zusammenhänge verstehst.

Vielleicht kann ich dir helfen, (wieder) Freude an Jura zu finden?