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Frag nicht, wieviel Zeit du hast für die Examensvorbereitung – frag, wieviel Zeit du dir nehmen willst

von Apr 15, 2022Lernen & Vorbereiten

Stellst du dir die richtigen Fragen?

Oft fragen mich Studierende, wieviel Zeit sie für die Examensvorbereitung brauchen. Wenn das Ziel ist, sich „bereit“ zu fühlen, dann… fast unendlich.
Das kann es also nicht sein! Muss es aber auch nicht, denn die Frage ist, wieviel Zeit du dir nimmst bzw. gibst.
Wie das funktioniert und wie man sich da rantastet – darum geht es in dieser Podcastfolge.

Beitragsbild von Andreas Dressler auf Pixabay

Transkript

Bitte beachte, dass dieses Transkript maschinell erstellt wurde.

Einen wunderschönen guten Morgen! Oft fragen mich Studierende, wie viel Zeit sie denn einplanen müssen oder sollen für die Vorbereitung und da gibt es nicht eine richtige Antwort, denn es kommt darauf an, was das Ziel ist. Und wenn das Ziel sein sollte, sich richtig sicher zu fühlen, dann würde ich sagen, oha, sehen wir uns in mehreren Jahren wieder.

Und das kann es nicht sein, weil zu langes Lernen sogar irgendwann nach hinten losgeht, weil man typischerweise anfangs die Basics durchgeht und später vor zu vielen Einzelheiten man die grundsätzlichen Dinge oft dann vergisst und das ist nicht gut. Das heißt, dass man irgendwann selbst festlegen will, wie lange Zeit man sich nehmen wird. Und das gilt übrigens nicht nur für das Lernen und wie lange Examensvorbereitung, sondern für alle Dinge im Leben.

Ich bin Panajota Lakkis, ehemalige Universitätsprofessorin und passionierte Juristin.

Ich weiß nicht, ob du schon mal von dem sogenannten Parkinson’schen Gesetz gehört hast, dass die Arbeit die Tendenz hat, die Zeit, die man für sie vorgesehen hat, auszufüllen und dass man deswegen, wenn man sich zu viel Zeit nimmt, sie garantiert auch brauchen wird. Und oft wird sie gar nicht reichen.

Und andersherum ist das so, dass wenn du einen richtigen Druck hast, wenn dir jetzt zum Beispiel jemand sagt, ich komme mal vorbei, ich bin in einer halben Stunde da und deine Wohnung sieht aus wie bei Hempels unterm Sofa und auf einmal kriegst du innerhalb von einer halben Stunde alles so aufgeräumt, wie du das sonst nicht in drei Stunden hinkriegst. Aber natürlich ist das jetzt so nicht eins zu eins auf das Lernen übertragbar, denn anders als das Aufräumen, wo man wirklich die Geschwindigkeit maximieren kann, denn es geht um Physisches und die Handgriffe, ob ich erst nach links oder nach rechts greife, da kann ich das maximieren. Und das Hirn an solches, weil es auch um Verstehen geht, das hat durchaus eine Zeitgrenze.

Das heißt, da kann man nicht beliebig Gas geben, sondern irgendwann kippt das auch, weil das Hirn dann einfach überhitzt ist und dann man durch mehr Lernen sogar einen Leistungsabfall hat. Aber trotzdem gilt auch für die geistige Tätigkeit, dass ganz klare Vorgaben förderlich sind und dass man nicht vor sich hin einfach so dümpelt sollte und sich von Anfang an sagt, ich nehme mir so viel Zeit, wie ich brauchen werde. Es klingt zwar erstmal freundlicher und wir haben ja immer schon, sind davon ausgegangen, dass wir freundlich zu uns sein wollen und lieb, aber es gibt auch so was, die Engländer nennen das oder die Amis, tough love, wo man wirklich auch mal Klartext zu sich redet, und zwar gerade, weil man eben nett und lieb zu sich ist.

Und eines davon ist auch, sich Zeitrahmen zu stecken, denn sonst wird man da den Absprung nie finden. Und ich kenne einige Studierende, die da wirklich den Absprung nicht finden können. Und in Fakultäten und Universitäten, wo man nicht irgendwann zwangsweise sich zum Examen anmelden muss, weil man sonst exmatrikuliert wird, wird es noch gefährlicher.

Das heißt, fürs Lernen, für die Vorbereitung und auch für die einzelnen Einheiten ist die richtige Frage weniger, wie viel Zeit brauche ich, sondern wie viel Zeit nehme ich mir. Und natürlich, um diese Frage zu beantworten, werde ich schon gucken, was meine ich denn zu brauchen, aber es ist trotzdem wichtig, es so zu formulieren, weil der Fokus ein anderer ist. Ich entscheide, nicht das Lernen, sondern ich entscheide.

Und ja, natürlich kann ich Pläne anpassen, wenn es gar nicht anders geht, aber anfangs setze ich mich auf den Standpunkt, dass das in dem Zeitrahmen zu tun ist. Zum Beispiel habe ich für mich heute festgelegt, dass ich acht Podcastfolgen drehen werde. Und früher habe ich mir gesagt, ich mache so viele wie möglich.

Und heute sage ich mir, ich werde an einem Tag acht Folgen drehen. Sollte das jetzt wirklich partout nicht gehen, werde ich deswegen dann auch unter Umständen werde ich dann auch umschichten. Aber ich kann euch sagen, selten passiert mir das.

Oft ist das so, dass ich dann zwischenzeitlich, und da kann ich, heute ist ja der Tag noch nicht zu Ende, aber gestern habe ich zum Beispiel Videos für vier Wochen gedreht und vorgestern genauso, und irgendwann hatte ich keine Lust mehr dazu. Aber es gab keine Diskussion, denn so viel Zeit hatte ich mir gegeben und ich hatte mir den einen Tag für vier Wochen Content von vier Wochen, inklusive Bearbeiten und Hochladen, Zeitschaltung, hatte ich mir einen Tag gegeben, Schluss, Punkt, aus. Und da das Drehen und auch jetzt der Podcast ist durchaus etwas, wo ich mein Hirn brauche.

Und ich brauche das sogar ganz besonders, weil ich nach Möglichkeit nicht nur etwas runterrackern will, rattern will, sondern auch etwas so rüberbringe, dass es ankommt. Also funktioniert es und deswegen frag dich immer, wie viel Zeit will ich mir nehmen und ja, mit Sicherheitspuffer. Wenn du dich erinnerst, vor mehreren Wochen oder vielleicht auch Monaten hatte ich eine Folge darüber, woran die meisten Pläne scheitern und der eine Punkt ist, dass man sich zu viel vornimmt.

Tu das nicht und wenn du dazu neigst, dann hör dir vielleicht die Folge noch einmal an, aber gerade am Anfang mach nicht zu ambitionierte Pläne. Nie im Leben hätte ich am Anfang, als ich anfing mit Videodrehs und Podcasts, mir das straffe vorgenommen, was ich heute tue. Aber da wächst man rein und anfangs sagt ja so und so viel Zeit inklusive Puffern, aber da bitte machst du dir auch nichts vor.

Da hast du wirklich einen Plan, wo wirklich in jeder Woche drauf steht und zwar auch hier ein Hinweis auf eine andere Folge, wenn du dich erinnerst. Die Frage, die magic question ist nicht, woran habe ich, was habe ich heute gelernt im Sinne von woran habe ich heute lernend gearbeitet, sondern was kann ich heute, was ist ein Ergebnis rausgekommen und deswegen, wenn du dir sagst, ich wiederhole das Kaufrecht von dem Tag X bis zum Tag Y und das ist aufgeschrieben, dann guckst du auch jede Woche darauf und hast die unmittelbare Kontrolle, ob du das auch getan hast oder nicht. Und noch einmal, wenn du den Fehler machst, das zu straff zu regeln, dann besteht die große Gefahr, dass das irgendwann dir so einen Stress macht, dass du diese Liste nach Möglichkeit irgendwo versteckst, damit du gar nicht drauf guckst.

Und das ist kontraproduktiv, das heißt, anfangs nimm dir großzügig Zeit und plane nicht bis hin zum Examen, sondern anfangs übe das Planen als Fertigkeit, die dir dann verhelfen wird, immer bessere Pläne zu machen und auch wo du immer schneller werden wirst. Das Output, das ich heute kriege, ist nicht zu vergleichen, auch bei den Podcasts mit dem Output am Anfang und dir wird das genauso gehen, auch für das Lernen funktioniert das, aber nimm dir und du entscheidest, wie viel Zeit du haben willst, aber das nicht irgendwo tralala, sondern du guckst auf einen Kalender. Ich habe mir deswegen extra so einen riesigen Kalender, einen sehr hübschen, einen der auch noch süß ist, von Sheep World, so einen riesigen für die Wand, ich habe ihn nicht an die Wand gemacht, sondern ich habe den auf meinem Schreibtisch gemacht, als Schreibtischunterlage quasi, dass ich den ständig vor mir habe und da weiß ich ganz genau, wie viele Wochen noch sind bis nach Ostern, bis zu Ostern und wie viele Wochen sind noch bis zum Sommerurlaub und da, wenn ich mir sage, so viele Wochen sind das und damit so viele Tage, dann werden die Pläne doch sehr viel realistischer und bei mir hat das mittlerweile, seitdem ich das mache und seitdem ich erst auch plane meine Auszeiten und mir die auch nehme, ohne Wenn und Aber, habe ich immer mehr den Impuls, wirklich viel zu machen und auch immer mehr zu machen, weil ich weiß, ach, dann kommt die Belohnung, dann kann ich mal eine Woche wirklich gar nichts tun, wie ich das vorhabe zwischen den deutschen und den griechischen Ostertagen.

In Griechenland ist Ostern dieses Jahr nach den, eine Woche nach den deutschen Ostertagen und das funktioniert wirklich und Dinge dann noch tatsächlich sich zu sagen, ach, ich brauche doch weniger Zeit, das ist ja optimal und noch einmal aber, dass da hilft nichts und am Anfang erhöht das den Stresspegel, denn wenn du anfangs denkst, ach, bis Sommer und bis Sommer ist ja noch gefühlt was, massig Zeit und wenn du jetzt aber mal drauf guckst, wie viele Wochen das sind und auch schon mal einträgst, wo du ausfällst, weil zum Beispiel entweder aus privaten Gründen oder weil irgendwas anderes oder ein Crashkurs beim Repetitor, der dich auch weiterbringt zum Beispiel, aber in der Zeit kannst du nicht andere Dinge halt, die du geplant hattest, tun und da wird dir erst mal ein bisschen Stress und der kalte Schweiß ausbrechen, aber trotzdem besser, denn dann weißt du das und besser Stress beim Planen und realistisch Planen als später. Mit anderen Worten, wie gesagt, frag dich ab jetzt nie wieder, wie viel Zeit brauche ich, denk daran, wie man denkt und wie man spricht, das ist prägend, sondern setz den Fokus auf, wie viel Zeit will ich mir nehmen und zwar kombiniert, wie viel Zeit will ich mir nehmen für ein Ergebnis, wie viel Zeit will ich mir nehmen, um danach fertig sozusagen, um danach zu beherrschen, das Kaufrecht oder was auch immer. Du selbst entscheidest und wie kleinteilig oder grob du das machst von der Einteilung und das muss auch nicht von Anfang an ausgeklügelt sein, das war ein Fehler, den ich früher gemacht habe, ich habe versucht von Anfang an den möglichst perfekten Plan zu erstellen und habe dann mehr Zeit in der Planung verbracht und das geht nicht.

Also es stimmt wirklich, dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße und das bedeutet, dass sich der Weg immer auch verändert, das heißt zu viel Festlegung ist auch nicht sinnvoll, zu weit in die Zukunft. Also ich mache das so, dass ich gucke insgesamt, ich mache das in drei Monaten im Prinzip, Quartalsplanung ist gar nicht so verkehrt und dann gucke ich, wie viel Zeit ist insgesamt, habe ich etwas, das auf jeden Fall getan werden muss und dann gucke ich, dass ich dann plane, halt die nächste Zeit und auch dann jeweils, bei mir hat sich herausgestellt, wenn ich die grobe Planung habe, was bis wann, das Feintuning, was genau, wenn ich jetzt zum Beispiel hätte, das Kaufrecht will ich, dafür will ich einen Monat oder was weiß ich. Die Woche-zu-Woche-Planung mache ich dann jedes Mal frisch, weil ich dadurch die Möglichkeit habe, im Groben weiß ich, wie viele Wochenrationen das sind, aber ich habe halt einen Anreiz zum Beispiel schneller zu sein in der Woche X, dass ich danach nicht den ganzen geschriebenen Plan ganz ummodeln muss, sondern dann auch flexibel vorangehen kann.

Übrigens sehr geeignet dafür die Methode des Bullet Journaling, halt auch das, wenn du interessiert bist an Produktivitätsmethoden, guck vielleicht mal rein, aber auch da, verliere nicht zu viel Zeit darauf. Das alles sind Hilfsmittel, damit wir schnell und effektiv weiterkommen und kein Selbstzweck, denn im Examen, nicht mal in der mündlichen Prüfung, es wird dich niemand fragen, obwohl das eigentlich eine gute Frage wäre mal, in der mündlichen Prüfung zu fragen, wie lernen sie denn so? Nein, wäre natürlich nicht zulässig und tut man nicht, und deswegen sind die Methoden, wie gesagt, nie der Selbstzweck, sondern nur die Werkzeuge.

Okidoki, also frag dich jetzt für die nächste, für die unmittelbaren Dinge zum Üben, geh nicht bis hin zum Examen, das habe ich nur zum Anlass genommen, diese Frage, sondern frag dich für die nächste Woche oder für das nächste Ding, das du jetzt vornehmen willst, halt wie viel Zeit will ich mir dafür nehmen? Und damit du das dann auch hinkriegst natürlich, ist der Anreiz, auf nicht störend zu gehen und fokussiert zu arbeiten. Merkst du, wie fast alle Folgen ineinander greifen, wie das alles ineinander greift, damit man immer effektiver, nicht effizienter, im Sinne von mehr an Masse reinzubringen, sondern effektiver zu arbeiten und nicht nur zu arbeiten, sondern alles im Leben zu tun.

Ach Gottchen, man kann sich so viele Dinge einfacher machen als bisher und es ist ein so schönes Gefühl, ich kann es dir sagen, abends gestern zum Beispiel, ich war K. O. , aber ich war so zufrieden, es war ein positives K.

O. , kein negatives K. O.

Und dazu hat geführt eben, dass ich mir gesagt habe, für die vier Wochen nehme ich mir diesen einen Tag und es hat geklappt. Und am zweiten Tag, am ersten Tag, beide Tage vier Wochen. Und eigentlich hätte ich gedacht, dass ich am Dienstag mehr Zeit brauchen würde, aber ich habe am Dienstag kürzer gebraucht, am Montag habe ich bis halb acht glaube ich oder acht Uhr sogar und gestern war ich um halb sechs schon fertig.

Denn erstens war ich gut im Gleichtritt, aber zweitens, ich hatte auch den Anreiz, ich wusste, danach ist Feierabend und danach ist schöner Feierabend. Und nachdem ich acht Wochen gedreht habe, habe ich mindestens vier Wochen frei von drehen, weil ich danach wieder so ein Mega-Badging machen werde, so eine Impulse, das machen werde. Und das kann man auch mit dem Lernen machen, dass man Dinge zusammenfasst, dass man sich überlegt, auch Klausuren ist die Frage, das ist auch, da werde ich eine eigene Podcast-Folge darüber machen.

Gleichmäßigkeit versus halt spezifische Blöcke. Ich bin für zweiteres, einige mögen lieber jeden Tag gleichmäßig die Dinge verteilen. Wie gesagt, darüber werde ich noch in einer anderen Folge reden.

Für heute sage ich mal, danke fürs Zuhören und bis nächste Woche.

Dr. iur. habil. Panajota Lakkis

Ehemalige Universitätsprofessorin & Prüferin. Ergo weiß ich genau, was du brauchst in deinem Jurastudium. In meinen Kursen lernst du, Jura zu verstehen. Im Podcast (Standorte im Player) und auch auf YouTube kannst du nach Lust und Laune stöbern. Du kannst auch mehr über mich erfahren. Oder ab und zu eine Mail mit juristischen und jurafreien Goodies erhalten.

Mein aktuelles Motto: Was wäre, wenn?

Meine Überzeugung: Jura macht ab dem Moment Freude macht, in dem du die Zusammenhänge verstehst.

Vielleicht kann ich dir helfen, (wieder) Freude an Jura zu finden?