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Jura endlich meisternTeil der Bewegung werden

Horte keine Unterlagen!

Okt 20, 2023Lernen & Vorbereiten

Hortest du auch Unterlagen?

Meinst du, du hättest keine Zeit für Übungseinheiten, weil du lernen „musst“?

Lässt du Angebote deiner Uni ungenutzt, die dir wirklich helfen könnten?

Drückst du dich vor unbequemen Übungseinheiten?

Dann bist du in dieser Podcastfolge genau richtig!

 Image by OpenClipart-Vectors from Pixabay

Transkript

Bitte beachte, dass dieses Transkript maschinell erstellt wurde.

Jura Meistern, der Podcast, Episode 155.

Einen wunderschönen guten Morgen. Der Herbst ist da, es lässt sich nicht leugnen.

Aber ich will heute nicht übers Wetter sprechen, sondern über ein Phänomen, das weit verbreitet ist, das ich auch nachvollziehen kann, wo sich aber Studierende genau genommen ins eigene Knie schießen. Ich meine damit das Phänomen, Unterlagen sammeln zu wollen und das höher zu werten als die Möglichkeit, wirklich zu üben, wie man denn Klausuren schreibt. Und dieses Phänomen, das kann ich verstehen.

Es ist nämlich die Illusion, die man hat, die sehr verständlich ist, dass man das gesammelte Material irgendwann auch ganz sicherlich durchgehen wird. Und erst einmal sieht man es. Ach, ich habe jetzt so und so viele Übungsklausuren, Originalklausuren, wo auch ich daran üben kann.

Irgendwann mal. Und das ist wichtiger. Und das wirklich jetzt zu üben, dazu habe ich keine Zeit.

Ich muss nämlich jetzt lernen. Kannst du dich erinnern an die Episode, die meisten Studierenden lernen zu viel und üben zu wenig? Die ist ähnlich im Fokus mit dieser.

Und ich lege sie dir durchaus ans Herz bzw. ans Ohr. Okay, warum jetzt heute diese Episode?

Sie wurde inspiriert von einem Examensvorbereitungskurs im Zivilrecht, den ich bis kürzlich abgehalten habe in der vorlesungsfreien Zeit, zwei Wochen lang in Präsenz an der Universität des Saarlandes. Und da habe ich unterstützend ein Microsoft Team eingerichtet, wo dann jeweils die Unterlagen zu dem, was wir besprochen haben, dann jeden Tag verfügbar waren, plus zusätzliches Material für Eigenarbeit nachmittags. Und der Kernbereich dieser Veranstaltung, die ich schon seit Jahren halte, ist, dass wir morgens immer beginnen mit einem großen Fall, einem fünfstündigen Fall, den wir dann zusammen lösen.

Aber weniger, dass ich eine Lösung runterrattere, sondern dass wir üben, wie gehe ich denn daran, wenn ich überhaupt keine Ahnung habe, worauf denn jetzt diese Lösung hinaus will und diese Fragen? Und mein Gedanke, wie so oft beim Durchlesen des Sachverhalts eher ist, oh Mann oder oh Frau, keine Ahnung. Und wie geht es ab dann weiter?

Denn Aufgeben war natürlich eine Option. Es ist nichts in dem Sinne alternativlos. Verständlich kannst du sagen, keine Ahnung, du gibst eine Seite ab und du gehst.

Aber willst du das wirklich? Nein, das willst du nicht. Und jetzt komme ich zu einem Phänomen, das ich schon seit längerer Zeit beobachte, auch insbesondere seit der Corona-Zeit, wo dieser Kurs sogar gänzlich digital stattgefunden hat, mit asynchronen und mit synchronen Elementen.

Die Asynchronelemente waren morgens über Teams eine Besprechung und die Asynchronen eben nachmittags. Und da habe ich schon gemerkt, dass sehr viel mehr Studierende im Team drin waren und offensichtlich scharf waren auf die Unterlagen, was ich sehr gut verstehen kann, weil das durchaus sehr wertvoll ist, Klausuren, Sachverhalte zu haben und dann auch täglich einen Lösungsvorschlag, einen erklärten, sich runterladen zu können. Das ist ein großer Wert.

Das ist aber nicht der Hauptwert. Der Hauptwert war dieses rangehen, üben, dass man eben nicht asynchron machen kann, sondern dass man wirklich nur in Präsenz, wenn auch in virtueller Präsenz, dann üben kann, gemeinsam. Und da waren es sehr viel weniger.

Ungefähr ein Zehntel waren nur in den mündlichen, in den täglichen Sessions, den Live-Sessions. Aber sehr viel mehr haben sich die Unterlagen runtergeladen. Und dieses Phänomen hat sich noch einmal verschärft gezeigt.

Jetzt, wo in Präsenz erfolgt ist dieser Kurs. Denn das hat dann bedeutet, dass man nicht nur die Zeit dazu aufwenden musste, wie ja in den Live-Sitzungen, sondern dass man dann auch direkt an die Uni fahren musste. Denn es war ja ein Kurs in Präsenz in dem Sinne.

Und das nimmt dann Zeit ein und das ist unbequem. Und da der Kurs in der vorlesungsfreien Zeit ist, kann es durchaus sein, dass man dann nur für diesen Kurs reinfährt. Und jetzt gibt es natürlich zwei Möglichkeiten.

Die eine ist, dass man sagt, dass da bringt mir nicht wirklich was. So wie die Panagiotta das erklärt, wie man rangeht, das bringt mir nichts, also gehe ich nicht hin. Und wenn das wirklich so ist, dann bin ich die Erste, die ich sage, bleib zu Hause und tu was anderes.

Aber in der Regel habe ich sehr gutes Feedback, allerdings gepaart mit der Aussage, dass es durchaus etwas unbequem ist natürlich, wenn man dann in Anführungsstrichen gezwungen ist, mitzudenken und mitzuentwickeln. Das ist nicht so einfach, wie wenn man einfach berieselt wird mit Informationen. Ich hatte auch vor einiger Zeit das Gespräch mit einer befreundeten Juristin, die mir auch genau das sagte.

Die sagte, Panagiotta, damals auch als ich im Studium war, ich wollte gar nicht in dem Sinne mitdenken müssen. Ich wollte einfach nur in Ruhe da sitzen und zuhören und nicht weiter belangt werden, eher berieselt werden. Und das kann ich verstehen, denn das ist wirklich bequemer.

Allerdings übst du ja, du bist im Jurastudium nicht, um dich wie in einer Juraflix-Situation berieseln zu lassen, ach, angenehm, sondern du trainierst ja darauf, dass du in einer Klausur sitzt. Und in der Klausur wirst du allein performen müssen. Und das bedeutet, da ausnahmsweise wirst du allein performen müssen, denn da kannst du nicht sagen, ich nehme jetzt, ich gucke jetzt in meine Unterlagen oder ich lerne noch ein bisschen mehr.

Da ist, wie wir in Griechenland sagen, der Knoten an den Kamm angelangt und jetzt guckst du, ob du ihn durchkriegst, ja oder nein. Und noch einmal, bitte nicht falsch verstehen, wenn du wirklich jetzt ein bisschen zusammenzuckst, nach dem Motto, du fasst dich an die eigene Nase und denkst so, upsi, sie spricht eigentlich mich an. Nicht falsch verstehen, ich würde auf dich eindreschen wollen.

Das will ich nicht. Ich habe vollstes Verständnis für dich. Es ist nicht leicht, aus der Komfortzone rauszugehen und das Unbequeme zu tun, das weiß ich selber.

Und teils gelingt es mir, diesen Impuls mich zu widersetzen, teils aber auch nicht. Und ich bin weitaus älter als du und weitaus erfahrener, im Sinne davon, dass ich mir solche Tools angeeignet habe und sie geübt habe. Deswegen, du bist in bester Gesellschaft.

Trotzdem möchte ich, im ganz positiven Sinne, dich einfach mal bitten, darüber nachzudenken, ob nicht es vielleicht in deinem Sinne wäre, weniger Material zu sammeln und zu horten und mehr wirklich. Solche Angebote, die es gibt, das muss nicht mein Angebot sein. Auch sonst in der Vorlesung aktiver mitzuwirken, was auch immer.

Angebote gibt es, genügend würde ich jetzt nicht sagen, genau für dieses Üben der Herangehensweise, aber es gibt sie. Nimm sie wahr. Denn sonst stehst du dir selbst im Wege und das ist wirklich schade.

Und diese anfängliche Unbequemlichkeit, die erkaufst du dir jetzt zu einem sehr hohen Preis, nämlich dass es dann in der Klausur so richtig ungemütlich wird. Ich habe immer wieder die Möglichkeit, mit ehemaligen Studierenden zu reden. Hauptsächlich, weil sie mich später irgendwann anschreiben und berichten.

Und oft höre ich, ach, ich bereue so sehr, dass ich damals zum Beispiel nicht in die Sachenrechtsvorlesung reingegangen bin. Oder was auch immer. Und kaum einer bereut, nicht noch ein Lehrbuch gekauft oder gelesen oder auswendig gelernt zu haben.

Die meisten, mit denen ich Kontakt habe, bereuen, dass sie das Angebot zu üben nicht wahrgenommen haben. Und wenn du dich jetzt selber erkennst, entweder in kleinem oder in größerem Maße, dann bitte verschwende jetzt keine Zeit, dich fertig zu machen, warum du das bisher so getan hast, sondern mach es einfach in Zukunft anders. Wir sind hier keine Studierenden der Archäologie.

Was passiert ist, das mal zu beleuchten. Das ist nicht unwichtig, aber eben nur im Sinne von, was ist passiert? Warum ist es passiert?

Und dann geht es direkt weiter mit, wie kann ich es künftig vermeiden? Darin liegt der Fokus. Und da würde ich dir wirklich zum wiederholten Mal ans Herz legen wollen, weniger ist mehr.

Nicht zehn Lehrbücher, nicht zehn verschiedene Repetitorien, schon gar nicht ein Bermuda-Dreieck an Ordner, wo drin sind Unterlagen, Klausuren, die du irgendwann mal durchgehen willst. Habe ich auch gehabt und meistens habe ich sie dann einige Jahre später gelöscht. Und das Blöde ist, nicht nur, dass sie bis dahin brachlagen, sondern ich hatte sie auch als Druck auf meinem Gewissen, denn ich habe mich irgendwie schlecht gefühlt.

Denn wenn ich mir vornehme, die durchzugehen und ich das dann irgendwann doch nicht tue, dann fühle ich mich doch ein bisschen, sagen wir mal nicht so ganz gut an schlechten Tagen, kann es sogar als eine Art Versagens wahrgenommen werden. So sollte es nicht sein, aber so passiert es dann doch immer wieder. Und die Wahrscheinlichkeit dann gut zu lernen an diesen Tagen und zu üben, die wird ja noch geringer.

Denn wenn ich mich schlecht fühle und inkompetent und wie irgendwie die inkompetenteste Studierende oder was auch immer Deutschlands, dann wird meine Performance an dem Tag auch nicht so gut sein. Deswegen, wie gesagt, einfach positiv als Denkanreiz sammle bitte keine Unterlagen. Ich habe mal den Grundsatz gelesen, unabhängig jetzt von Studieren, dass man, ich sage das extra auf Englisch, so wie ich es gelesen habe, man solle auf jeden Fall Just-in-Case-Wissen vermeiden, um sich nur Just-in-Time-Wissen anzueignen.

Nun, dieser Grundsatz, der eignet sich natürlich überhaupt nicht für die Vorlesung auf die Klausur. Das ist nämlich das Paradebeispiel des Just-in-Case-Wissens. Der Grundsatz aber, was bedeutet der auch sonst?

Nicht 20. 000 Lesezeichen, nicht 20. 000 PDFs oder Notizen in Evernote, in Apple-Notizen, in was auch immer du nutzt.

Denn die Wahrscheinlichkeit, dass du die durchgehst, ist verschwindend gering. Du wirst eh, wenn du dann zwei Jahre später dich mit dem Thema befassen willst, dir diese Unterlagen dann neu suchen. Also bringt es nichts, außer sehr viel Bitz und Beiz und eben auch dieses Gefühl, oh Gott, was habe ich denn alles in meinen Lesezeichen?

Was denn jetzt davon ist wichtig? Da kriege ich schon fast einen Kurzschluss. Es gab ja irgendwo so eine Meme, wie lief die noch einmal?

Mein Hirn ist wie mein Webbrowser, 20 Fenster sind offen und es geht dann irgendwie weiter. Ich weiß, drei davon sind abgestürzt. Und wo zum Teufel kommt denn diese Musik jetzt her?

Und das gilt auch fürs Lernen und für das Sammeln von Unterlagen. Und lass uns jetzt mal dieses Just-in-Time transponieren auf unsere Situation, dass wir sagen, wir horten nichts, sondern wir nehmen nur die Unterlagen auf, die wir auch wirklich, und zwar nicht irgendwann, auch nicht baldig, sondern ich mache es heute und das, was ich heute mache, das wird abgeheftet. Und das, was ich nicht mache, das wird gar nicht gehortet und wenn ich es mir runtergeladen hatte, dann wird es gelöscht.

Kleiner Tipp, weil die meisten beim Löschen regelrechte Verlustängste haben, das ist ähnlich, wie wenn du deinen Keller ausmistest, dass du denkst, ja, aber was ist, wenn ich genau diese eine verranzte Tupperdose in fünf Monaten brauchen sollte? Und das kann auch passieren, ja, was ist, wenn ich genau diese eine Klausur dann durchgehen wollte, die ich als gelöste runtergeladen habe und das ist die, die dann kommen wird. Mach dir dann einen alter Scheißordner, auch hierzu habe ich schon eine Podcast-Folge, wo du diese Sachen dann alle reinkippst und das ist ein Ordner, ich verspreche es dir, wo du in der Regel überhaupt nicht reingucken wirst.

Tu den dahin, nicht auf den Desktop, nicht, dass du den ständig im Blick hast, sondern irgendwo wirklich an tiefster Stelle und dann alle zwei Jahre oder was auch immer, mach eine Filterfunktion, was ist älter als zwei Jahre und das wird gnadenlos gelöscht. Okidoki, also dann lass uns in den Herbst, der ja par excellence eine gute Lernsaison ist, reingehen, indem wir mehr üben als lernen und indem wir so gut wie nichts horten und dieses Wir, das ist jetzt ganz bewusst gewählt, denn auch ich, auch für mich gelten diese Grundsätze, für mich ist das weniger etwas Neues zu lernen, wobei ich momentan niederländisch und italienisch lerne, das ist ja auch nicht ohne, aber, transponiert auf meine Situation, die Unterlagen, die ich mir zum Beispiel gehortet haben könnte und zu sagen, ach ja, daraus könnte ich doch mal eine konkrete Podcastfolge oder eine Kurseinheit machen und auch da habe ich einige Ordnerideen, die sind ellenlang, in die gucke ich gar nicht mehr rein und die lösche ich immer wieder mal. Das, was ich interessant finde, ja, das hefte ich mir dann ab, ich mache es aber dann wirklich zeitnah, das lege ich schon an in meinem Projektmanagement-Tool und da ist dann wirklich, das wird dann auch gemacht, weil das nicht irgendwie als someday maybe, wer das David-Allen-Konzept kennt, das getting things done, dem sagt das was, auch sonst das someday irgendwann, das sagt jedem was, das ist nicht nur ein Begriff her, sondern das ist wirklich ein Grab, ein Bemudertreieck, viele fühlen sich besser damit, wenn dann aber versteckt es gut, dass es eben nicht ständig deine Laune trübt, indem du siehst, wie viel größer es wird und wie viel du dann im Hintertreff bist.

Noch besser, du bestückst diese Systeme gar nicht mehr, das ist am aller, aller, allerbesten und wenn du ein Angebot hast, das dir was bringt, auch dann, wenn es unbequem sein sollte, dann nimm es wirklich in Anspruch, denn ich kann dir garantieren, sonst wird der Tag kommen, wo du dir sagst, Mensch, hätte ich doch und auch daran wirst du nicht sterben, wäre aber doch schade. Besser ist, du guckst zurück und denkst dir, hab ich ganz gut gemacht und ich bin froh und stolz drauf, dass ich den inneren Schweinehund überwunden habe. In diesem Sinne, habt einen wunderschönen Tag, ganz ohne Horten und bis nächste Woche.

Tschüssi!

🧐 Wie denkst du über das Thema, was sind deine Erfahrungen?

📫 Schreib mir, ich freue mich, von dir zu lesen!

🥳 Hat dir diese Folge und insbesondere die Art und Weise, wie ich an Jura rangehe, gefallen?

🚀 Willst du Jura und insbesondere das Zivilrecht endlich verstehen und dann meistern?

🤸🏻‍♀️ 🏋🏻‍♀️ 💃🏻 🕺🏻 Dann schau doch mal vorbei und probiere den Kursbereich 14 Tage lang für dich kostenfrei aus.

🤫 Geheimtipp: Auf Notion habe ich einen juristischen Second Brain aufgestellt, den ich dir gern zur Verfügung stelle. Hier findest du Querverweise zwischen den Podcastfolgen nach Lust und Laune, aber auch die Querverbindungen zwischen den Themen, die ich im kostenpflichtigen Mitgliederbereich bereitstelle. Gern geschehen 😘!

 

Dr. iur. habil. Panajota Lakkis

Ehemalige Universitätsprofessorin & Prüferin. Ergo weiß ich genau, was du brauchst in deinem Jurastudium. In meinen Kursen lernst du, Jura zu verstehen. Im Podcast (Standorte im Player) und auch auf YouTube kannst du nach Lust und Laune stöbern. Du kannst auch mehr über mich erfahren. Oder ab und zu eine Mail mit juristischen und jurafreien Goodies erhalten.

Mein aktuelles Motto: Was wäre, wenn?

Meine Überzeugung: Jura macht ab dem Moment Freude, in dem du die Zusammenhänge verstehst.

Ich kann dir helfen, (wieder) Freude an Jura zu finden.

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