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Auswendig können ist doch gut, oder?

Mrz 24, 2023Lernen & Vorbereiten

Nicht unbedingt…

Auswendig lernen sollte nie dein ZIEL sein, spontane Abrufbarkeit als ERGEBNIS von Verständnis und Übung sind dagegen in der Tat schick.
Etwas auswendig zu können kann sogar sehr gefährlich sein, da das Gedächtnis irgendwann (wenn man nicht oft genug wiederholt) einen Teil vergessen wird. Wenn du gezielt auswendig gelernt hattest, dann wird dir dies oft gar nicht auffallen, wie es mir selbst vor zig Jahren erging als ich in einer Geschichtsklausur zwei Sätze vergaß und ausließ.
 
Was aber tatsächlich schick ist: Wenn du etwas so gut verstanden hast, so geschickt emotional oder bildlich belegt hast und so oft geübt hast, dass du es unmittelbar abrufen kannst.
 
Dann gewinnst du viel Zeit, gehst aber auch keine Gefahr ein, weil dir so sehr viel eher auffallen wird, dass etwas nicht stimmt oder fehlt.
 
Und du wirst auch in der Lage sein, das Ergebnis erneut zu reproduzieren, entweder um das, was du abgerufen hast, zu überprüfen, oder, wenn du es doch einmal nicht so richtig zusammen kriegst.
Ausführliche Beschreibung (aufklappen!)

Etwas auswendig zu können kann sogar sehr gefährlich sein, da das Gedächtnis irgendwann (wenn man nicht oft genug wiederholt) einen Teil vergessen wird. Wenn du gezielt auswendig gelernt hattest, dann wird dir dies oft gar nicht auffallen, wie es mir selbst vor zig Jahren erging als ich in einer Geschichtsklausur zwei Sätze vergaß und ausließ.

 
Was aber tatsächlich schick ist: Wenn du etwas so gut verstanden hast, so geschickt emotional oder bildlich belegt hast und so oft geübt hast, dass du es unmittelbar abrufen kannst.
 
Dann gewinnst du viel Zeit, gehst aber auch keine Gefahr ein, weil dir so sehr viel eher auffallen wird, dass etwas nicht stimmt oder fehlt.
 
Und du wirst auch in der Lage sein, das Ergebnis erneut zu reproduzieren, entweder um das, was du abgerufen hast, zu überprüfen, oder, wenn du es doch einmal nicht so richtig zusammen kriegst.
Transkript

Bitte beachte, dass dieses Transkript maschinell erstellt wurde.

Jura Meistern, der Podcast, Episode 131. Ja halli hallo, heute mal wieder eine Episode mit Anlass. Und zwar, das ist ein bisschen länger her, aber ich habe mir die Idee notiert gehabt und ich hatte telefoniert mit einem guten Freund und Kollegen und da sprachen wir über Lernen, über auswendig lernen und da sagte er, etwas auswendig zu können ist doch gut, oder?

Und ja, du ahnst was kommt. Wir sind in Jura und Jura bildet das Leben ab und es gibt da tatsächlich immer, fast immer nur eine Antwort. Es kommt darauf an.

Worauf es ankommt, darüber möchte ich also sprechen in dieser Episode. Also erstens ist nicht zu verwechseln ein irgendwann auswendig können als Nebenprodukt mit dem auswendig können als Lernziel. Das heißt, dass ich versuche eine Definition oder einen Meinungsstreit oder was auch immer wirklich auswendig zu lernen.

Zweiteres funktioniert nicht, nein, so stimmt das auch nicht. Es funktioniert nur in der ganz, ganz, ganz schmalen Spur, dass man nämlich lediglich Wörter wiedergeben kann. Und darüber hinaus aber, gewährleistet es als solches noch gar nicht, dass man mit dem, was man jetzt auswendig gelernt hat, auch jonglieren kann, wie das aber erforderlich ist in einer juristischen Klausur und auch später in einer juristischen Problemlösung.

Da ist es alles mix and match. Es sind mehrere Zahnräder, die ineinander greifen und die greifen oft in unvorhergesehener Weise ineinander und man muss dann sich zurechtlegen eine ganz neue Anordnung, damit eben der Motor auch rund läuft. Und so ist es auch bei den Klausuren.

Und die Klausuren sind auch kein Selbstzweck, sondern insgesamt in der juristischen Lösung. Das heißt, nie sollte dein Ziel sein, etwas auswendig zu lernen. Nicht einmal eine Definition.

Das Stichwort Definition lassen wir mal außen vor, weil da man am ehesten noch einen Ertrag hat, wenn man etwas lernt. Aber lass uns mal gestaffelt vorgehen. Lass uns erstmal rangehen an Meinungsstreitigkeiten beziehungsweise Auslegungsauffälligkeiten, die sich nicht ohne weiteres aus dem Gesetz ergeben oder sogar die sich aus dem Gesetz ergeben.

Hier sollte nie das Ziel sein, etwas zu erlernen, direkt im Sinne von zu versuchen, sich das einzuprägen, um es zu reproduzieren. Du solltest dagegen versuchen, es zu verstehen, zu verstehen, worum es geht. Und das nach Möglichkeit auch plastisch, in einer lebensnahen, eventuell sogar in einer etwas blumigeren Sprache oder in einer Bildsprache, als du es später schreiben wirst.

Auch dazu habe ich eine Podcast-Episode. Ich glaube, das ist die 127 oder 128. Scroll mal ein bisschen weiter zurück, dann wirst du sie finden.

Also, das Ziel ist erstmal, etwas so emotional zu verstehen, also erstens intellektuell zu verstehen und auch emotional oder von den Bildern so zu belegen, dass der Sinn einem bleibt. Das ist was anderes als auswendig lernen. Wenn ich verstanden habe und wirklich verstanden habe und drauf rumgeritten bin an diesem Beispiel mit der Interessenabwägung bei der ordentlichen Kündigung bei Wohnraum, was ich in dieser Episode, die ich vorhin genannt habe, zusammengefasst habe als der Vermieter lässt die Hosen runter, für den Mieter gilt, jeder Umzug ist bis…

Wenn man das richtig einmal verstanden hat, dann ist das Nebenprodukt, dass man es wirklich auch in dem Sinne auswendig kann, dass es nicht Zeit braucht, um es noch mal mühsam zu reproduzieren. Aber dieses Gedächtnis, das rein etwas abruft und aus der Schublade rausholt, das ist durchaus störanfällig. Das ist nicht gewährleistet, wenn man nicht ständig repetiert und einpaukt, dass das auch so sitzen bleibt.

Das heißt, die Gefahr liegt darin, dass man irgendwann dann etwas vergessen hat, dass es in der Schublade drin war, und da man aber auch nie das Gefühl gekriegt hat dafür, warum etwas so ist, wird es einem auch nicht einmal auffallen, dass man es vergessen hat, denn es ist lediglich einer der Punkte. Das ist ähnlich, wenn ich dir sage, lerne zehn Zahlen und danach merkst du dir aber nicht, dass es unbedingt zehn sein müssen oder dass die die Quersumme x haben müssen, sondern du lernst nur die Zahlen. Und eines Tages sagst du nur neun davon.

Und wenn du nicht darauf geachtet hast, es müssen aber immer zehn sein oder sie müssen aber eine Quersumme x haben oder sie müssen symmetrisch sein, es muss immer eine gerade Zahl sein, wenn du also nicht noch auf einer anderen Ebene etwas verstanden hast, was nicht zur Berichtigung, sondern zum Verifizieren, dann wird dir nicht einmal auffallen, dass dir etwas fehlt. Und wenn lediglich etwas fehlt, ist ja gut, aber wenn das, was fehlt, dann dazu führt, dass du falsch löst, dann wäre das denkbar schlecht. Anders ist es aber in der Regel, Ausnahme bestätigen die Regeln, wenn du wirklich mal das richtig verstanden hast, repetiert hast, verstanden hast, warum nur der Vermieter die Hosen runterlässt und der Mieter eben nicht, weil es eben für den den Widerspruch gibt.

Und wenn du das so verstanden hast und dann auch noch das Ergebnis verfestigt hast mit eben diesen starken Bildern, Emotionen, was auch immer, dann wird dir viel eher auffallen später, wenn du richtig löst mit es sind die Interessen abzuwägen, zu berücksichtigen sind und so weiter und so fort, dass da unter Umständen etwas fehlt oder nicht stimmen könnte. Und damit kann ich sagen, natürlich ist es mega schick, wenn man derart verstanden hat und so oft geübt hat, dass man ohne Zeit zu verlieren, wenn es darauf ankommt, das Ergebnis parat hat. Aber wenn das lediglich eben so ein Nebenprodukt war, wie eben beschrieben, dass ich so gut verstanden habe, so gut belegt habe mit Bildern, mit Sprache, mit was auch immer, dass als Nebenprodukt ich es ausfinde, ich kann, dann werde ich so gut wie immer auch merken, wenn ich es direkt reproduziere, dass das da nicht sein kann, irgendwie vom Gefühl.

Irgendwas stimmt da nicht, irgendwas fehlt oder irgendwas stimmt da nicht. Und dann kann ich es auch eher reproduzieren. Ich kann sowieso auch reproduzieren Dinge, wenn ich gar nicht die doch bis zum auswendig Lernen hingekriegt habe, dann verliere ich aber mehr Zeit.

Und da ich sowieso immer sage, die meisten lernen zu viel und üben zu wenig, durch das ständige Üben, ja, irgendwann hast du die Sachen, dass die dir wirklich kommen. Oder welcher Paragraf, in welchem Paragrafen etwas ist. Wenn ich aber direkt gelernt habe, direkt im Paragraf X steht das und das, habe ich ein Problem, wenn ich den Paragrafen X irgendwann nicht mehr kann.

Wenn ich aber ursprünglich diesen Paragrafen X immer wieder gesucht habe über die Inhaltsübersicht, über mein Systemverständnis und gemerkt habe, okay, wenn das jetzt das ist, dann muss es dort sein. Und irgendwann als Nebenprodukt, ich weiß, welche Hausnummer das ist, dann werde ich auch nicht aufgeschmissen sein, wenn im Falle des Falles ich dann die Zahl nicht mehr hinkriege oder ich gucke auf das, was ich meinte, das war die Zahl und ich finde es nicht, dann gehe ich wirklich wieder dann zur Inhaltsübersicht und finde es. Und ja, ich gebe zu, es gibt einige wenige, wirklich sehr, sehr, sehr, sehr wenige Punkte, die man sich wirklich eintauchen muss, weil sie sich nicht aus der Logik erklären.

Aber selbst da ist dann insofern eine Logik dahinter, dass man weiß, das sind wirklich die umgekehrten Unicorns quasi, umgekehrt, weil Unicorn ja eigentlich was Gutes sein soll, also die Umgekehrten, die wirklich sonst nicht greifbar wären. Auch die haben dann ein verbindendes Merkmal, das man dann emotionalisieren kann und so weiter und so fort. Also, auswendig können als Endprodukt des vorherigen Übens und Verstehens sehr, sehr, sehr gerne, weil dadurch, dass es irgendwann so verfestigt ist, dass man es kann, das Verstanden haben davor und das Üben nicht weggehen, das heißt Reproduzierbarkeit plus du merkst, wenn etwas fehlt.

Da kann ich ein Beispiel geben, als ich mal Geschichte geschrieben hatte in Griechenland, eine Klausur, und da wurde Geschichte damals so abgefragt, dass es wirklich reines Wissen war, nicht Kritisches, sondern was war davor, was war dagegen, danach was, was ich und hier und da. Und ich hatte wirklich auswendig gelernt. Und dann komme ich nach Hause und dann gucke ich mir an und ich merke, ich habe drei Sätze vergessen.

Deswegen bin ich nicht durchgefallen, aber wie bescheuert ist denn das? Ich habe drei Sätze vergessen, weißt du? Das war mir gar nicht aufgefallen, das habe ich nur gesehen, als ich ins Buch reingeschaut habe.

Hätte ich diese drei Sätze aber belegt mit Inhalt dessen derart, dass ich versucht hätte, sie einzuordnen, warum ist das so? Dann wäre mir das nicht passiert, dann hätte ich schon gemerkt, dass mir etwas fehlt. Ob ich das auf jeden Fall auch hätte reproduzieren können, ist die Frage, aber ich hätte eine bessere Ausgangsposition.

Nun ist das jetzt bei Geschichte, je nachdem, was dir als Aufgabe gegeben wird, wenn es heißt, lern 500 Seiten das Geschichtsbuch durch, dann wird das vermutlich gar nicht gehen, dass man jeden Satz wirklich dann so übt und hinterfragt. Aber in Jura ist das nicht so. In Jura ist es nicht so, dass man sagt, es gibt Lehrbücher, die sind 500 Seiten lang.

Es ist aber nicht gewährleistet, wenn du die auswendig können würdest, dass du einen Fall lösen würdest. Denn die Lehrbücher, die geben dir ja nur das theoretische Wissen und dann musst du es anwenden. Wenn du auswendig gelernt hast, wie du Liegestütz richtig machst, ist nicht gesagt, dass du die auch wirklich so machen kannst.

Ergo ist die Situation dann nicht vergleichbar. Warum habe ich das Beispiel gebracht? Ich habe es gebracht, um dir zu erklären, wie hilflos das Hirn ist und wie ausgeliefert, wenn es lediglich auswendig gelernt hat.

Wenn es etwas auswendig kann als Nebenprodukt und deswegen wäre mir lieber als auswendig, wäre mir lieber zu sagen, abrufbare Kenntnis, unmittelbare Abrufbarkeit wäre mir lieber, als ich kann es auswendig. Und wie sieht es jetzt aus mit den Definitionen? Auch dort, da ist es natürlich, es sind weniger, da ist es eher unproblematisch, wenn man sie auswendig lernt.

Warum sollte man aber, warum sollte man sie nicht verstehen? Immer wieder verweise ich auf die Podcastfolge, ich weiß gar nicht, welche das war, wo ich dargestellt habe, wie ich mir irgendwann selber beigebracht habe, die Definition der arglässigen Täuschung. Ich konnte sie davor ums Verrecken, konnte ich sie mir nicht merken, bis ich sie irgendwann im Grundkurs 1 im 1.

Semester lehren wollte. Und ich wollte, dass verstanden wird, und ich wollte heranführen, einen Punkt nach dem anderen. Und da merkte ich, ah, und jetzt habe ich eine, und die kann ich dann immer umgekehrt von den Einzelelementen reproduzieren, in feiner und gediegener formuliert.

Und in letzter Zeit, da ich viele Kurse halte, habe ich die so oft verwendet, dass ich momentan sie sogar auch als Nebenprodukt relativ fertig abrufbar habe. Jederzeit, wenn das aber mal anders sein sollte, kann ich kurz innehalten und sie selber reproduzieren. Und das ist das, wozu ich dich ermutigen möchte, dass du ab jetzt nie als Ziel hast, etwas auswendig zu erlernen.

Auch nicht Definitionen, maximal Definitionen, aber am besten auch nicht Definitionen. Dein Ziel ist, zu verstehen, zu lernen, zu reproduzieren. Und wenn du dann so oft geübt hast, dass das unmittelbar abrufbar ist, umso besser, dann kann ich wirklich meinem guten Freund und Kollegen recht geben, etwas unmittelbar abrufbar zu haben, ist ganz genial.

Es spart Zeit und es kann dir nichts passieren, denn dann wirst du auch merken, wenn irgendwas fehlt oder so nicht stimmt. In diesem Sinne, bis zur nächsten Woche. Danke fürs Zuhören.

Ich bin Panajota Lakkis von Jura Meistern.

Dr. iur. habil. Panajota Lakkis

Ehemalige Universitätsprofessorin & Prüferin. Ergo weiß ich genau, was du brauchst in deinem Jurastudium. In meinen Kursen lernst du, Jura zu verstehen. Im Podcast (Standorte im Player) und auch auf YouTube kannst du nach Lust und Laune stöbern. Du kannst auch mehr über mich erfahren. Oder ab und zu eine Mail mit juristischen und jurafreien Goodies erhalten.

Mein aktuelles Motto: Was wäre, wenn?

Meine Überzeugung: Jura macht ab dem Moment Freude, in dem du die Zusammenhänge verstehst.

Ich kann dir helfen, (wieder) Freude an Jura zu finden.

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