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Nach der Klausur ist vor dem Mündlichen…

von Mrz 21, 2018Übergreifendes

Und irgendwann ist die letzte Klausur geschrieben. Warum stellt sich jetzt keine Euphorie ein, sondern eher ein Schleudergang der Gefühle?

Erst einmal: Das ist normal! Und wenn du weißt, was höchstwahrscheinlich auf dich zukommt, dann wird dich die teilweise seltsame Stimmungslage nicht weiter beunruhigen. 

 

Was kommt also auf dich zu? Dass man erst einmal in ein tiefes Loch fällt, nachdem man einen großen Meilenstein erreicht hat, ist üblich und bekannt. Man ist “Flasche leer” und zuvor nur auf Reserve gefahren, das ist der erste Grund. Warum ist man aber nicht nur kaputt, sondern manchmal regelrecht deprimiert?

Der generische Grund ist, dass man auch emotional ausgelaugt ist. Auch emotional/mental ist man auf Reserve gefahren, jetzt auf einmal muss man sich nicht zusammenreißen, der Damm bricht. Das gilt für alle und für alle großen Herausforderungen.

Für dich in der Examenssituation kommt es allerdings noch eine Stufe komplizierter: Erstens brauchst du zusätzlich zu den Klausuren noch die mündliche Prüfung und auch die Universitätsprüfung. 

Zweitens (und das ist der springende Punkt) kann du selbst die Klausuren nicht bereits ganz abhaken, denn du weißt noch nicht, ob du bestanden hast bzw. welche Note du erzielt hast. D.h. du gehst raus nach mehreren Tagen brutaler Anspannung und bist trotzdem auch bezüglich der Klausuren noch im Unvollendetheitsmodus. Und der bringt noch eine Herausforderung mit sich: Typischerweise macht man sich (gegenseitig) nach den Klausuren verrückt. 

Was hast du geschrieben? 

Was meinst du sollten wir schreiben? 

Oje, ich habe das nicht geschrieben! 

Ich habe etwas falsch!” 

Und so weiter….

In dieser Verfassung, wo du a) körperlich fertig und b) emotional noch fertiger bist, musst du jetzt für die mündliche Prüfung lernen. Vor der du im Zweifel noch größere Angst hast. Weil du vielleicht zig Klausuren geschrieben hast, aber selten mündlich “geprüft” wurdest.

So ist die Lage. Und du kannst sie nicht verändern. Du kannst aber sehr viel tun, um die Zeit zwischen den beiden Prüfungen optimal zu nutzen.

Schritt 1: Du nimmst dir mindestens eine Woche (besser: zwei) eine absolute Auszeit von Jura. Lass es dir gut gehen! Ernähre dich gut und gesund, bewege dich viel, lies und/oder höre Musik, treffe Freunde. Räume deinen Arbeitsplatz aus, ebenfalls deine Wohnung/dein Apartment/dein Zimmer. Fahr ein paar Tage weg.

Schritt 2: Absoluter Besprechungsstopp bezüglich der Klausuren. Du kannst jetzt nichts mehr beeinflussen. Also verbanne die Sachverhalte, was du geschrieben hast und auch was andere meinen, was du hättest schreiben sollen, von deinem Kopf. Wenn du meinst, du würdest platzen, besprich einen Tag lang extensiv und exzessiv, dann ist aber jegliche Besprechung der Klausuren Tabu.

Schritt 3: Beginn zu lernen für die mündliche Prüfung.

3a) Denk daran, dass du für eine mündliche Prüfung ganz anders lernen musst als für eine Klausur. Das gilt in zweifacher Hinsicht: Jetzt werden andere Fertigkeiten von dir erwartet. Außerdem hast du in der mündlichen Prüfung nicht Zeit, im stillen Klausurenkämmerlein zu überlegen, sondern musst sofort bzw. zeitnah etwas sagen. Übe das! Dafür brauchst du eine(n) Sparringpartner(in). Z.B. in der Lerngruppe.

3b) Tatsächlich ist es jetzt sinnvoll, sich die neueren Entwicklungen/Entscheidungen anzuschauen. Aber nicht auswendig lernen! Stattdessen musst du üben, die neueren Entscheidungen als Ausgangslage zu nehmen, um darüber zu diskutieren. Beherrscht du letzteres, wird es dir nicht das Genick brechen, wenn du die Entscheidung, die die Prüfer eventuell als Aufhänger nehmen, nicht kanntest. Auch Punkt 3b) funktioniert am besten mit einem/r Sparringpartner(in).

Begleitend: Jetzt kommt es noch mehr darauf an, dass du am Prüfungstag nicht “fertig” bist. Denn du musst in der mündlichen Prüfung agil denken und “handeln”. Achte also die ganze Zeit auf dich! Ja, auch auf die Pausen!

Transkript

Bitte beachte, dass dieses Transkript maschinell erstellt wurde.

Nach den Klausuren ist vor der mündlichen Prüfung. Heute geht es darum, was dich in dieser Phase erwartet und wie du sie am besten durchlebst. Hallo und herzlich willkommen bei Juraexamen Stressfrei.

Im Podcast wird dir Anregungen geben, du ahnst es, wie du stressfrei durchs Examen gehen kannst. Ich bin Panajota Lakkis, ehemalige Professorin und Prüferin, Autorin, Examenscoach und Hinterfragerin aus Leidenschaft. Packen wir es an.

Nun hast du also irgendwann die letzte Klausur geschrieben und irgendwie hast du dir die Zeit danach anders vorgestellt. Sehr oft stellt sich nämlich gar keine Euphorie ein, sondern eher ein Schleudergang der Gefühle. Manchmal durchaus auch wirklich kombiniert mit Euphorie.

Erst einmal kann ich dich beruhigen, das ist völlig normal und wenn du weißt, dass das höchstwahrscheinlich auf dich zukommt, dann wird dich deine teilweise doch ziemlich merkwürdige Stimmung auch nicht weiter beunruhigen oder beeinträchtigen. Was kommt also jetzt alles auf dich zu? Dass man sehr oft erst einmal in ein tiefes Loch fällt, nachdem man einen großen Meilenstein erreicht hat, das ist bekannt, weil es eben auch sehr üblich ist.

Man ist flascheleer und weil man davor nur auf Reserve gefahren ist, ist das schon eine physische Angelegenheit. Man ist aber nicht nur physisch kaputt und leer, sondern manchmal auch regelrecht deprimiert. Der Grund dafür ist, dass man auch emotional ausgelaugt ist.

Man ist auch in dieser Hinsicht auf Reserve gefahren und jetzt auf einmal muss man sich nicht mehr zusammenreißen und der Damm bricht. Und das gilt für alle und für alle großen Herausforderungen. Für dich in der Examensituation kommt es allerdings noch eine Stufe dicker, denn erstens brauchst du zusätzlich zu den Klausuren noch die mündliche Prüfung und dann auch die Universitätsprüfung.

Und zweitens, und das ist eher der springende Punkt, kannst du selbst die Klausuren noch nicht bereits ganz abhaken. Du weißt nämlich noch nicht, ob du bestanden hast, beziehungsweise welche Note du erzielt hast. Du gehst also raus nach mehreren Tagen brutaler Anspannung und bist trotzdem auch bezüglich der Klausuren noch weiterhin im Unvollendetheitsmodus.

Und der bringt noch eine Herausforderung mit sich, denn typischerweise macht man sich gegenseitig nach den Klausuren verrückt. Da wirbeln Fragen rum, was hast du geschrieben, was meinst du sollten wir schreiben, oh je, das habe ich nicht geschrieben, ach du Schande, ich habe das falsch und so weiter und so fort. Und so bist du jetzt in einer Verfassung körperlich fertig und emotional noch fertiger und jetzt musst du für die mündliche Prüfung lernen.

Und im Zweifel hast du vor der mündlichen Prüfung nur noch größere Angst als vor den Klausuren, weil du vielleicht zig Klausuren geschrieben hast, aber selten mündlich geprüft wurdest im Studium. So ist jetzt die Lage und du kannst sie nicht verändern. Du kannst aber sehr viel tun, um diese Zeit zwischen den beiden Prüfungen optimal zu nutzen.

Ich teile das mal ein in drei Schritte, von denen Schritt 3 zwei Unterschritte hat. Schritt 1 ist, du nimmst dir erstens mindestens eine Woche frei, besser noch zwei. Und zwar meine ich damit eine absolute Auszeit von Jura.

Lass es dir in dieser Zeit gut gehen. Ernähre dich gut und gesund, bewege dich viel, lies, höre Musik, treffe Freunde, alles das, was dir Freude tut und was deine Batterien wieder auflädt. Es ist auch ratsam, deinen Arbeits- und Lernplatz aufzuräumen, ebenfalls deine Wohnung oder je nachdem, wo du wohnst, ein Apartment oder dein Zimmer in der WG.

Nicht schlecht ist auch, ein paar Tage wegzufahren. Ich würde nicht empfehlen, die ganze Zeit wegzufahren. Meistens ist es ganz gut, wenn man auch zu Hause sich erst einmal sammelt und ankommt.

Dieser Schritt ist wichtig, um aus der vorhin beschriebenen Schleudergang-Situation rauszukommen. Schritt 2, der zeitgleich ist mit Schritt 1, auch sich überlappt, ist ab jetzt ein absoluter Besprechungsstopp bezüglich der Klausuren. Du kannst jetzt gar nichts mehr beeinflussen.

Verbanne am besten die Sachverhalte, verbanne, was du geschrieben hast, verbanne erst recht, was andere meinen, dass du hättest schreiben sollen von deinem Kopf. Wenn du meinst, das klappt nicht und du müsstest platzen, wenn du nicht darüber sprichst, dann macht es einen Tag lang exzessiv und extensiv, dann ist aber wirklich jegliche Besprechung tabu. Wenn jemand das Thema anspricht, dann sagst du, darüber spreche ich nicht oder ich kann mich nicht mehr erinnern oder was auch immer.

Jetzt hast du eine Ausgangslage geschaffen und es geht an den Schritt 3. Du beginnst zu lernen für die mündliche Prüfung und jetzt denke daran, dass du für die mündliche Prüfung ganz anders lernen musst als für eine Klausur. Und zwar in zweifacher Hinsicht.

Erstens werden jetzt ganz andere Fertigkeiten von dir erwartet. Außerdem hast du in der mündlichen Prüfung nicht die Zeit im stillen Kämmerlein zu überlegen, sondern du musst sofort beziehungsweise ziemlich schnell etwas sagen. Das musst du jetzt üben und dafür brauchst du einen Sparringpartner oder eine Sparringpartnerin.

Das kann zum Beispiel sehr gut ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin in der Lerngruppe sein. Einige Universitäten bieten auch Simulationen mündlicher Prüfungen an. Vielleicht beziehungsweise optimalerweise hast du eine solche bereits gemacht, aber spätestens jetzt, wenn eine angeboten wird, würde ich dieses Angebot in Anspruch nehmen.

In inhaltlicher Hinsicht ist es jetzt sinnvoll, sich die neueren Entwicklungen und Entscheidungen anzuschauen, aber es bringt dir wenig, diese auswendig zu lernen. Stattdessen musst du üben, die neueren Entscheidungen als Ausgangslage zu nehmen, um darüber zu diskutieren. Ein bisschen ähnlich, wie ich das mache im Prinzip, wenn ich dir die neuen Urteilshäppchen vorstelle, wo ich von einem Thema zum anderen rüberspringe.

Das ist auch eine sehr beliebte Taktik in der mündlichen Prüfung. Wenn du das gut kannst, das heißt, assoziativ über eine Entscheidung zu diskutieren und nicht sie runter zu spulen, dann wird es dir auch mit Sicherheit nicht das Genick brechen, wenn du mal eine Entscheidung, die der Prüfer als Aufhänger nimmt, nicht kanntest. Auch dieser Punkt funktioniert besser mit einem Sparringpartner oder einer Sparringpartnerin, aber das kannst du durchaus auch alleine üben.

Denk daran, dass es jetzt für die mündliche Prüfung noch mehr darauf ankommt, dass du am Prüfungstag nicht fertig bist. Du musst in der mündlichen Prüfung agil denken und auch reagieren und das kannst du noch weniger in einem fertigen Zustand als dich zusammenreißen, um eine Klausur zu schreiben. Achte also die ganze Zeit auf dich und achte auch auf die Pausen.

Das waren meine Gedanken zu der Zeit zwischen den zwei Prüfungen. In der nächsten Folge wird es darum gehen, wie du mit dem Zeitraum umgehst, wenn die Ladung bereits angekommen ist und es jetzt wirklich ganz ernst wird mit der mündlichen Prüfung. Ich bin Panajota Lakkis und ich hoffe, ich habe dir heute eine Anregung gegeben, wie du deine Examensvorbereitung ein kleines Stückchen stressfreier machen kannst.

Denk daran, es liegt in deiner Hand. Also pack’s an. Wir hören uns in der nächsten Episode.

Dr. iur. habil. Panajota Lakkis

Ehemalige Universitätsprofessorin & Prüferin. Ergo weiß ich genau, was du brauchst in deinem Jurastudium. In meinen Kursen lernst du, Jura zu verstehen. Im Podcast (Standorte im Player) und auch auf YouTube kannst du nach Lust und Laune stöbern. Du kannst auch mehr über mich erfahren. Oder ab und zu eine Mail mit juristischen und jurafreien Goodies erhalten.

Mein aktuelles Motto: Was wäre, wenn?

Meine Überzeugung: Jura macht ab dem Moment Freude, in dem du die Zusammenhänge verstehst.

Ich kann dir helfen, (wieder) Freude an Jura zu finden.

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